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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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das Werk des Herrn. Daraufhin argwöhnten alle, die Katholiken hätten ihnen ein Schnippchen geschlagen, und wollten die Eröffnung nun an ihrem heiligen Wochentag haben. Der Kompromiss war der jüdische Sabbat, weil dieser Glaube der Urquell, der älteste sei (»Alter vor Schönheit«, wie ein Kardinal witzelte). Die strenggläubigen Juden tobten, die Palästinenser sagten, das sei ein Komplett der Israelis, aber das Organisationskomitee ließ sich nicht beirren.
    Das waren nur einige der Probleme, die vor Beginn der Konferenz ausgeräumt werden mussten. Auch die Wahl des Veranstaltungsorts für das Friedenskonzert, das zeitgleich zur Eröffnung stattfinden soll, war nicht unumstritten. Doch dann machte jemand einen Vorschlag, dessen Logik sich niemand entziehen konnte: Bethlehem ist für die Christen der Geburtsort Jesu, für die Juden ist es die Stadt Davids, und es liegt in der Gerichtsbarkeit des islamischen Staats Palästina. Das muss zur Abwechslung eine Frage gewesen sein, in der die Einigung leicht fiel.
    Auf diesem Friedenskonzert würde Becca de Lacy auftreten, fiel Jane wieder ein, als sie den Artikel las. Doch während sie die Zeitung faltete und in die Sitztasche vor ihr stopfte, beschloss sie, alle weiteren Stichworte aus dieser Ecke zu ignorieren.

55
    I hre Rolle in der Geschichte war bereits festgelegt. Das erleichterte es ihr, die Last zu tragen, den Schmerz zu erleiden, das Eindringen in ihren Körper zu erdulden.
    Im Spiegel hob sich der kleine blaue Edelstein in ihrem Nabel von der Röte der gereizten Haut dahinter ab. Sie tastete ihren Bauch ab. Da drinnen war etwas, befestigt an dem Knopf in ihrem Nabel, es war teils fest, teils flüssig. Was benutzte man bei Implantaten? Sie fuhr den Umriss mit ihren Zeigefingern nach. Es hatte etwa den Durchmesser von… Sie hakte ihren BH auf und fuhr mit den Fingern um die fast glatten Kugeln ihrer Brüste, frei von jeder Verfärbung oder unerwünschten Erhebung. Wie blasse Nektarinen, dachte sie, sogar was die einwärts geschlagenen Falten anging, über denen sich die Brustwarzen befunden hatten.
    Sie hatte ein nabelfreies Top getragen, um an den elektronischen Sicherheitschecks auf den Flughäfen vorbeizukommen. Der Nordire hatte ihr entsprechende Anweisungen gegeben.
    »Lass sie sehen, dass du einen hübschen kleinen Nabelschmuck trägst, lächle und spazier einfach durch. Nach der Landung gehst du in die Ankunftshalle. Dort wirst du abgeholt und bekommst Tickets und alles, was du sonst brauchst. Deine Kontaktpersonen werden sich nicht namentlich ausweisen. Such dir eine Toilette und tu, was du tun musst. Dann checkst du wieder ein. Die andern fliegen mit derselben Maschine, aber nicht neben dir. Benutz immer deinen irischen Pass. Nimm weder telefonisch noch auf andere Weise zu irgendwem Kontakt auf, es sei denn, es ist ausdrücklich erlaubt.«
    Sie setzte sich aufs Bett, von wo aus sie sich noch immer im Spiegel sehen konnte. Sie fühlte sich jetzt beinahe in Hochstimmung. Da war nur eine Sache. Dieser Priester, von dem sie ihr erzählt hatten. Eine Gefahr, nicht nur für sich selbst, sondern auch für jemand anderen. Konnte sie wirklich gar nichts tun? Es war einen Versuch wert. Aber sie würden sie beobachten und belauschen.

56
    A ls Janes Flugzeug in Verona landete, erwachte Becca de Lacy gerade fröstelnd aus einem Mittagsschlaf in ihrer Hotelsuite in Istanbul. Sie war nach einem langen Flug aus Los Angeles an diesem Morgen eingetroffen. George Masterson hatte sie in einer Limousine abgeholt und zum Hotel gebracht, wo er und Beccas Tourmanager schon am Vortag Zimmer bezogen hatten. Für diesen Nachmittag war noch eine Probe im Galatasaray-Stadion geplant, zur Vorbereitung auf das Konzert am folgenden Abend. Es war ihr erster Liveauftritt seit Jahren, und sie hatte zwar schon in L. A. mit ihren Begleitmusikern geübt, aber es war wichtig, dass sie das Programm in voller Länge am Veranstaltungsort noch einmal durchgingen und sich nicht nur auf einen Soundcheck am Nachmittag verließen. Außerdem gab es einige knifflige visuelle Effekte, die ein präzises Timing erforderten. In Wirklichkeit war all das aber nur eine Probe für das Konzert in Israel, das am Wochenende stattfand und live in die ganze Welt übertragen wurde. Ohne ein bisschen Schlaf wäre sie bis zum Nachmittag fix und fertig gewesen. George hatte Vorsorge getroffen, dass sie um zwei Uhr abgeholt wurde.
    Nachdem sie einen seidenen Morgenrock übergestreift und ihr Frösteln auf die

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