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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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in der Bank saß, das Gesicht ihr zugewandt – der Mann mit der grünen Jacke, der, dem sie im Bus begegnet war!
    Unwillkürlich wich sie zurück, während der Mann aufstand und in den Mittelgang stolperte, wo er halb im Laufschritt der Kirchentür zustrebte. Bevor er hinausging, wandte er noch einmal den Kopf und starrte sie wütend an.
    Erschrocken von dieser Begegnung, war sie froh, Stimmen von ihrer Seite des Hauptaltars zu hören. Zwei Männer tauchten, in ein Gespräch vertieft, aus einer Seitentür auf. Der eine war groß, kräftig gebaut, schütteres Haar, glatt rasiert; der andere war mittelgroß, mit dunklen Wuschelhaaren und einem kurz geschnittenen Bart. Sie ging rasch auf die beiden Männer zu, wobei sie bemerkte, dass der größere eine Krawatte unter einem schweren Mantel trug, der bärtige dagegen ein Hemd mit offenem Kragen und eine schwarze Lederjacke; von einem Priesterkragen war bei beiden nichts zu sehen.
    Die Männer bemerkten, dass die Frau, die auf sie zukam, ein bisschen außer Fassung war.
    »Hallo, alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte der kleinere Mann und trat auf sie zu. Die braunen Augen mit den feinen Falten rundherum wirkten freundlich und humorvoll.
    »Ja, ich bin nur… ich warte auf Pfarrer Lavelle… ich habe gerade so vor mich hin geträumt, und da hat mich ein Mann ein bisschen erschreckt… haben Sie ihn gesehen? Ich wusste nicht, dass er da war… ich habe ihn im Bus auch schon gesehen, und ich…«
    »Ich bin Liam Lavelle. Jane Wade, hab ich Recht?«
    »Ja.«
    Er streckte die Hand aus; sein fester Griff und das entgegenkommende Lächeln beruhigten sie.
    »Hat er Sie bedroht?«, fragte der größere Mann.
    »Das ist Detective Inspector Dempsey«, sagte Lavelle schnell.
    »Nein… nein… ich war nur so überrascht, das ist alles. Ich habe ihn neulich im Bus nach Kilbride schon gesehen. Er benahm sich ein wenig sonderbar.«
    »Dann mach ich mich mal auf den Weg«, sagte Dempsey.
    »Wir sehen uns später, Herr Pfarrer.«
    Er nickte Jane zu, zog sein Handy aus der Innentasche und entfernte sich.
    »Nun, Jane, was kann ich für Sie tun?«
    »Es geht um meine Schwester. Es könnte sein, dass sie in Schwierigkeiten ist. Die Sorte Schwierigkeiten, mit denen Sie sich auskennen, so viel ich weiß.«
    »Gehen wir ins Haus hinauf«, sagte Lavelle und bugsierte sie sanft in Richtung Mittelgang. »Tut mir leid, dass ich nicht da war, als Sie geläutet haben. Hat Charlie Ihnen Bescheid gesagt?«
    Sie beschrieb den Mann, der sich aus dem Fenster gelehnt hatte.
    »Das ist allerdings Charlie, aber ich bringe den Halunken um – er sollte mein Haus hüten, stattdessen hat er sich zu einem Nickerchen in mein Gästebett gelegt!«
    Auf dem Weg aus der Kirche fiel ihm erst auf, wie hübsch und zierlich die Frau war. Leuchtende grüne Augen, kupferfarbenes Haar, das zu einem langen Zopf geflochten war, ein Hauch von Parfüm, das ihn aus irgendeinem Grund an die sommerlichen Lichtreflexe auf einem Fluss denken ließ. Vorübergehend stieg die Erinnerung an einen anderen Duft auf, einen schweren, widerlichen, verschwand aber schnell wieder.
    »Sieht nach Schnee aus«, sagte er, als sie ins Freie traten. Sie sah zu dem elfenbeinfarbenen Himmel empor, der sich hinter den Dächern zu einem satten Purpur verdunkelte.
    »Heute Morgen habe ich auf den Hügeln Schnee gesehen. Ich hoffe, wir kriegen welchen, ich liebe Schnee«, sagte Jane fröhlich.
    »Ich auch, allerdings habe ich keinen richtig starken Schneefall mehr erlebt, seit ich aus den Staaten zurück bin. Aber vielleicht haben wir heute Glück, es ist ja noch Zeit.«
    Als er die schweren Türen absperrte, fragte Jane, ob das Gebäude seit der Entdeckung der Leiche ständig geschlossen gewesen sei.
    »Wir haben die Morgenmesse in die Klosterkapelle verlegt, deshalb sind die einzigen Leute, die hier ein und aus gehen, die Polizisten von der Garda; die restliche Zeit schließen wir die Kirche ab. Ich habe es heute nur vergessen. Dempsey wollte sich noch einmal umsehen, also sind wir auf diesem Weg hineingegangen, weil die Seitentür beim Glockenturm noch gesperrt ist. Dann haben wir uns bei einer Tasse Kaffee in der Sakristei unterhalten – während dieser Zeit müssen Sie gekommen sein. Sie denken immer noch an den Mann, dem Sie begegnet sind, hab ich Recht? Ich würde mir nicht den Kopf darüber zerbrechen – wahrscheinlich hat er nur für das arme Mädchen gebetet.«

12
    A ls Detective Inspector Dempsey auf dem Weg ins Polizeirevier von Lucan

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