Die Keltennadel
war, meldete sich Taaffe über sein Mobiltelefon. »Wir haben ihn überprüft, Kevin, er ist aus Kilbride, er ist –« Die Verbindung brach ab.
Taaffe war mit dem Ortspolizisten in einem zivilen Fahrzeug auf der anderen Straßenseite gesessen, als der Mann mit der Armeejacke die Kirche verlassen hatte. Der Mann war nicht auf die Straße hinausgegangen, sondern durch den Parkplatz auf das Gelände der nahen Klosterschule. Als Dempsey von der Kirche aus anrief, hatte der Polizist die Verfolgung bereits aufgenommen.
Er parkte und versuchte Taaffe zurückzurufen, aber das Mobilnetz schien in dieser Gegend zusammengebrochen zu sein. Schließlich zündete er sich eine Zigarette an und ging in Gedanken noch einmal die Unterhaltung durch, die er mit Pfarrer Lavelle in dem kleinen Abstellraum hinter der Sakristei geführt hatte, wo nur Kaffee und ein winziger Heizstrahler sie wärmten. Sie waren zusammen zur Kirche gegangen, weil Dempsey hoffte, von diesen langen Wachsdochten, die man zum Anzünden verwendet, einen oder mehrere zu finden, die benutzt waren. Vergeblich. In der Schublade, in der sie aufbewahrt wurden, lagen einige Originalverpackungen und ein offenes Paket, aber alle Dochte waren unbenutzt. Lavelle hatte gefragt, warum er so an ihnen interessiert sei.
»Mrs Luby erinnert sich, dass sie nach der Hochzeit einen weggeworfen hat, der bis auf einen Stummel heruntergebrannt war«, erklärte Dempsey. »Sie hat noch überlegt, dass sie für die Messe am Tag der heiligen Brigitta einen neuen brauchen würde. Wenn wir also einen oder mehrere benutzte Dochte fänden, wüssten wir, dass in der Nacht, in der Sie die Leiche entdeckt haben, die Kerzen damit angezündet wurden.«
»Und was würde Ihnen das verraten?«
Fragte der Priester aus echtem Interesse, oder hatte er einen anderen Grund?
»Angenommen, wir fänden eine ganze Reihe von teilweise heruntergebrannten Dochten, dann würde das darauf hinweisen, dass mehrere Personen die Kerzen angezündet haben. Oder wir könnten aus einem benutzten Docht errechnen, wie lange der Täter gebraucht hat, sie anzuzünden. Das alles trägt dazu bei, dass wir uns ein Bild machen können… und wer weiß, vielleicht würden sich in dem Wachs sogar Fingerabdrücke finden.«
Er war sich darüber im Klaren, dass er Lavelle in die Überlegungen der Polizei einweihte. Auch wenn die Hausdurchsuchungen keinen der drei Priester belastet hatten, würde Taaffe trotzdem nicht wohl dabei sein. Aber die Tage vergingen, und bisher kamen sie nur langsam voran. Er erwähnte den Stiefelabdruck.
»Sie reden jetzt also von einem Verdächtigen, im Gegensatz zu einer Gruppe oder Sekte?«
»Nach der bisherigen Beweislage scheint nur eine Person die Aktivitäten hier in der Kirche ausgeführt zu haben, aber das schließt nicht aus, dass eine Gruppe hinter dem Mord steckt. Wir wissen, dass Sarah selbst keine Verbindung zu irgendwelchen merkwürdigen Sekten hatte, tatsächlich war sie eine fromme Katholikin und sogar ein paarmal in Lourdes – als eine von diesen jungen Freiwilligen, die den Gebrechlichen helfen. Fakt ist, sie wurde entführt, vergewaltigt und ermordet, ein zufälliges Opfer, wie es aussieht. Aber warum sollte ein Einzeltäter sich so viel Mühe machen, sie als kultisches Opfer zu präsentieren? Wäre es da nicht wahrscheinlicher, dass eine Gruppe mit bizarren religiösen Überzeugungen ein, zwei Mitglieder losgeschickt hat, damit sie die Zeremonie hier ausführen?«
»Sie hören sich an, als würden Sie von einer bestimmten Theorie ausgehen.«
»Ich versuche nur, mich in einem äußerst sonderbaren Fall zurechtzufinden – mir ist jedenfalls bisher nichts Vergleichbares untergekommen. Es gibt allerdings eine Verbindung, der ich nachgehen möchte, eine sehr dürftige, muss ich gestehen. Haben Sie je vom Zehnten Kreuzzug gehört?«
»Nur insofern, als man Opus Dei manchmal vorwirft, sie hätten damit zu tun – eine Art anhaltender Versuch, dem Islam entgegenzuwirken. Mehr eine Idee als eine Organisation.«
»Jedenfalls sind wir letztes Jahr auf einen Haufen, der sich der ›Zehnte Kreuzzug‹ nennt, aufmerksam geworden, als eines der Mitglieder einen Moslem angegriffen hat, in dessen Haus an der South Circular Road er eingebrochen war. Wie es aussieht, unken sie vom Ende der Welt und sind außerdem antiislamisch eingestellt. Dieser Wayne – genannt Wayno – Bonner hat den Moslem gefoltert, einen Algerier namens Bourada. Zu den kreativeren Dingen, die er ihm antat, gehörte,
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