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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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bedeutet auch, dass irgendwer am Ende zwangsläufig Recht behält«, scherzte er.
    Das war Dempsey zu hoch. »Ich verstehe. Was ist mit der Beschreibung des Ritualmordes – hat es bei Ihnen geklingelt, als uns Bonner damit konfrontiert hat?«
    »Er muss von dem Mord an Sarah Glennon gelesen oder gehört haben, und dann hat er es mit Aussagen vermischt, die er aus diesem Bourada herausgepresst hat. Dass Moslems Maria verachten würden, ist zum Beispiel Unsinn. Weil sie nämlich glauben, dass sie tatsächlich die Mutter Jesu ist, nur ist das ihrer Überzeugung nach durch Allahs Wille geschehen, nicht durch direkte Einmischung unseres Herrn.«
    »Und das Zeichen auf Sarahs Leichnam?«
    »Denken Sie darüber nach. Bonner hinterlässt sein Markenzeichen auf den Leuten, die er angreift. Was wird er dann wohl auftischen, wenn er sich ein neuerliches gewalttätiges Szenario vorstellen muss?«
    »Hmm…« Dempsey überlegte einige Augenblicke. »Und warum glauben Sie, war er so aggressiv gegen Sie?«
    »Er wollte mich nur irgendwie drankriegen, aus Gründen, die nur er kennt. Manche von diesen Bibelbewegungen sind sehr antiklerikal eingestellt… wahrscheinlich hat er davon was aufgeschnappt.«
    Dempsey schien sich mit Lavelles Erklärung zufrieden zugeben.
    »Aber was ist mit dem Dschihad, von dem er gefaselt hat? Haben Sie sich den Hintergrund seines Opfers einmal angesehen?«, wollte der Priester wissen.
    »Ja. Professor Khaled Bourada… der arme Kerl war eigentlich Universitätsdozent und Koranexperte. Anscheinend hielten ihn die Fundamentalisten in Algerien ebenfalls für gefährlich – für gefährlich liberal. Sonst ist nichts über ihn bekannt. Er ist kurz nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus wieder nach Algerien gezogen.«
    »Vermutlich fühlte er sich dort sicherer«, sagte Lavelle mit einem bitteren Lachen. »Und wie geht es nun weiter?«
    »Wir werden unverzüglich diesem James Turner einen Besuch abstatten.« Er sah auf die Uhr. »Oder jedenfalls gleich morgen.«
    »Wozu und warum wir ?«
    »Um diesem Kauderwelsch auf den Grund zu gehen. Wenn der Zehnte Kreuzzug ein ureigenes Interesse daran hat, antiislamische Gefühle zu entfachen, dann könnte Sarahs Tod genau das gewesen sein, was sie gebraucht haben, falls Sie mir folgen können.«
    »Und warum wir ?«
    »Weil es hilfreich ist, zu wissen, dass jemand nicht von einem australischen Bier phantasiert, wenn er dreimal ein X aufs Papier malt. Oder wenn einer mit Zitaten wie von dieser Hildegard anfängt – wer war das übrigens?«
    »Die heilige Hildegard – Mystikerin, Musikerin und apokalyptische Seherin, ist vor fast neunhundert Jahren gestorben. Das ist alles, was Sie im Augenblick von ihr wissen müssen.«

16
    W ährend Lavelle durch leichte Schneegestöber nach Kilbride zurückfuhr, dachte er über den Mischmasch an Prophezeiungen vom Ende der Welt nach, die sie im Gefängnis gehört hatten. Das, was man korrekt als »Apokalyptische Eschatologie« bezeichnete, hatte seine Aufmerksamkeit in den vergangenen Jahren mehr beansprucht, als ihm lieb war. Seit den Anfangszeiten seiner Beschäftigung mit ausgefallenen Sekten bei Cultwatch hatte er erlebt, wie die Leute immer empfänglicher für das Endzeitfieber wurden, je näher das Jahr 2000 rückte, und nun, da das dritte Jahrtausend tatsächlich angebrochen war, wurde es immer schlimmer. Was ihn faszinierte, war, dass es nicht ältere Traditionskatholiken waren, die den Weltuntergangsspekulationen auf den Leim gingen, sondern die Akte-X- Generation, die mehr über die Offenbarung des Johannes wusste als ihre Eltern, und sei es auch aus Fernsehserien. Diese Generation schien sich förmlich danach zu sehnen, dass ein schreckliches Ereignis zu ihren Lebzeiten stattfand – eine unkontrollierbare Seuche, die Kollision mit einem Asteroiden, ein Angriff von Außerirdischen. Irgendeine globale Katastrophe, die den blinden Glauben der Welt an Konsum und Wirtschaftswachstum erschüttern würde. Als Beichtvater, als Berater für Teenager und Eltern musste er bei diesem Thema auf dem Laufenden sein, und in letzter Zeit hatte es die Gefahren des Drogenkonsums als das Diskussionsthema Nummer eins in den Schulen abgelöst.
    Von allen Mystikern und Propheten, die seit biblischen Zeiten in apokalyptischen Vorhersagen geschwelgt hatten, war Hildegard von Bingen als Person vielleicht die Ungewöhnlichste. Bekannt als die »Sibylle vom Rhein«, hatte sie schon als Kind Visionen gehabt, aber erst als über

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