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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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auch selbst anonym bleiben – er befürchtete Schikanen, falls man ihn identifizierte. Die Gebietsleitung von Opus Dei sicherte eine Untersuchung nach Eingang einer offiziellen Beschwerde zu. Ich schilderte in einem Schreiben die Darstellung des Studenten von der Sache… beispielsweise wurden sie zu exzessivem Gebrauch der Disziplin, sprich der Peitsche, ermuntert… das ging so weit, dass sie damit die Genitalien bearbeiten sollten. Etwa einen Monat später teilte man mir in einem Brief mit, dass der geistige Führer des fraglichen Wohnheims zufällig zur Zeit, da meine Beschwerde einging, von seinem Posten zurückgetreten und ersetzt worden war. Keine Schuldzuweisung, kein Eingeständnis von irgendetwas. Der zurückgetretene Leiter war ein gewisser Michael Roberts. Sie behaupteten, er sei hoch gebildet, von untadeligem Charakter und religiöser Überzeugung, Inhaber eines Theologiediploms der Gregorianischen Universität in Rom und langjähriges Mitglied von Opus Dei. Ich wusste, das war unser Michael.«
    »Wann hat er in Rom studiert?«
    »Gar nicht. Aber er hatte auch nicht gelogen. Wie wir alle studierte er am Clonliffe College in Dublin für seinen Bachelor of Divinity. Aber das Diplom wird von der Gregorianischen Universität in Rom verliehen. Und obwohl man ihn in Clonliffe hinauswarf, durfte er dennoch sein Examen ablegen. Deshalb kam es ihm in den Staaten ganz gelegen, dass er Clonliffe überhaupt nicht erwähnen musste. Hätten sie am College nachgefragt, wäre ans Licht gekommen, dass man ihn wegen ›Erregung schweren Ärgernisses‹, wie es im kanonischen Recht heißt, des Seminars verwiesen hatte.«
    »Welche Qualifikationen hatte er noch? Die Jobs für Leute mit einem Diplom in Theologie dürften dünn gesät sein.«
    »Er hatte genau wie ich ein Hauptdiplom am UCD abgelegt. Es wird Sie nicht überraschen zu hören, dass Michaels Fach die Kelten waren.«
    »Und Ihres?«
    »Geschichte.«
    »Ebenfalls keine Überraschung«, zog sie ihn auf. »Und das war das Letzte, was Sie bis heute von Roberts hörten?«
    »Nein. Zu meiner Verwunderung erhielt ich vor ein paar Jahren einen Brief von Jeff Clark, kurz vor seinem Tod, in dem er Michael Roberts erwähnt.«
    »Jeff ist gestorben?«
    »Selbstmord – er wurde beschuldigt, sich an Ministranten vergriffen zu haben. Zwar stellte sich seine Unschuld heraus, aber er hat es nicht ertragen, es hat ihm sehr zugesetzt… er begann zu trinken.«
    »Was hat er über Roberts geschrieben?«
    »Es war ein weitschweifiger Brief. Unter anderem schrieb er, Roberts habe ihm nie verziehen, dass er gegen ihn aussagte… dass er glaube, Roberts stecke hinter den Ereignissen, die zu seinem Niedergang führten. Der Brief war voll paranoidem Zeug, ich glaube, er war betrunken, als er ihn schrieb.«
    »Ich kann nicht glauben, dass sich Hazel mit einem Typ wie Roberts eingelassen hätte. Nach allem, was Sie sagen, ist er pervers oder sadomasochistisch veranlagt.«
    »Er ist sehr überzeugend und kann auch charmant sein. Aber ich glaube, er hat eine Persönlichkeitsstörung, die ihn dazu treibt, sich selbst zu bestrafen. Jedenfalls können wir nicht absolut sicher sagen, ob Hazel mit ihm zu tun hatte oder noch hat.«
    »Da fällt mir ein – haben Sie die Prophezeiungen aus der Website gelesen?«
    »Ja. Die helfen uns nicht weiter.«
    Jane sah enttäuscht aus. »Gar nichts von Interesse?«
    »Nein. Alles frei erfundene Effekthascherei, mit der sie Leute anlocken, die im Netz surfen.«
    »Na gut.« Jane seufzte und leerte ihr Glas. Dann hellte sich ihre Miene auf. »Sie müssen hungrig sein. Lassen Sie uns essen.«
    Sie ging in die Küche und kam mit zwei Servierschalen zurück, die sie auf den Esstisch stellte. Lavelle zog seine Lederjacke aus und brachte die Weinflasche mit, um ihre Gläser neu zu füllen. Während Jane Hühnchen und überbackene Kartoffeln austeilte, bediente er sich selbst aus der Salatschüssel.
    »Sehen Sie – der Peperonimann!« Er hielt sich ein Stück Peperoni vors Hemd, das denselben Farbton hatte. Jane war der weiche Stoff bereits aufgefallen, es passte zu seinem leicht zerknautschten, zwanglosen Auftreten, das sie anziehend fand. Sie lächelte und setzte sich an den Tisch.
    »Wer sind diese Penitentes, denen sich Roberts laut Cultwatch angeschlossen hat?«
    »Die Reste einer katholischen Laiengesellschaft, die vor ein paar hundert Jahren in New Mexico aufkam. In den Sangrede-Cristo-Bergen.«
    »Den Blut-Christi-Bergen?«
    »Ja. Sprechen Sie

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