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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Schaden anrichten – und dann fragen alle, warum niemand etwas getan hat.«
    »Das kenne ich nur zu gut«, hörte er sie sagen. Dann kam sie mit einem Tablett ins Wohnzimmer. »Der Kaffee ist serviert.« Was meinte sie mit »nur zu gut kennen«? Er wollte gerade fragen, aber als er den Mund zum Sprechen öffnete, legte Jane einen Finger an die Lippen und bedeutete ihm zu schweigen.
    »Jetzt wird ein paar Minuten nicht geredet. Lehnen Sie sich zurück und trinken Sie Ihren Kaffee. Ich möchte Ihnen ein Musikstück vorspielen.«
    Jane ging zur Stereoanlage in einer Ecke des Raums. »Wissen Sie noch, dass Sie mir von Veilchenöl erzählt haben?«
    Lavelle nickte. Und ihr Parfüm hatte den Geruch vertrieben.
    »Becca de Lacy hat ein neues Album veröffentlicht«, sagte sie, »und ich glaube, Sie werden überrascht sein, was ich drauf entdeckt habe.«
    Jane startete die CD und drückte die Pausentaste. »Nur zur Erklärung… Das Album heißt Byzanz , und so weit ich feststellen kann, hat Becca einige Titel und Zeilen von Gedichten W. B. Yeats’ genommen und ihre eigene Musik dazu komponiert.
    Die Texte sind ziemlich unklar, und die Idee dahinter scheint teilweise zu sein, dass das altertümliche Irland und Byzanz in verschiedener Hinsicht verbunden waren… aber hören Sie… Stück Nummer eins.«
    Es begann mit etwas, das wie das Summen von Bienen klang, bevor es in den sonoren Basso profundo eines griechischorthodoxen Männerchors überging. Eine zweite Gruppe männlicher Stimmen fiel ein, sie sangen in der kraftvollen Art von Carl Orffs »Carmina Burana«, mit zunehmender Intensität, bis sie wie sturmgepeitschte Wellen gegen den unerschütterlichen Fels des byzantinischen Chors prallten. Und in den Mix eingeflochten war eine entfernte Stimme, die etwas rezitierte. Ein plötzlicher, schriller Akkord, von schweren Glocken angeschlagen, beendete den Fluss der widerstreitenden Gesänge. Es war die Sorte Dissonanz, die in Thrillern das Publikum zusammenzucken lässt. Daraus entwickelte sich ein melodiöses Instrumentalmotiv, und dann begann Becca in ihrer typischen Art zu singen – vom tiefen Alt bis zur piepsenden Kleinmädchenstimme in einem einzigen Atemzug. Jane hielt die CD an.
    »Was können Sie damit anfangen?«
    »Hmm… Lateinisch und Griechisch, aber so, wie es aufgenommen ist, verstehe ich den Sinn der Worte nicht. Ich vermute, es soll das Schisma, die Spaltung zwischen östlicher und westlicher Christenheit darstellen – Rom und Byzanz.«
    »Noch etwas?«
    »Der Akkord, den die Glocken anschlagen. Er ist ein Beispiel für das, was man früher musica diabolis – den Teufelsakkord – nannte. In der Kirchenmusik war eine solche Kombination nicht denkbar.«
    »Was ist mit der Stimme, der Männerstimme, die etwas aufsagt?«
    »Sie ist sehr leise und verzerrt. Ich habe sie nicht richtig gehört.«
    »Ich auch nicht, bis ich Folgendes tat.«
    Sie drehte an einem Knopf und spielte die CD erneut, aber diesmal hörte man nur den linken Lautsprecher. Die Stimme war deutlicher, aber Lavelle verstand die Worte noch immer nicht. Es klang wie eine Beschwörung, eine Art Raunen.
    »Ich habe es mir vorhin über Kopfhörer angehört. Es ist ein Gedicht. Erst dachte ich, es handle sich um eine Aufnahme von Yeats persönlich, die irgendwie bearbeitet wurde. Es existieren Aufnahmen von ihm. Aber die Stimme hat einen ganz leichten amerikanischen Akzent, deshalb kann er es nicht sein. Das Gedicht selbst hat nur zwei Strophen, und Beccas Song hat den gleichen Titel wie das Gedicht. Ich habe es in einer Anthologie von Yeats nachgeschlagen.«
    Sie hatte das Buch herausgelegt und holte es jetzt.
    »Und? Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Es heißt ›Öl und Blut‹.«
    Er begann sich leicht unbehaglich zu fühlen… unheilvolle Worte, irgendwie… Sarah…
    Jane ließ die CD wieder laufen und las mit der Männerstimme mit:
    »Im Grab aus Gold und Lapislazuli Entströmt den heiligen Körpern, die da ruhn, Ein Wunderöl, das wie von Veilchen riecht. Doch unter schwerer Last zerstampften Lehms Liegen die Vampirkörper voll von Blut, Die Laken blutig und die Lippen feucht.«
    Ein unbestimmtes Gefühl von Gefahr regte sich in Lavelle, als hätte eine Geistererscheinung den Raum betreten. Aber das war bestimmt alles nur Zufall… Öl… Veilchen… Vampire… Lapislazuli… welche Verbindung könnte –?
    Er versuchte, dieses Gefühl abzuschütteln.
    »Sie wollen nicht ernsthaft einen Zusammenhang zwischen diesem Gedicht und Sarahs Tod

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