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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Zimmer dröhnte in voller Lautstärke. Er drückte die Klinke, aber die Tür war verschlossen.
    »Mr Turner«, rief er, »ich bin Detective Inspector Dempsey. Bitte öffnen Sie die Tür.« Keine Reaktion. Er legte das Ohr an die Tür, hörte jedoch nur das Fernsehgerät.
    Er sperrte mit dem Schlüssel auf und trat ein.
    Gleich links war die Tür zum Bad. Sie war zu, aber er hörte die Dusche laufen. Auf den schmalen Gang folgte das Zimmer, ein Einzelbett linker Hand und genau vor ihm ein halb offenes Fenster, durch das Wind und Regen drangen, sodass sich der Spitzenvorhang nach innen blähte. Auf einem Brett hoch an der Wand stand der Fernseher, er schaltete ihn aus, damit er klar denken konnte.
    Dempsey ging zum Fenster und schaute nach draußen. Etwa drei Meter tiefer lag ein Flachdach, das zu einem Anbau des Hotels zu gehören schien. Hatte sich Turner aus dem Staub gemacht? Als er sich vom Fenster wegdrehte, streifte der Vorhang seine Wange und hinterließ einen Tropfen Flüssigkeit auf der Haut. Dempsey wischte ihn ab. Es war Blut.
    Er sah sich im Zimmer um. Kein Anzeichen von Unordnung. Er schlich zur Badezimmertür und öffnete sie vorsichtig.
    Der Raum war voller Dampf. In der Duschkabine rauschte und gurgelte das Wasser. Unter Dempseys Füßen knirschte Glas. Langsam begann sich der Dampf zu verziehen und die Kabine wurde sichtbar. Die Schiebetür hing in einem komischen Winkel. Ein Schub frischer Luft wehte weitere Dampfschwaden beiseite, und jetzt sah er es, nur ein kurzes Stück vor ihm.
    Turner saß nackt in der Duschwanne. Ohne Kopf.
    Der Wasserstrahl aus der Dusche endete sprudelnd in einer großen, klaffenden Lücke zwischen seinen Schultern und ließ Blut an die Wände der Kabine spritzen.
    Dempsey taumelte rückwärts zur Tür. Der Dunst hatte sich inzwischen fast ganz aufgelöst, und er sah Blutspritzer an den Fliesen, der Decke und dem Spiegel. Er blickte auf seine Füße hinab und stellte fest, dass er in den Glasscherben von der Spiegelablage stand, auf dem Boden lagen außerdem der Inhalt eines Waschbeutels und eine zerbrochene Brille.
    Und noch etwas zog seine Aufmerksamkeit an. Er sah sich den Spiegel genauer an; eine Blutspur zerfloss langsam im ablaufenden Kondenswasser. Es sah aus wie arabische Schrift, geschrieben mit Blut. Aber er kannte sich zu wenig aus, um es mit Bestimmtheit sagen zu können. Und sie löste sich auf.
    Nachdem sich der Nebel restlos geklärt hatte, entdeckte der Inspector weitere Anzeichen eines Kampfes. Das Handwaschbecken war gesprungen und blutverschmiert. Ganze Scherben waren abgebrochen und lagen mit dem restlichen Unrat auf dem Boden. Dort hatten sie Turner hingerichtet. Es mussten mindestens zwei Angreifer gewesen sein, einer, der ihm die Arme auf dem Rücken festhielt, während der andere ihm den Kopf ins Waschbecken drückte – die beiden Männer, die vorhin die Treppe hinaufgegangen waren!
    Er riss Toilettenpapier von der Rolle und drückte es gegen den Duschhebel, um das laufende Wasser abzustellen. Der leicht schwammige Körper vor ihm füllte die Wanne fast vollständig aus. Aber wo war der…?
    Der Toilettendeckel war zugeklappt, doch als Dempsey einen Schritt zurücktrat und genauer hinsah, merkte er, dass er nicht ganz auflag. Er holte einen Kugelschreiber aus der Innentasche seines Jacketts und ging in die Hocke. Mit Hilfe des Stifts hob er den Deckel wenige Zentimeter an, bevor er ihn rasch wieder fallen ließ. Unter dem Sitzrand, gerade noch sichtbar, baumelte ein leberfarbener Klumpen Etwas an einem gallertartigen Faden Blut.
    Dempsey ging zurück ins Zimmer, um zu telefonieren. Er brauchte nicht weiterzusuchen.

29
    R ick’s Café bereicherte erst seit kurzem das blühende Nachtleben Dublins. Wie nicht anders zu erwarten, hingen an den Wänden Standfotos von Bogart und der Bergman, dazu Szenen aus Casablanca. Es gab Perlenvorhänge, mit Quasten geschmückte Sofas und Kissen, Ventilatoren von der Größe eines Flugzeugpropellers und einen Hauspianisten. Und sie hatten fantastische Cocktails. Heute, am Valentinstag, bekam man zwei für den Preis von einem.
    »Ausgezeichnete Wahl, Debs«, sagte Jane, die noch nie in dem Lokal gewesen war. Sie schlürfte ein purpurnes Gebräu durch einen rosa Strohhalm. Ihre dunkle und zierlich gebaute Freundin tat das Gleiche.
    Jane und Debbie waren die einzigen Mitglieder im »Veteranenclub der Liebesversehrten«, und die Mitgliedschaft würde enden, falls eine der Parteien heiratete oder sich auf eine feste

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