Die Keltennadel
gemacht hätte.
»Und? Sag schon«, versuchte Debbie nachzuhelfen. »Was genau wäre denn zur Zeit dein Typ?«
Jane sah zu dem Kraftpaket hinüber, das auf seine Drinks wartete. »Zunächst mal sollte er gut entwickelt sein, was den Verstand angeht. Der Rest kann an den Rändern ein bisschen unordentlich sein, oder nennen wir es zerknautscht… ach ja, und er sollte rücksichtsvoll sein, warmherzig, witzig…« Sie verstummte. Wen beschrieb sie da? Und hatte sie nicht etwas ausgelassen? Eine gewisse… Arroganz? Nein, das war zu stark. Selbstsicherheit, das ja, aber nicht die Blasiertheit eines Alastair…
»Wie heißt er?«, erriet Debbie ihre Gedanken.
Jane schaute überrascht. »Wen meinst du mit ›er‹?«
»Es ist offensichtlich, Süße. Du hast dich in jemand verguckt.«
»Nicht richtig. Es ist nur… du triffst jemanden, der anders ist, und du denkst dir, hey, der Typ hat was Anziehendes, den würde ich gern besser kennen lernen. Aber das ist in diesem Fall unwahrscheinlich – er ist Priester.«
»Ein Priester ?«, brüllte Debbie.
Mehrere Leute wandten den Kopf zu ihnen.
»Psst, Debbie, du bist ja schlimmer als meine Mutter.«
»Aber doch wohl kein katholischer Priester?«
Jane nickte widerstrebend. Mist. Wieso hatte sie überhaupt davon angefangen?
»Du kannst doch nicht mit einem Priester ausgehen!«
»Ich gehe nicht mit ihm aus.« Sie biss die Zähne aufeinander und zeigte sie ihrer Freundin. »Und jetzt Schluss damit. Du nervst.«
Debbie sah sie immer noch misstrauisch an.
»Los, noch einen Cocktail«, wechselte Jane das Thema.
Ihre Freundin sah nun besorgt aus. »Aber du bist vorsichtig, ja?«
»Klar.«
»Na ja, vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie ich dachte. War nicht sogar der heilige Valentin auch Priester oder Märtyrer oder so?« Debbie kicherte schon wieder.
»Das stimmt. Und er liegt in Dublin begraben.«
»Hör auf, mich zu veräppeln.«
»Doch, wirklich. Der Papst hat seine Überreste, Gebeine nehme ich an, irgendwann im 19. Jahrhundert der Karmeliterkirche in der Whitefriars Street geschenkt. Ich weiß das, weil die Kirche nur ein Stück vom Dublin Institute of Technology entfernt ist, an dem ich studiert habe. Und vor ein paar Jahren gab es einen Streit mit einer Kirchengemeinde in Glasgow, die behauptete, sie hätte die echten Gebeine.«
»Weißt du was«, sagte Debbie und erhob ihr Glas. »Wir trinken zu Ehren von Valentins Skelett.«
»Ob sie wohl ein Parfüm ausströmen?«
»Wer?«
»Seine Knochen.«
»Was hast du heute bloß dauernd mit Parfüms?«
Jane überlegte rasch. Sie durfte nicht zu viel verraten. Nicht einmal Debbie. Sie hatte sie heute Abend schon einmal aufgeschreckt.
»Ach, ich recherchiere nur gerade über die großen Parfüms dieser Welt«, log sie. »Eine Kunst für sich, heißt es. Man mischt alle möglichen Zutaten zusammen, um neue Düfte zu kreieren. Ich habe alle Parfüms von A bis Z durch, aber Veilchenöl oder -extrakt scheint nicht vorzukommen. Und doch stand es früher mal hoch im Kurs.«
»Veilchen. Hmm… Da gab’s letztes Jahr mal was über ein gestohlenes Parfüm, das auf Veilchen basiert. Im Sommer. Es war keine große Sache, aber ich weiß es noch, weil Gerry Stephenson einen sehr witzigen Artikel in unserer Gesellschaftskolumne geschrieben hat. Ich glaube, es ist in der Yeats-Sommerakademie passiert.«
»Im Ernst? Könntest du das für mich ausgraben?«
»Klar, kein Problem. Also, was ist nun mit diesem Priester?«
»Debbie, vergiss bitte, dass ich ihn erwähnt habe, ja?« In was hatte sie sich da nur hineingeritten?
»Okay. Sag mir nur noch seinen Namen, und ich schwöre, ich fange nie wieder davon an. Versprochen.«
»Lavelle. Liam Lavelle. In Ordnung?«
»Ja, ja. Es hätte schlimmer sein können. Pfarrer Mickey O’Toole oder so.«
»Deborah Young, deine Ungezogenheit kennt keine Grenzen«, sagte Jane mit gespielter Empörung. Dann ahmte sie einen nordirischen Akzent nach. »Und was noch schlimmer ist, ich entdecke eine Spur religiöser Bigotterie in deiner Haltung, meine kleine Presbyterianerin.«
Debbie war nicht aus dem Norden, und es machte sie wütend, wenn Jane sie gelegentlich mit den engstirnigeren Vertretern ihrer Konfession aus diesem Landesteil in einen Topf warf.
»Lass das, Jane. Du weißt, ich hasse es.«
»Dann hör du aber auch auf.«
»Also gut, in Ordnung. Friede?«
Der gut aussehende Sexbolzen ging mit seinen Drinks vorbei und pickte sich mit unfehlbarem Gespür Debbie für einen
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