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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Beziehung einließ. Außerdem gab es die Bestimmung, dass ihre Schwesternschaft schlicht in »Veteranenclub« umbenannt werden würde, wenn sie beide mit dreißig, sprich, in zwei Jahren, noch nicht unter der Haube wären.
    Es hatte Tradition, dass sie sich am Valentinstag trafen und mit Cocktails betranken. Mit möglichst vielen verschiedenen. Das war ein wunderbarer Vorwand, unter viel Gelächter über ihr Liebesleben zu reden.
    Debbie nahm den Strohhalm aus dem Mund und fragte:
    »Und wie geht es Alastair? Ist er noch aktuell?«
    »Wenn’s nach mir geht, nicht.« Jane bereute es nicht, Alastairs Einladung zu einem neuerlichen Treffen abgelehnt zu haben. Das letzte Telefongespräch hatte sie endgültig davon überzeugt, dass er alles genauso haben wollte wie früher. Er hatte sie gefragt, ob sie zu einem Rugbyspiel und danach auf ein paar Drinks mitkommen wollte. Sie wusste, was das bedeutete. Er hätte den ganzen Abend mit seinen Rabaukenfreunden gebechert, dann hätte er auf irgendeiner Party betrunken an ihr herumgegrapscht, und schließlich wäre er auf einem Sofa eingeschlafen. Sie schauderte allein bei dem Gedanken.
    »Wer hat Schluss gemacht? Du?«
    »Eigentlich keiner von uns. Es hat irgendwie von allein aufgehört.«
    »Dann heißt es also zurück ans Reißbrett für ihn… und für dich auch, gewissermaßen.«
    »Ha, ha, sehr komisch.« Alastair war Architekt. »Und wie sieht’s bei dir aus? Tut sich was, wie man so schön sagt?«
    »Nö. Ein, zwei traurige Gestalten. Nein, halt – das war unfein. Nette Kerle, eigentlich. Aber eben kein Pep. Apropos Pep – wir brauchen unbedingt noch was zu trinken. Pizzazz ist angeblich der letzte Schrei.« Debbie winkte dem Barkeeper.
    Noch mehr als Jane wünschte sich Debbie eine feste Beziehung. Über Heirat sprachen sie zwar selten, aber Jane wusste, ihre Freundin würde freudig zum Altar schreiten, sobald ihr der Richtige über den Weg lief.
    Der Cocktail, den sie jetzt tranken, war eine merkwürdige bläuliche Mischung, und Debbie versuchte sich in Farbbestimmung.
    »Indigo? Nein, Indigo ist dunkler. Veilchen? Nein, denn ›Rosen sind rot, Veilchen sind blau‹, und da ist mehr Purpur drin als Blau. Stell dir vor, wir müssten blaue Nahrung essen. Iii. Irgendwie können wir nicht…«
    »Debs«, unterbrach Jane, die plötzlich ernst geworden war.
    »Kennst du jemanden, der ein Parfüm benutzt, das auf Veilchen basiert? Oder hast du überhaupt mal eins gerochen?«
    »Nein, das kann ich mit Sicherheit ausschließen. Muss sehr süß sein. Eine Art viktorianischer Duft, würde ich sagen. So wie Lavendel früher sehr beliebt war, aber jetzt hört man nichts mehr davon.«
    »Hmm…« Jane sah im Geiste, wie sie und Hazel sich hinter den Kleidungsstücken im Schrank ihrer Eltern versteckten. Sie hatten an diesem Tag beschlossen, nach Narnia zu fahren, jenem von C. S. Lewis erdachten Ort der Wunder, der sich ihnen erschließen würde, wenn sie genügend Geduld aufbrachten. Doch nach einer Weile wurde ihnen der Duft von den Lavendelkissen ihrer Mutter zu viel, und sie krochen wieder aus dem Schrank.
    »Was ich sagen wollte«, fuhr Debbie fort, »ist, dass man bläulich gefärbtes Essen nicht runterkriegen würde, wenn man es serviert bekäme. Unsere Sinne sagen uns, wir sollen es nicht tun.«
    »Ist das jetzt eine Tatsache?«
    »Aber mit blauen Drinks liegt die Sache anders«, sagte Debbie. »Ich habe zum Beispiel das Aussehen von Curaçao schon immer gemocht.«
    »Und von grünem Chartreuse«, warf Jane ein.
    »Weil er so gut zu deinen Augen passt, meine Liebe.« Debbie hatte die Stimme gesenkt, sodass sie wie ein Schwerenöter in mittleren Jahren klang. Dann hatte sie eine Idee. »Vielleicht sollten wir zur Abwechslung Liköre trinken.«
    »Nein, da kleben dir nach zwei Gläsern die Lippen zusammen.«
    »Mmm… Ich hätte nichts dagegen, wenn sie mit den Lippen von dem Typ da drüben zusammenkleben würden.« Debbie sah zu einem großen, gut angezogenen jungen Mann mit gemeißelten Zügen und dem Körperbau eines Bodybuilders hinüber, der an der Bar eine Runde Drinks bestellte.
    »Nicht mein Typ«, sagte Jane. Und sie wusste, er wäre auch nicht der Richtige für Debbie. Aber ihre zierliche Freundin hatte ein offenkundig defektes Peilgerät, das sie ständig an Männer geraten ließ, deren Nacken umfangreicher war als ihre eigene Taille. Das wäre für sich genommen noch kein Fehler gewesen, nur hatten sie selten das Hirn, das eine solch massive Stütze nötig

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