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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Himmel. Doch bei den Missetätern handelte es sich um ein Taubenpärchen mit eleganter Kragenzeichnung, das alle Samen verschlang. Sie brachte es nicht übers Herz, sie zu verscheuchen. Die beiden waren seit Jahren da, und man sah sie stets zusammen. Ein Paar. Seit wann schon? Und war es tatsächlich immer dasselbe Paar?
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte sie Scott fragen können. Von ihrem Bruder hatte sie erfahren, dass diese Vögel mit dem graubraunen Gefieder ursprünglich in Südasien beheimatet und erst in den letzten fünfzig Jahren westwärts gewandert waren. Scott war ein begeisterter Vogelbeobachter und stolz darauf, sie zu erkennen und ihre Namen zu wissen. Bei Spaziergängen in Waldgebieten konnte er Vögel an ihren Rufen identifizieren, an der Küste konnte er die verschiedenen Arten bestimmen, die sich undeutlich vor dem Horizont abhoben. Jane erinnerte sich, wie aufgeregt er war, als einmal eine Schar Zeisige in ihren Bäumen landete. Sie hatte sie für Grünfinken gehalten, aber er hatte ihr eifrig die feinen Unterschiede erläutert.
    Er hatte sie auch darauf hingewiesen, dass eine Amsel, aus der Nähe betrachtet, mit ihrem orangeroten Schnabel und der dazu passenden Iris um eine schwarz glänzende Pupille genauso schön war wie jede exotische Art, die man in einer Natursendung im Fernsehen gezeigt bekam. Man übersieht sehr vieles, wenn es einem zu vertraut ist. Seine persönlichen Favoriten waren die frechen, lärmenden Stare.
    Und dann hatte er ihr eines Tages, an einem Morgen wie diesem, bei einer Wanderung in den Dubliner Hügeln einen Wanderfalken gezeigt, der wie ein Stein vom Himmel stürzte. Aber auf dem Rückweg sagte er, er wisse, wie es sei, ein Falke zu sein und rohes, warmes Fleisch zu essen, weil er am Vorabend in einem der Außengebäude auf dem Grundstück ihrer Mutter in Meath ein Kätzchen getötet und gegessen habe. Jane zuckte bei der Erinnerung zusammen und ging ins Haus zurück, um sich zu beschäftigen.
    Die Uhr auf dem Fernseher zeigte 9 Uhr 20. Sie war spät dran und hatte einen Termin in der italienischen Botschaft um halb elf. Das Video würde warten müssen. Aber da sie ihren Bericht über das Album später senden würden, beschloss sie, Sheila McKenna eine E-Mail mit einem Absatz zu schicken, den die Sprecherin noch erwähnen konnte.
    Abspann:… die Musik und Gedanken der Becca de Lacy, und sie sprach mit Jane Wade. Wenn an der CD Byzanz schon mehr dran ist, als das Ohr wahrnimmt, jedenfalls beim ersten Hören, dann achten Sie auf das Video des Titelsongs. Passiert hier auch mehr, als das Auge wahrnimmt? Als Geschichtslektion mag es ein bisschen zu tricklastig sein, aber es ist allemal sehenswert.
    Jane fand, ihr Feature über die CD und ihr Kommentar deuteten zwar noch keinen Zusammenhang mit gewissen Ereignissen an, verrieten aber jedem, der Bescheid wusste, dass sie nicht nur die Musik untersuchte. Mit Speck fängt man Mäuse. Vielleicht.
    Bevor sie das Fernsehgerät ausmachte, schaltete sie noch auf einen Nachrichtenkanal, da sie die Neun-Uhr-Kurznachrichten verpasst hatte. Gerade wurde James Turners Tod gemeldet, dazu ein kurzer Ausschnitt von einer Rede, die er bei einer Kundgebung gehalten hatte. Jane kam die Stimme irgendwie bekannt vor. Sie fragte sich, ob das der Mann war, von dem Liam Lavelle irgendwann gesprochen hatte. Der Beitrag berichtete vom Fund seines enthaupteten Körpers in einem Londoner Hotel und endete mit dem Kommentar, er sei das Opfer islamischer Fundamentalisten geworden.

32
    L avelle saß in der Einfahrt in seinem Wagen. Er war seit mindestens einer halben Stunde da, die Dunkelheit senkte sich auf sein Haus, und noch immer ging er nicht hinein.
    Gegen halb fünf hatte er einen Anruf von Conor Lyons erhalten. Vor dem Mädchencollege habe es einen Unfall gegeben. Eine Schülerin sei schwer verletzt. Ob er hinfahren könne.
    »Wieso gehst du nicht hin, Conor? Du hast Dienst, und außerdem ist es nicht weit von dir.«
    »Ich erwarte einen wichtigen Anruf, Liam. Ich darf mich nicht vom Fleck rühren.«
    »Was für einen wichtigen Anruf, Herrgott noch mal?«
    »Ach, rein privat«, flötete Lyons herablassend. »Hat mit der Erzdiözese zu tun. Von einem der Bischöfe. Und du weißt ja, einen Bischof lässt man nicht warten.«
    Wozu lange streiten, dachte Lavelle. Die Zeit verrinnt.
    Er fuhr hinaus zur Schule. Er sah die Blaulichter der Ambulanz und der Polizeiautos auf der langen geraden Strecke in der Dämmerung blinken. Als er am Unfallort

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