Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
Vom Netzwerk:
nachgelesen habe«, erwiderte Jane. »Die Parallelen zur Spaltung zwischen Rom und Konstantinopel lassen sich nur schwer übersehen. Obwohl ich gar nicht genau weiß, wie es dazu kam.«
    »Wie es der Zufall will und weil wir gerade von Worten sprechen – darauf lief es letzten Endes hinaus. Auf ein Wort.«
    »Ein einziges Wort?«
    » Filioque. Lateinisch für ›und vom Sohn‹. Die Westkirche behauptete, die dritte Person der Dreifaltigkeit, der Heilige Geist, entspringt dem Vater und dem Sohn. Der östliche Flügel sagte nein – nur vom Vater. Aber Rom preschte vor und schob das Wort als christlichen Glaubensartikel ins Credo ein, und – peng! – gab’s eine Spaltung, die fast tausend Jahre dauerte. Als angehende Theologen im Seminar haben wir die Debatte nur so zum Spaß immer wieder mal aufgewärmt. Wir nahmen die Sache nicht ernst – bis auf Michael Roberts, so viel ich mich erinnere.«
    »Das passt irgendwie«, bemerkte Jane. »Und weil wir gerade von Roberts sprechen, was meinen Sie, wie wir Dempsey unser Anliegen am besten unterbreiten?«
    Jane hatte ihn telefonisch von ihrem Treffen mit Jeremy Swann und von Debbies Fax unterrichtet.
    »Wir legen am besten schnell etwas auf den Tisch, das ihn verblüfft, dann ist seine Aufmerksamkeit geweckt«, sagte Lavelle. »Ich werde zuerst ein, zwei allgemeine Bemerkungen über Ihre Nachforschungen machen. Dann überrasche ich ihn mit dem Zusammenhang zwischen den Namen Mathers und Robartes. Die Polizei weiß bereits um eine Verbindung zwischen Mathers und der Gewandnadel. Sie, Jane, haben eine Verbindung zwischen Mathers und Yeats. Und Yeats ist die Verbindung zu Becca de Lacy. Er muss also dieser Linie folgen: die CD, das Video, die Chi-Rho-Seite, die Prophezeiung, die Hüter des Siebten Siegels. Von dort aus dann zurück zu Roberts – Robartes –, womit wir wieder bei Yeats wären und der Kreis sich schließt.«
    »Was ist mit dem Parfüm? Ist das relevant?«
    »Ich würde ihm das Fax zeigen, sicher. Es ist ein weiteres Bindeglied – Yeats, die Sommerakademie, Sligo. Sollen sie selbst sehen, was sie damit anfangen können.«
    »Dann werde also hauptsächlich ich reden müssen. Aber Sie werden mich die ganze Zeit unterstützen, will ich hoffen.«
    »Nicht nur das. Ich habe darüber nachgedacht, inwieweit noch andere Puzzleteile damit zusammenhängen, und ich wette, Dempsey wird mich einem Test unterziehen, ob das, was Sie sagen, mit dem Material übereinstimmt, das er von mir bekommen hat.«
    »Und stimmt es überein?«
    »Jedenfalls in dem Maße, dass ich überzeugt bin, die richtige Richtung eingeschlagen zu haben, auch wenn ich zunächst einmal eine großflächige Umgebungskarte zeichnen musste. Es ist, als würde der Weg gerade eingetragen, aber wir wissen noch nicht genau, wohin er führt.«
    »Was ist mit dem Mord an Rawlings? Haben Sie Dempsey davon erzählt?«
    »Nein. Das sollten wir in der Hinterhand behalten, falls er sich nicht überzeugen lässt.«
    »Haben Sie ihm von der Gewandnadel und der keltischen Legende erzählt?«
    »Nein, das habe ich mir ebenfalls für unser Treffen aufgehoben.« Er kicherte. »Ich muss schließlich sehen, dass ich auch etwas vom Ruhm abbekomme!«
    »Nur gut, dass wir Witze darüber machen können«, sagte Jane. »Ich glaube, wenn wir zu viel über die Sache nachgrübeln würden, bekämen wir noch Verfolgungswahn. Aber es ist schade, dass wir uns unter solchen Umständen kennen lernen mussten.« Wieder hielt ihn ihr Blick fest und schien etwas andeuten zu wollen.
    »Aber ist es nicht oft so?«, sagte er. »Dass Leute, die in einer unangenehmen Lage zusammengewürfelt werden, eine starke Bindung entwickeln?« Ihr Zug.
    »Und wenn es vorbei ist? Wenn die Krise vorüber ist? Wird dann nicht wieder alles wie vorher?« Nun war er am Zug.
    »So wie bei Geiseln, die sich in der Zeit der Gefangenschaft gegenseitig helfen und dann wieder getrennte Wege gehen?« Er war sich der köstlichen Gefahr im Unterton ihres Gesprächs durchaus bewusst. Es war immer noch sein Zug.
    Ihre Hand lag mit gespreizten Fingern auf dem Tisch. Er schob seine auf sie zu, bis sich ihre Fingerspitzen berührten. Dann verschränkten sie die Finger versuchsweise für einige Augenblicke. Mit seinem Zeigefinger streichelte er den weichen Hügel an ihrem Daumenansatz.
    »Ich glaube nicht«, sagte er zärtlich.
    Als hätten sie sich überhaupt nur deshalb berührt, schüttelten sie sich daraufhin formell die Hand und wünschten einander viel Glück.

44
    A uf

Weitere Kostenlose Bücher