Die Keltennadel
Decke oder lächelte grimmig vor sich hin. Bis Jane von Greg Mathers sprach und ihnen anschließend Debbies Fax zuschob. Taaffe schaute drein, als hätte ihn der Lehrer beim Unfug machen erwischt, und fing an, sich Notizen in ein Schreibheft mit festem Rücken zu machen. Jane fuhr wie geplant fort, bis sie bei Becca de Lacy und den Hütern des Siebten Siegels angekommen war. Als sie geendet hatte, herrschte fast eine Minute lang Schweigen. Taaffe stand der Mund offen. Diesmal sprach Dempsey als Erster.
»Das ist das Absurdeste, was ich in meiner ganzen Polizeilaufbahn gehört habe. Total verrückt. Aber ich bin gewillt, wenigstens einem Teil davon Glauben zu schenken. Und ich muss Miss Wade besonders für diesen Zeitungsartikel danken. Nun würde ich gern hören, wie Pfarrer Lavelles Ansichten in dieses Szenario passen. Aber zunächst hätten Sie sicher gern eine Tasse Tee oder Kaffee. Wenn Sie uns kurz entschuldigen. Was möchten Sie haben?«
Lavelle bat um einen Kaffee, Jane lehnte dankend ab. Es war offensichtlich, dass Dempsey seinen Kollegen zu einer kurzen Besprechung aus dem Raum holte. Jane fragte nach der Toilette, und man beschrieb ihr den Weg.
Lavelle stand auf, trat vor das kleine Fenster und sah hinaus. Ein heller Stern blinkte und funkelte tief am nun klaren Himmel über Lucan. Er sandte nadelspitze Lichtsignale aus, bald blau, bald rot, bald grün. Das musste der Sirius sein, der hellste Stern am Himmel, fast zehn Millionen Lichtjahre entfernt und mit der mehr als zwanzigfachen Leuchtkraft der Sonne.
Lavelle hatte früher ein kleines Teleskop besessen. Er hatte es immer auf dem Fensterbrett seines Schlafzimmers stehen. Jedes Mal, wenn er etwas Aufregendes entdeckte, rief er nach seiner Mutter. Sie versäumte es nie, die Treppe hinaufzusteigen und Interesse zu zeigen, obwohl es sie, wie ihm Jahre später klar wurde, in Wirklichkeit wenig interessiert hatte. Seine älteren Geschwister liebten ihn abgöttisch, und sie waren es auch, die Geschenke wie Teleskope möglich machten. Sein Vater war plötzlich gestorben, als Liam vier war, und er hatte kaum etwas hinterlassen, wovon seine Mutter eine achtköpfige Familie hätte ernähren und kleiden können.
Er dachte daran, wie sehr er sich auf seine Mutter gefreut hatte, als er endgültig aus den Staaten nach Hause kam. Er rief sie noch am Tag seiner Ankunft an und sagte, er würde später vorbeikommen. Er hatte ein teures Schmuckstück für sie gekauft und wollte ihre Freude erleben, wenn ihr endlich etwas von Wert gehörte, etwas, von dem sie sich nie vorgestellt hätte, dass sie es einmal besitzen würde. Kaum eine halbe Stunde nach ihrem Telefongespräch rief sein ältester Bruder an, um ihm mitzuteilen, dass sie tot war. Ein Herzinfarkt. Er legte die sternförmige Diamantbrosche, die er ihr gekauft hatte, dann zu all dem Krimskrams und wertlosen Schmuck in ihr Zimmer. Es war ihm egal, wenn sie mit dem Rest weggeworfen wurde.
Er fragte sich, wo seine Mutter jetzt war. Konnte sie ihn sehen? War sie sich seiner bewusst? Es war sehr unwahrscheinlich, und dennoch begleitete ihn diese Vorstellung überallhin. Oder war es nur die Erinnerung an seine Mutter?
Er überlegte oft, dass man sich alle Menschen, die man gut kannte, tote oder lebende, ins Gedächtnis rufen und in seiner Fantasie vorbeiziehen lassen konnte, jeden für ein oder zwei Sekunden, in denen nur kurz ihre Züge aufblitzten. Tatsächlich kamen sie oft ungebeten. Wie oft am Tag marschierte einem ein Teil dieser Prozession durch den Sinn? Und doch dauerte es nur ein, zwei Generationen, bis diese geisterhafte Gesellschaft in keiner Erinnerung mehr existierte. So wie das Abbild eines Lichtblitzes auf der Netzhaut immer schwächer wird, bis er ganz verschwunden ist. Im Gedächtnis der anderen gibt es keine Unsterblichkeit.
Sirius schien zu tänzeln und hielt doch seine Position am Himmel. Eine Täuschung, die durch die Atmosphäre hervorgerufen wird, wie er wusste. Dieser Stern – das war tatsächlich etwas, das der Ewigkeit näher war als die Gedanken von Menschen. Wenn er die Hand ausstrecken und ihn wie einen Edelstein in die Finger nehmen könnte…
Dempsey und Taaffe machten in einer kleinen Küche weiter unten im Flur Tee und Kaffee.
»Jetzt kann mich gar nichts mehr überraschen«, sagte Taaffe.
»Gedichte und Popvideos, Mannomann. Was für ein Mist kommt wohl als Nächstes? Das sind alles nur Lavelles Mätzchen. Wahrscheinlich bumst er die Frau, was das Zeug hält, und verspricht
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