Die Keltennadel
dem Mord an Sarah Glennon in Verbindung.«
»Sie sagen, an der Leiche des letzten Opfers wurde ebenfalls eine Gewandnadel gefunden. Was ist mit dem parfümierten Öl?«, fragte Lavelle.
Dempsey schüttelte den Kopf. »Der Mörder muss irgendwie gestört worden sein. Er hatte nicht die Zeit, das Ritual zu vollenden. Aber die Vorgehensweise war dieselbe. Kara McVeys Leiche hing in der Galerie. Man hatte ihr die gleichen Verletzungen wie Sarah Glennon zugefügt. Der Täter hat sie dazu auf eine Rollbahre gefesselt, die zur Ausstellung gehörte. Die Leiche wurde nicht für eine Beerdigung vorbereitet, aber auf den Fuß waren dieselben Buchstaben geschrieben. Und wie gesagt, die Nadel steckte in ihrer Wange – wieder die Verbindung zu Mathers. Ich habe die Leiche gestern Abend gesehen und war heute Vormittag bei der Autopsie dabei. Es war schrecklich, das kann ich Ihnen sagen. Und um alles noch schlimmer zu machen, falls das überhaupt möglich ist, war Kara McVey im dritten Monat schwanger.«
»O Gott, wie furchtbar«, flüsterte Jane.
»Wer hat sie gefunden?«, fragte Lavelle.
»Raymond O’Loughlin. Er hatte mit ein paar Freunden gezecht und behauptet, als Kara nicht wie vereinbart zu ihnen stieß, sei er in die Galerie gegangen und habe die Leiche entdeckt. Er selbst war ziemlich zugerichtet – seine Nase war gebrochen, er war voller Blut und betrunken. Bei unseren Vernehmungen sagte dann ein Mann, mit dem er vorher zusammen gewesen war, O’Loughlin hätte in einer Toilettenkabine seine Freundin wüst am Telefon beschimpft. Ich muss sagen, als ich die Ausstellungsgegenstände sah… es hat ihn jedenfalls nicht unverdächtiger gemacht. Wir fanden außerdem eine gewisse Menge Drogen in der Wohnung der beiden und eine Reihe von Gegenständen, deren Natur man als satanisch oder okkult bezeichnen könnte. Wir haben ihn jedenfalls verhört, aber noch keine Anklage erhoben. Außer seinen Schuhabdrücken fanden wir in der Galerie noch Spuren, die jenen auf dem Fußboden in Ihrer Kirche ähnelten. In Blut. Gut sichtbar, den ganzen Weg bis zum Ausgang. Draußen hat dann der Regen alle eventuellen Spuren weggewaschen.«
»Was hat Raymond zu sagen?«, fragte Jane.
»Er sagt, dass ein Besucher eintraf, als Kara McVey gerade absperren wollte. Zu diesem Zeitpunkt hat er mit ihr telefoniert. Wir haben seine Anrufe überprüft, er hat tatsächlich in der Galerie angerufen. Aber mit wem hat er gesprochen? Wir können nicht wissen, ob sie es war. Andererseits musste der Mörder seine Aktivitäten abkürzen, was für O’Loughlins Darstellung sprechen könnte.«
»Was ist mit dem Zehnten Kreuzzug? Wo stehen Sie bei Ihren Ermittlungen?«, fragte Lavelle.
»Das scheint im Augenblick eine Sackgasse zu sein. Scotland Yard ist überzeugt, dass Turner von islamischen Extremisten getötet wurde.« Er sah Lavelle direkt an. »Wir könnten natürlich anfangen, jeden Moslem in Dublin zu vernehmen, aber das würde einigen politischen Aufruhr verursachen, wie sich denken lässt. Übrigens wird unser Freund Bonner bald entlassen. Wir werden ein Auge auf ihn haben.«
Lavelle zeigte sich wenig interessiert an der Nachricht über Bonner. Er wollte sichergehen, dass der Detective alles beachtete, was er und Jane gesagt hatten. »Hören Sie, Kevin, ich weiß, Sie versuchen zwei Morde aufzuklären, und Sie denken wahrscheinlich, dass dieses Weltuntergangszeug nicht Ihr Fach ist. Aber bedenken Sie immer, dass die beiden Gedichte auf der CD Hinweise zu den Morden enthalten. Es gibt noch ein drittes Gedicht, nicht wahr, Jane?«
»Worum geht es in dem?«, fragte Dempsey.
»So weit ich mich erinnere, geht es irgendwie um einen Turm«, antwortete Jane.
»Geben Sie uns Bescheid, wenn Sie Genaueres sagen können.«
»In Ordnung. Aber ich denke, eine entscheidende Frage haben wir bisher nicht gestellt.«
»Nämlich?«, fragte Dempsey.
»Was ist das Motiv dieser Leute? Warum führen sie diese Morde mit solcher Entschlossenheit aus? Dahinter muss irgendein Grundprinzip stehen. Ein Plan.«
»Ihrer eigenen Theorie zufolge reagieren sie auf verschlüsselte Botschaften auf diesem Album oder interpretieren sie.«
»Ich denke, das ist nur ein Teil des Ganzen. Das halbe Puzzle, wenn man so will. Vielleicht sollten Sie mit Becca de Lacys Leuten reden oder noch besser mit der Frau selbst, dann finden Sie zumindest heraus, ob sie weiß, was vor sich geht. Ich glaube, sie ist zur Zeit im Ausland, am besten, Sie setzen sich mit ihrer Plattenfirma in
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