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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Bewirtung zu unterstützen. Es war schon erstaunlich, wie groß ihr Bekanntenkreis im letzten Jahr geworden war.
    Ich eröffnete meiner kleinen Schwester an ihrem Geburtstag, dass sie die letzten Wochen vor den Ferien bei Teresa verbringen sollte und anschließend mit mir zusammen Urlaub in der Bretagne machen durfte.
    »Echt? Oh, Mann, toll! Ältere Schwester, du bist super. Hier, ich freu mich vielleicht!«
    »Freu dich nicht zu früh. Teresa hat sehr strenge Ansichten, was Kindererziehung anbelangt.«
    »Kindererziehung? Ich bin kein Kind mehr.«
    »Nein, Beni, bist du nicht.«
    »Teresa ist auch nicht streng. Ich glaube, du bist viel strenger als sie. Und ich halte es trotzdem bei dir aus.«
    Ich nahm Beni in die Arme und drückte sie fest an mich.
    »Tut mir leid, wenn ich nicht immer so für dich da war. Ich hab dir ganz schön was zugemutet in den letzten Monaten. Und du hast nie etwas gesagt, Liebes.«
    »Macht doch nichts. Wir haben’s ja überstanden, nicht? Wirst du Robert anrufen und sagen, dass wir bei ihm einziehen?«
    »Robert? Wieso Robert?«
    »Na, er hat doch angeboten, dass wir mit in seinem Haus wohnen dürfen.«
    Das Angebot wollte ich aber lieber nicht in Anspruch nehmen.
    »Nein, Beni. Ich fürchte, Plouescat wird in diesem Jahr nicht der Top-Ferienort sein. Und das Haus von ihm steht dann entweder mitten in der Baustelle, oder es ist bereits abgerissen. Ich fahre mit dem Auto dorthin, und wir können einfach so durch das Land bummeln.«
    »Schade. Bist du sicher, dass sein Haus abgerissen wird?«
    »Nun ja, man könnte es natürlich als Baudenkmal im Saunabereich stehen lassen. So wie der Menhir in der Cafeteria bleibt.«
    »Das ist ein Scheiß-Projekt, was ihr da habt.«
    »Beni!«
    »Na, ist doch wahr. Da werden alte Häuser abgerissen und Menhire platt gewalzt, vermutlich auch ein Haufen Vögel ausgerottet und Fische vergiftet. Aber dafür kannst du ja nichts. Ist trotzdem lieb, dass du mich einlädst.«

    Ihre Feier begann am Nachmittag mit einer gigantischen Kuchenschlacht und ging anschließend unverzüglich in ein kaltes Büfett über. Wie schon so oft fragte ich mich, wo diese jungen Leute die gewaltigen Mengen Nahrungsmittel hin verdrückten.
    »Wir wachsen noch«, beruhigte mich ein schlaksiger Jüngling von knapp zwei Metern Länge. Das musste ich dann wohl glauben.
    Einer der zahlreichen Gäste war auch Teresa. Sie kam gegen Abend, kämpfte sich den Weg zu Beni frei und gratulierte ihr. Das ausgefallene Tagebuch, rotes Leder mit Schloss und Goldschnitt, fand großen Beifall.
    »So, Lindis, dich entführe ich jetzt einfach mal aus diesem Chaos. Hast du schon was gegessen?«
    »Angesichts dieser Mengen von Lebensmitteln? Nein, wirklich nicht! Ich habe absolut keinen Hunger.«
    »Na gut, dann ein Glas Wein zum Entspannen. Ich nehme an, die Party wird friedlich verlaufen. Wenn nicht, ist es sowieso besser, du bist nicht dabei.«
    »Da ist was Wahres dran, Teresa!«
    Knapp zwanzig Gäste in einer Dreizimmerwohnung ließen keinen Spielraum für Privatleben. Ich war froh, fliehen zu können.
    Kurz darauf streckte ich meine Beine aus und räkelte mich auf Teresas bequemem Sofa.
    »Ich habe Beni angekündigt, dass sie bei dir die letzten Schulwochen unterschlüpfen darf. Sie war begeistert.«
    »Mich freut das auch. Kann ich meinen Mutterinstinkten mal wieder freien Lauf lassen.«
    »Ja, ich habe schon von deinen autoritären Ansichten gesprochen, es scheint sie nicht besonders zu beeindrucken. Aber vermutlich wirst du in die Rolle der strengen Pensionatsmutter schlüpfen. Graues Kleid mit weißem Krägelchen, Haare streng aufgesteckt, Jett-Perlen, nein, besser noch ein großes silbernes Kreuz um den Hals.«
    »Halbbrille und Stöckchen, Bibel immer griffbereit. Ja, ich sehe schon, das wird die Rolle meines Lebens.«
    »Du spielst sie leidenschaftlich gerne, deine Rollen, oder?«
    »Eine Marotte, nicht? Ich hätte Schauspielerin werden sollen. Aber ich bin leider eine Spätberufene. Da war es für eine Ausbildung zu spät.« Teresa hatte ein warmes Lächeln auf ihrem Gesicht, heute ganz ungeschminkt, unauffällig und doch ausdrucksstark. »Erst als ich gemerkt habe, dass ich lange Zeit eine Maske getragen habe, die mir gar nicht stand und die ich dann endlich ablegte, habe ich angefangen, zu meinem Spaß in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen.«
    »Ziemlich kryptisch, deine Äußerung, Teresa. Was hast du denn für eine unpassende Maske getragen?«
    »Die der Gesellschaftsdame. Mögen

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