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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hatte ich noch eine hässliche Szene zu verkraften.

3. Knoten 1., 3. und 4. Faden
    Ausgelöst wurde diese Szene durch Susi Meister. Ich musste feststellen, dass das kleine Lästermaul eine gehörige Portion Bosheit parat hielt.
    Es war am folgenden Montag in der Mittagszeit, als Karola und Susi im Sekretariat Wachablösung hatten. Zwischen halb eins und eins trafen sich die beiden immer, um die laufenden Arbeiten zu übergeben. Zufällig war ich auch gerade im Raum, weil ich mein Postfach leeren wollte. Susi, wie üblich in heiterster Stimmung trotz des nieselregnerischen Apriltages, begrüßte mich munter.
    »Und danke noch mal, dass Sie und Herr Daniels uns gestern so großzügig bewirtet haben. Es war ein Riesenspaß, wirklich.«
    Karola sah aus, als müsse sie einen Skorpion vom Schwanz her aufessen.
    Sonntagnachmittag hatten Wulf und ich eine Burg besucht, in deren Hof ein mittelalterlicher Markt aufgebaut war, und dort Susi nebst Junior angetroffen. Es ergab sich, dass wir gerade in das orientalische Teezelt gehen wollten, und so hatten wir die sonnige Susi mit eingeladen. Es war in Folge sehr lustig gewesen.
    »Ja, das stimmt, solche Märkte sind mal was anderes.«
    »Kevin war mächtig beeindruckt von Ihnen und Herrn Daniels. Er hat noch den ganzen Abend davon geredet, wie Ihr Freund den Schwertkampf gegen den Grünen Ritter geführt hat. Und dass er ihn dann auch noch zu seinem Knappen erhoben hat, war die Krönung!«
    Diese Bemerkung zu dem Ereignis war unverkennbar fehl am Platze. Karola biss auf den Skorpion, dass der Panzer krachte. Aber was sollte ich machen. Leugnen? Kommentarlos übergehen? Lass fahren dahin alle Diplomatie, Lindis, sagte ich mir und antwortete ehrlich.
    »Kevin hat ja auch alle Herzen erobert. Er ist ein charmantes Kerlchen. Das haben Sie gut hinbekommen, Susi!«
    »Tja, ich versuche mein Bestes, ihm das Benehmen beizubringen, was seiner Mutter leider fehlt.«
    Ich wollte lachen, aber das blieb mir im Halse stecken, als ich Karolas Gesicht sah. Der Skorpion war im Magen angekommen. Sie wirkte fahlgrün, trotz Make-up und zartem Rouge.
    Feige, wie ich war, ergriff ich die Flucht.
    Es dauerte aber nicht lange, da hatte mich die Rache der Entnervten eingeholt. Karola stürmte in mein Büro und fauchte mich an: »Du! Lass dir das gesagt sein – Hände weg von Wulf!«
    Ich schob die Tastatur zur Seite und fragte höflich: »Hast du ältere Rechte?«
    »Das kannst du wohl glauben. Ich lasse nicht zu, dass du hinter meinem Rücken versuchst, ihn von mir wegzulocken. Ich hatte ihn für Sonntag eingeladen. Aber du hast mir natürlich dazwischengefunkt.«
    »Entschuldige, aber das konnte ich nicht ahnen. Er hat mir nichts davon gesagt.«
    »Ich weiß schon, ich weiß schon! Du hast ihn wieder mit deinen ach so wichtigen Problemen hier belästigt, sogar am Wochenende. Ich sag dir noch mal: Lass meinen Wulf in Ruhe!«
    Mir ging das Gefauche langsam auf den Geist, und ich wurde ruppig.
    »Sag mal, tickst du nicht mehr ganz richtig, Karola? Dein Wulf? Hast du ihm nach einem Kindergeburtstag schon die Stelle als Ersatzvater angeboten?«
    »Du! Was bildest du dir eigentlich ein? Ich habe endlich einen Mann gefunden, der Verständnis für mich hat, der aufmerksam ist und mir zuhört!«
    »Na, wenn das mal nicht täuscht.«
    Karola ignorierte meinen Einwurf und fetzte weiter: »Aberdu, du bist ja nur hinter dem einen her. Du willst ihn doch nur in dein Bett kriegen, du kaltschnäuziges Karriereweib. Du weißt doch nicht, wie das ist, wenn man ein Kind großzuziehen hat. Wenn man sich nach einer Familie sehnt. Du machst mir mein Leben kaputt. Wegen dir kann ich jetzt nur noch halbtags arbeiten. Wegen dir sitze ich den ganzen Nachmittag mit Jessika-Milena im Haus rum …«
    Die Unterhaltung fing an, ins mehr als Unsachliche abzugleiten. Aber anders als die letzten Male, als Karola mir eine solch hysterische Szene machte, blieb ich diesmal gelassen. Es traf mich nicht. Sie tat mir leid, ein Mitleid, in dem eine Menge Verachtung mitschwang. Wie Teresa schon vermutet hatte: Karola war ein Mensch, der niemandem etwas gönnte. Nur, was sollte ich tun? Jedes Wort, das ich jetzt sagte, war ein Wort zu viel. An der Tür blieben schon Kollegen stehen, die dem Gekreische verwundert zuhörten.
    »Karola, nun beruhige dich doch«, bat ich, als sie einen Augenblick Luft schöpfen musste. »Meinetwegen kannst du Wulf haben. Das musst du mit ihm ausmachen, nicht mit mir.«
    »Du brauchst nicht den gönnerhaften

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