Die keltische Schwester
schon wieder unterwegs. Vermutlich in Sachen Grundstückserwerbs. Ich sah Nachrichten und Post durch und fand die Vollmacht für die Bankangelegenheiten. Das traf sich gut, denn wenn die beiden Kollegen ankamen, mussten vermutlich noch einige Anschaffungen getätigt werden. Ich versuchte mein Glück also bei dem Kreditinstitut am Ort und, Wunder über Wunder, traf hier auf Sympathisanten des Projektes. Die Kontoeröffnung ging reibungslos.
Anschließend wollte ich etwas Ordnung machen und den hoffentlich inzwischen funktionstüchtigen Internetanschluss ausprobieren, um endlich wieder Zugriff zum Server von KoenigConsult zu haben. Meine abgespeckte PC-Version des Netzplans war mir etwas unheimlich.
Ein bisschen irritiert war ich darüber, dass ich die Unterlagen vom Freitag nicht fand. Ich war mir sicher, den ungültig gewordenen Bericht auf dem Schreibtisch liegen gelassen zu haben.
Aber bevor ich zu größeren Suchaktionen starten konnte, trafen Jens Rosenberg und Markus Schwarz ein.
Sie begrüßten mich wie eine Verschollene auf einer einsamen Insel, und ich fand plötzlich Gefallen daran, mit meinem einwöchigen Erfahrungsvorsprung zu prahlen. Ich führte sie im Ort herum, machte sie auf die von mir bisher besuchten Restaurants aufmerksam und begleitete sie zur Baustelle. Hier war gerade ein Tieflader mit Teilen eines Krans angekommen. Eine schwere Baumaschine hatte bereits eine hässliche Spur in die Wiese gegraben.
»Na, dann wollen wir mal, Jens. Frau Farmunt, danke, dass Sie uns herumgeführt haben. Wie sieht’s aus, sehen wir uns im Hotel später?«
»Nein, im Hotel nicht. Ich bin ausgezogen, in eine Privatunterkunft.«
»Kluge Frau. Ich denke, wir werden uns in den nächsten Tagen auch nach einem Ferienhaus umsehen. Es ist ja noch nicht Saison, da müsste doch noch was zu finden sein.«
»Hoffentlich, aber tarnen Sie sich als harmlose Urlauber. Es gibt hier nicht überall ein warmes Willkommen für uns.«
»Wird schon. Trotzdem, treffen wir uns heute noch. Sie müssen uns doch unbedingt erklären, was man hier besonders gut essen kann.«
»In Ordnung, um acht dann im ›La Galette‹. Einverstanden?«
Als ich gegen sechs zu Roberts Haus fuhr, sah ich, wo die hässliche Spur der Baumaschine endete. Genau vor Morwennas Häuschen stand ein gelbes Monstrum auf Ketten und zeigte mit seiner stahlzahnstarrenden Schaufel auf ihren Eingang. Ich war mir sicher, dass es genau an der Grundstücksgrenze geparkt war.
Wulf hatte mit der Belagerung begonnen!
Robert war da gewesen, aber schon wieder ausgeflogen. Der Dämon schnurrte um meine Beine und klapperte mit der leeren Sahneschüssel. Sag einer, dass Katzen sich nicht verständlich machen können. Ich gab dem Kater, was des Katers war.
Der Abend mit den Kollegen verlief angenehm, ja, sogar lustig. Die beiden hatten eine Menge Geschichten von anderen Baustellen auf Lager, die sie mir nur zu gerne weitergaben. Ich war für sie ein Novum, Frauen auf Baustellen gehörten zu den selteneren Erscheinungen.
Jedenfalls kam ich erst gegen elf zurück. Roberts Jeep stand jetzt vor der Tür, es brannte Licht im Haus. Natürlich hätte ich mich einfach in meinen Anbau schleichen können, aber das fand ich unhöflich. Ich klopfte also an der Tür und machte auf. Robert saß mit aufgekrempelten Ärmeln an dem langen Tisch, der wieder bedeckt mit Unterlagen war. Er schrieb, sah jedoch erfreut auf, als ich ihn grüßte.
»Na, du Nachteule?«
»Selber, oder?«
»Wie immer. Magst du noch ein Glas Wein trinken?«
»Besser nicht. Ich war mit zwei frisch eingetroffenen Kollegen essen. Es passt nichts mehr in mich hinein.«
»Doch, ein Calvados!«
»Da sagst du was!«
Robert lachte und goss mir ein Gläschen ein.
»Ich habe schlimme Neuigkeiten für dich, Robert.«
»Dein Projektleiter hat aus eigener Tasche eine Baumaschine gekauft und sie vor Morwennas Häuschen geparkt.«
»Mh, das auch. Aber es gibt sogar noch Schlimmeres.«
»Dann lass hören. Du weißt ja, wie es Überbringern schlechter Nachrichten ergeht.«
»Ich habe zur Nacht gebetet. Also, erstens, du hast eine Maus im Haus. Der Dämon hat sie gestern mit angeschleppt und war anschließend nicht mehr bereit, sie wieder zu entsorgen.«
»Wie furchtbar, wo ich doch solche Angst vor Mäusen habe.«
»Und es kommt noch heftiger! Beni trifft am Samstagmorgen ein. Teresa begleitet sie.«
»Oh, schön. Teresa habe ich lange nicht mehr gesehen.«
»Kopf bleibt dran?«
»Gerade noch so.«
»Du könntest
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