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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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es selbst merken. Mich wundert nur, dass er mich nicht schon mit Schaum vor dem Mund angerufen hat.«
    »Wart ab, was morgen passiert. Vielleicht hat er die Unterlagen noch nicht auf dem Tisch.«
    »Und im Übrigen – was ist mit konkreten Entdeckungen, die ich machen soll?«
    »Reden wir auch in den nächsten Tagen drüber. Ich habe eine Idee.«
    »Tu nicht so geheimnisvoll!«
    »Lass mir noch etwas Zeit, Lindis. Ich muss noch nachdenken.«
    »Na gut, du denkst, ich schlafe. Dieses viele Essen zu später Stunde macht mich fertig!«

6. Faden, 9. Knoten
    Dr. Koenig konnte die Unterlagen nicht auf dem Tisch haben, denn er hatte sie nicht bekommen. Bekommen hatte er stattdessen die nicht aktualisierte Planung, die ich so verzweifelt auf meinem Tisch gesucht hatte. Susi bestätigte mir das am nächsten Tag. Leider war Dr. Koenig bis Freitag außer Haus. Ich bat Susi zwar, sie solle ihm ausrichten, dass er mich dringend zurückrufen möchte, falls sie ihn doch noch erwischte. Aber er meldete sich nicht.
    Und als er dann endlich anrief, nahm Wulf das Gespräch an und schmierte ihm Honig um den Hörer. Ich hatte Dr. Koenig zwar den neuen Stand zugefaxt, aber Wulf tat so, als ob der neue Plan überhaupt nicht existierte. Ich fragte ihn anschließend danach.
    »Das hat Koenig nichts anzugehen. Ich habe Karola angewiesen, ihm nur Berichte vorzulegen, die von mir unterschrieben sind!«
    »Das kannst du doch nicht bringen, Wulf!«, fuhr ich ihn empört an. »Es ist auf dem Knirschpunkt hier, und du hältst die Information zurück. Ich werde sofort die neue Version schicken!«
    Wulfs Gesicht war vor Zorn wie verzerrt, als er mich anblaffte: »Das wirst du ganz bestimmt nicht machen. Nicht, solange ich hier auch nur ein Wort zu sagen habe. Ist das klar? Mir langt es mit deiner selbstherrlichen Einmischung. Morgen fährst du ab! Ich will dich am Montag nicht mehr im Büro hier sehen. Du bist entlassen«, tobte er vor meinem Schreibtisch.
    »Mich zu entlassen steht dir nicht zu, das weißt du. Aber ich werde nicht mehr ins Büro kommen, denn ich habe Urlaub – ab jetzt!«

    Ich räumte meinen Schreibtisch auf, füllte einen Urlaubsantrag aus und steckte ihn ins Fax, alles, ohne Wulf weiter zu beachten. Es geschah beinahe mechanisch, ich versagte mir jedes Gefühl, kam mir beinahe vor wie in Trance. Dann warf ich mir meine Jacke über die Schultern, klemmte meine Tasche unter den Arm und ging langsam die Treppen hinunter.
    Der Dorfplatz war geschäftig wie immer, der graue Kirchturm mit seinem seltsamen Spitzenmuster aus Stein warf seinen Schatten über die alten Markthallen, drei Alterchen saßen auf einer Bank in der Sonne und kauten auf ihren Pfeifen. Mein Auto war aufgeheizt durch die Sonne, ich ließ die Tür einen Moment offen, bevor ich mich hineinsetzte. Dann fuhr ich mit offenen Fenstern Richtung Küste, noch immer ohne jede Gefühlsregung.
    »Hallo, so früh zurück, Lindis?«
    Robert putzte doch tatsächlich den Jeep, im Haus rumorte es.
    »Ich habe Urlaub. Wulf hat mich rausgeschmissen.«
    »Hat er? Darf er das?«
    »Nein, aber es ist etwas unerträglich geworden, und ich habe mich sozusagen durch Flucht entzogen.«
    »Das muss nicht verkehrt sein. Tapferkeit am falschen Ort verschleißt nur die Nerven.«
    »Ich muss trotzdem telefonieren. Darf ich von hier?«
    »Natürlich. Drinnen ist Marie-Claire und putzt.«
    So lernte ich endlich den Hausgeist kennen, der sich so ganz offensichtlich auch um meine Zimmer kümmerte. Denn wenn ich auch morgens versuchte, meine Schlafdecken einigermaßen ordentlich zusammenzufalten, abends sahen sie immer viel akkurater aus.
    Marie-Claire war eine rundliche Frau mittleren Alters, sie hatte eine der typischen buntgeblümten Kittelschürzen an und strahlte Reinlichkeit aus, doch ohne übertriebenen Fanatismus.Ich mochte sie auf den ersten Blick. Sie hatte was von frisch gebackenem Brot, aber das konnte auch an dem Geruch aus der Küche stammen, wo irgendetwas im Ofen buk.
    Sie ließ mich taktvoll allein, als ich zum Telefon griff. Zum Glück war es schon Mittag, und ich konnte hoffen, Susi zu erwischen.
    »Dr. Koenig ist außer Haus. Er ist auch übers Wochenende nicht erreichbar, hat er gesagt.«
    »Oh, Mist. Haben Sie seine Privatnummer? Ich versuche es noch mal.«
    Susi gab sie mir und sagte dann: »Wenn’s wegen Ihrem Urlaub ist, das ist geregelt.«
    »Nein, deswegen nicht. Ich habe gestern ein Fax geschickt. Aber ich muss ihn unbedingt sprechen. Susi, ich kann Ihrer Kollegin

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