Die keltische Schwester
schmucklos, mit grauen Strähnen im Haar. Auch Angus neben ihr war älter geworden, kräftig zwar, aber auch grau und mit faltiger Stirn. Nach ihnen folgten Träger mit einer Bahre.
Sie hatten einen tiefen Schacht ausgehoben, so tief, dass er in einer Höhle im Felsen mündete. Hier senkten sie nun Danu, Seherin und Weise, Sängerin und Priesterin ihrer Gemeinde, hinab. Sie gaben ihr Schmuck und Blumen mit, Schalen mit Speisen und Krüge mit Getränken. Sie gaben ihr ihre Harfe mit und eine wundervoll geformte und verzierte Scheibe aus Goldblech und sangen leise eine alte Klage.
»Was hast du da, Arian?«
»Conalls Halsreif. Er hat ihn ihr gegeben, als er starb.«
»Das wusste ich nicht. Sie hat ihn nie getragen.«
»Nein. Sie hat ihm zwar verziehen, aber nie vergessen.«
»Ja, ich verstehe das. Ich möchte ihr das hier mitgeben auf ihre Reise in die
Autre Monde
«, sagte Angus. »Ich hoffe, sie findet Elcmar dort wieder. Jung und voller Leben, damit sie ihre Liebe teilen können.«
Angus streifte den schlangenförmigen Armreif ab und gab ihn mit in das Grab.
Eine Krähe erhob sich und zog krächzend ihre Kreise.
Die Grube wurde zugeschüttet, Danu hatte diese Welt verlassen.
Ein Laken war über mich gezogen worden, als ich wach wurde. Es war heller Tag. Robert lag neben mir auf dem Rücken. Er schlief, und ich richtete mich vorsichtig auf, um mir sein Gesicht anzusehen. Wie wenig er sich verändert hatte! Und doch, er schien ruhiger zu sein, gelassener als damals. Bevor ich mehr Betrachtungen anstellen konnte, öffnete er die Augen. Dunkle Augen, braun, fast schwarz. Mit Lachfältchen drum herum.
»Auf, auf, einen neuen Tag erobern!«
»Du bist ja immer noch so grässlich wach, sowie du die Augen aufschlägst.«
»Blöde Angewohnheit, ja. Ein altes Laster. Aber du Murmeltier siehst auch schon ziemlich fit aus.«
»Ich habe auch schon gut zehn Minuten Vorsprung. Oha, gleich elf. Was werden deine Gäste denken?«
»Das absolut Richtige, vermute ich.«
»Ja, das glaube ich auch«, sagte ich und musste kichern. Da stand mir ja einiges bevor.
»Wir waren einkaufen, während sich die Herrschaften noch im Lotterbette aalten«, begrüßte Teresa uns. Sah mich dann an und gab mir einen Schmatz auf die Wange. »Jetzt ist sie ab, die Maske. Endlich!«
»Er hat ja so seine Ausraster, der Knabe, aber mit ein paar gezieltenTritten in die Seite scheint’s wohl doch zu gehen«, kommentierte Beni die Lage trocken.
Mit einem Griff, der lange Routine verriet, hatte Robert die strampelnde und quietschende Beni sich über den Rücken geworfen, wo sie mit Armen und Beinen rudernd hing.
»Lass mich runter! Ich war gerade bei der Dämonenbeschwörung.«
»Dämonenbeschwörung?«
»Ja, ich versuche dem Kater zu suggerieren, dass er endlich diese blöde Maus fängt, bevor Teresa vor Angst einen Herzkasper kriegt.«
»Ist das Thema Maus noch immer nicht erledigt? Ja, muss ich denn alles selber machen in diesem Haushalt?«
Es war ein schreckliches Gealbere ausgebrochen, in dem es mir mit Mühe gelang, eine Tasse Kaffee für mich zu ergattern.
»Hört mit dem Gegacker auf, das ist ja wie im Hühnerhof!«
»Du fühlst dich doch ganz wohl als Hahn im Korb.«
»Mh. Hör auf, Lindis, ich muss ernsthaft werden. Wie sieht denn der Schlachtplan für heute aus, ihr Hübschen?«
»Nachdem das so schön gerumpelt hat heute Nacht, scheint es mir für ein Strandvergnügen zu kühl zu sein. Ich würde gerne ein Stück die Küste entlangfahren.«
»Du kannst mein Auto haben, Teresa.«
»Beni, das ist die Aufforderung an uns beide, uns dezent zurückzuziehen.«
Ich hatte, so betrachtet, nichts einzuwenden. Robert offensichtlich auch nicht.
»Ich lade euch heute Abend zum Essen ein. Ein Lokal mit besonderem Ambiente, um Benis Kenntnisse der neueren Geschichte aufzufrischen.«
»Gut, wir sind um sieben wieder hier.«
Robert und ich vertrödelten den Nachmittag, aber irgendwie waren wir nie sehr lange voneinander entfernt. Dann allerdings kam Marie-Claire. Und die Trödelei hatte ein Ende.
»Monsieur Robert. Oh, gut, dass ich Sie treffe. Ich war gerade bei Mère Morwenna.«
Ein Schwall sich überstürzendes Französisch brach über uns herein. Ich sah, dass Robert mehr und mehr erbost wurde. Ich fasste mich in Geduld, vermutlich würde er mir gleich eine Zusammenfassung liefern.
»Daniels hat Morwenna wieder aufgesucht. Mitsamt einem Anwalt, einem besonders widerlichen Vertreter seiner Gattung. Ich bin schon einmal mit
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