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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ihm zusammengeraten. Sie haben Morwenna einen Kaufvertrag vor die Nase gehalten, und sie aufgefordert, ihn zu unterschreiben. Das war kein geschickter Zug, denn zum Glück war Marie-Claire da und hat den Jungs klarmachen können, dass die gute Alte nicht lesen kann. Und schon gerade nicht das kleingedruckte juristische Französisch. Das hat ihr einen Aufschub bis morgen verschafft, weil Marie-Claire ihnen gesagt hat, Morwenna müsse sich erst mit ihrem Berater unterhalten. Die beiden mussten abziehen, aber Daniels hat Morwenna gedroht, dass morgen die Arbeiten vor ihrer Haustür beginnen. Mir gefällt das überhaupt nicht.«
    »Mir auch nicht, aber Wulf steht jetzt unter enormen Erfolgszwang. Wir haben ab heute nur noch einen Puffer von zwei Tagen. Und morgen früh steht Koenig auf der Matte, da muss er etwas vorweisen.«
    »Wir sollten ein Auge auf das Häuschen halten. Nicht, dass er noch einen Unfug anstellt.«
    »Also besser hier bleiben heute Abend?«
    »Ich denke ja. Und ich gehe jetzt gleich mal rüber zu ihr. Willst du mitkommen?«
    »Gerne. Warte, hier in dem Korb ist doch noch eine Tarte. Die nehmen wir ihr mit.«

8. Faden, 8. Knoten
    Die Maus hatte geschnuppert und gewittert. Es war da in dem Korb. Ganz in der Nähe ihres Unterschlupfes. Es roch so gut, so köstlich! Vorsichtig streckte sie ihr Näschen vor. Keine Katze in Sicht, keine Riesen mit großen Füßen. Nur ein flacher Korb, aus dem es wunderbar duftete. Es war etwas mühsam hineinzukommen. Die Maus musste mehrere Versuche machen, um mit Klettern und Klimmzügen das Weidengeflecht zu überwinden. Aber schließlich hatte sie es geschafft und wollte eben anfangen, an der Tarte zu nagen, als mit einem Ruck der Korb hochgehoben wurde und sie heftig hin und her geschaukelt wurde.
    Sonnenlicht traf sie, frischer Wind wehte um ihre Barthaare. Dann hörte das Geschaukel auf, der Korb landete auf einem Tisch, und die Maus vergrub sich tief unter dem knisternden Papier, als die Tarte herausgehoben wurde.
    Dann war endlich wieder Ruhe. Nur Menschen sprachen in einem anderen Raum. Nachdem sie noch ein paar Kuchenbröckchen aufgeknabbert hatte, machte sich die Maus ein zweites Mal daran, das Geflecht zu erklimmen, und fand schließlich einen Unterschlupf unter Mère Morwennas Küchenregal.

Knoten 1., 2. und 13. Faden
    Vor dem Haus auf der Bank war niemand, nur eine Gießkanne mit Regenwasser stand darauf. Ein aus dem Leim gegangener Reisigbesen zeugte von Marie-Claires Einsatz und lag umgefallen vor der Tür. Als Robert ihn aufhob, zerfiel er gänzlich, und er lehnte den Stiel mit den Worten an die Wand: »Müssen einen neuen mitbringen. Lindis, erinnere mich nachher daran.«
    Mère Morwenna wirkte müde, als wir eintraten. Mit halbgeschlossenen Augen saß sie in ihrem Lehnstuhl und sah nicht mal auf, als ich ihr ein Stück Kuchen reichte.
    »Non, non«, wehrte sie ab.
    Robert sprach sacht auf Bretonisch auf sie ein, und sie nickte ein paar Mal. Er holte von dem Tisch eine Klarsichthülle mit einigen Seiten eng beschriebenem Papier. Das war vermutlich der Kaufvertrag. Konzentriert und schweigend überflog er ihn, während ich Morwenna zulächelte. Sie lächelte zurück, und ich streichelte ihre dünne Hand.
    »Das ist soweit in Ordnung, wenn sie das Ding unterschreibt, kann Daniels vermutlich schon etwas damit anfangen. Zumindest Ärger machen.«
    »Ich denke, sie kann nicht schreiben?«
    »Ihre Unterschrift schon, aber viel mehr auch nicht. Was mir mehr Angst macht, ist die Tatsache, dass man ihr gedroht hat. Nicht nur mit Bautätigkeit vor ihrer Haustür, sondern auch mit Sprengungen. Ich kann nur hoffen, dass dein ehemaliger Kollege nicht so wahnwitzig ist, so etwas zu tun. Der Schreck könnte sie umbringen.«
    »Ich kann ja mal Jens und Markus ein bisschen aushorchen. Vielleicht hat er die mit ins Boot bekommen, und sie wissen mehr darüber.«
    »Kannst du tun, aber ich glaube nicht, dass er sie mit reinzieht. Eher unsere asiatischen Herren. Lindis, ich gehe zurück, um noch ein paar Telefonate zu erledigen. Bleib noch ein bisschen bei Morwenna. Ich glaube, sie mag dich.«
    Er sprach noch ein paar Worte mit ihr, und sie antwortete ungewöhnlich lange. Dabei hielt sie seine Hand fest. Robert beugte sich schließlich zu ihr und küsste sie auf die Wange.
    »Sie hat mir gesagt, ich soll mir keine Sorgen machen. Aber ich tue es trotzdem. Na, ich bin ja auch noch ein bisschen jünger.«
    »Ein winziges bisschen. Bis nachher, Robert.«
    Er strich mir über

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