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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Lindis.«
    Auch Karola hatte das bemerkt.
    »Sieht man mir schon an, nicht wahr? Mist, und ich wollte die Schönste im Land sein«, versuchte ich zu spotten.
    »Kann man nicht immer. Vielleicht solltest du diesen Entspannungskurs besuchen, der hier angeboten wird. Mir hat das immer geholfen. Man gleitet so richtig tief weg.«
    »Werde ich mal versuchen.«
    Wir saßen unter Palmen am Pool, und ich sehnte mich in der Tat nach Ruhe und Weggleiten, aber die allgemeine Geräuschkulisse ließ das nicht zu. Geschlafen hatte ich auch schlecht, denn Jessika-Milena war eine Frühaufsteherin. Manchmal fragte ich mich, ob dieses hyperaktive Kind überhaupt je Schlaf brauchte. Sie war auch nicht ins Bett zu kriegen gewesen.
    Ich sah müßig einer Gruppe von vier, fünf Kindern zu, die friedlich miteinander an dem flachen Pool spielten. Es ging also auch so.
    »Mama, wann fängt der Kinder-Schminkkurs an?«, fragte Jessika-Milena schon zum fünften Mal in einer Viertelstunde.
    »In einer halben Stunde, Jessika-Milena. Geh noch mal auf die Rutsche. Das hat dir doch Spaß gemacht.«
    »Die is doof. Kann ich ein Eis haben?«
    »Nein, Jessika-Milena. Du sollst nicht so viele Süßigkeiten naschen.«
    »Ich will aber ein Eis. Alle dürfen Eis.«
    Natürlich gab Karola nach. Sie gab immer nach. Und Jessika-Milena versenkte anschließend vor unseren Augen das Vanilleeis im Pool, was das Aufsichtspersonal nicht besonders freute.
    Ich brauchte auch dringend Abstand zu meinen Begleiterinnen. Karola gab sich zwar alle Mühe, nett zu mir zu sein, aber das Kind stand sozusagen zwischen uns. Ich mochte mich überhaupt nicht an die Szenen am Frühstücksbüfett erinnern …
    Ich stand auf und fragte: »Ich hole mir etwas zu trinken, Karola. Soll ich dir etwas mitbringen?«
    »Nein, geh alleine. Ich weiß schon, wir stören dich nur.«
    Sah man mir das so deutlich an? Musste wohl so sein. Ich schlüpfte in meine feuchten Badeschlappen und suchte mir zwischen den Liegen einen Weg zur Cafeteria. Man hatte einen Irrgarten aus der Anlage gemacht, eine Hängebrücke führte über einen künstlichen Wasserfall, künstlich beleuchtet schäumte das Wasser in ein türkisfarbenes Becken. Die Gischt roch auch nicht gerade natürlich. Pinkfarbene Bougainvillea, rote Anthurien und Bromelien, Farne und Rankgewächse überwucherten die Ränder, aber als ich ein Blatt streifte, erkannte ich, dass es gut gemachte Plastikpflanzen waren.
    Die Cafeteria, ganz in Bambus, hatte eine Auswahl extremfarbiger Getränke. Das entsprach wohl der gängigen Vorstellung von Exotik. Ich bestellte mir ein einfaches Wasser. Es war mit einem giftgrünen Rührstab und einem Zitronenschnitz verziert. Überhaupt, die Verpflegung mochte ja familien- beziehungsweise kindgerecht sein, aber weder die gebotenen Snacks noch die Büfetts hatten mich bisher überzeugt. Wenn ich schon richtiges Geld für das Essen ausgeben musste, dann sollte wenigstensdie Qualität stimmen. Eine Tiefkühlpizza konnte ich mir billiger selbst machen.
    Ein weichbäuchiger Mann schubste mich halb von meinem Sitz.
    »Oh, verzeihen Sie, schöne Frau. Ich wollte Sie nicht vertreiben.«
    Er sah mich an, als ob er abschätzte, wie gut seine Chancen waren. Ich zeigte ihm, dass sie noch unter Null lagen, und stand auf. Mich nervten die Menschenmassen langsam, und ich sah auf die Uhr. Erleichtert registrierte ich, dass der besagte Entspannungskurs bald anfing.

11. Faden, 2. Knoten
    Wir lagen auf bunten Matten am Boden, und die Dame, die uns durch die Meditation führen sollte, ließ sanft säuselnde Klänge aus den Lautsprechern aufsteigen. Normalerweise habe ich für solche Übungen wenig übrig. Ich fühlte mich ziemlich albern und fehl am Platz. Karola hatte so etwas allerdings schon öfter mitgemacht, hatte bereits eine professionell entspannte Liegehaltung eingenommen und atmete mit geschlossenen Augen tief in den Bauch ein und aus. Wenigstens war der Geräuschpegel in diesem Raum sehr gedämpft, und meine Müdigkeit machte sich wieder bemerkbar. Als die Meditationsleiterin dann mit angenehmer, einlullender Stimme zu sprechen anfing, ließ ich mich einigermaßen willig führen. Meine Arme wurden schwer, meine Beine wurden schwer, alles war angenehm warm, ich sank ganz tief in die Unterlage und fühlte meinen Atem weit, weit in meinen Bauch fließen.
    »Wir befinden uns auf einer weiten, grünen Wiese.«
    Ich war im Grünen.
    »Über uns wölbt sich ein blauer, klarer Himmel.«
    Wölbte sich.
    »Kleine

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