Die keltische Schwester
selbst schneller zu den Daten Zugriff hat, falls du mal nicht da bist.«
»Na gut. Ich soll dich anlernen, richtig?«
»Ja, nach Feierabend.«
Karola verzog das Gesicht. Natürlich, darunter würde Jessika-Milena zu leiden haben.
»Wir können sehen, ob das nicht zwischendurch auch immer mal wieder geht, Karola. Er braucht dich ja nicht ständig. Manchmal ist ja auch Leerlauf bei dir.«
»Das würdest du machen? Und deine eigene Arbeit?«
»Nach Feierabend, das bin ich ja schon gewöhnt.«
Ich erhielt einen Blick tiefster Dankbarkeit, und weil Dr. Koenig bereits aus dem Haus war, um sich mit einem anderen Geschäftspartner zu treffen, begannen wir gleich mit einer groben Übersicht über die Planung. Zum Glück stellte sie sich gelehriger an als Schweitzer.
»Du brauchst dich nicht um die inhaltlichen Einzelheiten zu kümmern, Karola«, beruhigte ich sie, als ich ihr ein einfaches Netz gezeigt hatte. »Es ist nur so, dass es mit der Planung selbst nicht getan ist. Das Netz lebt sozusagen erst, wenn die einzelnen Tätigkeiten ins Laufen kommen.«
Ich erklärte ihr, wie den geplanten Terminen jeweils die echten Termine gegenübergestellt wurden und wie das Programm dann die Auswirkungen daraus berechnete.
»Verstanden. Und jetzt?«
»Jetzt sehen wir uns die Auswirkungen an.«
Ich zeigte ihr, wie man das Programm anstieß, und nach wenigen Minuten hatten wir den aktuellen Plan vorliegen. Ich ließ mir die Grafik anzeigen.
»Siehst du diese rote Linie? Das ist der sogenannte kritische Pfad. Durch die elf Tage Verzögerung haben wir jetzt Auswirkungen auf den Beginn der Bauplanung, denn die Leute in der Abteilung können erst morgen, wenn sie hoffentlich die aktuellen Informationen über die Grundstücksgrenzen haben, mit dem Erarbeiten der detaillierten Unterlagen beginnen.«
»Ja, sie werden zwar erst zwei Wochen später damit fertig, aber die Vergabe der Bauarbeiten ist auf dem gleichen Termin stehen geblieben wie vorher.«
»Richtig, dazwischen hatten wir einen Puffer, also eine Reserve von zwei Wochen eingeplant. Der Termin wird zwar gehalten, aber die Reserve ist weg. Jetzt können wir also nur hoffen, dass die Jungs von der Bauabteilung so schnell wiemöglich zu Potte kommen. Hoffentlich sind die nicht alle in Urlaub.«
»Meine Güte, ist das kompliziert.«
»Nicht komplizierter als das Leben selbst.«
Wir unterhielten uns noch eine Weile über die Tätigkeiten, bei denen sie mir helfen konnte, dann merkte ich, dass mehr sie nur noch verwirren würde.
»Machen wir morgen oder übermorgen weiter, Karola. Wie geht es deiner Tochter? Macht ihr gar keinen Urlaub dieses Jahr?«
Karola strahlte mich an. Das Thema lag ihr natürlich viel mehr am Herzen.
»Doch, doch, im Oktober. Sie geht ja noch nicht zur Schule. Wir wollen an die Ostsee fahren. Du weißt ja, die Luft ist da so gesund für sie. Ich habe doch ständig Angst, dass sie auch mit einer dieser furchtbaren Allergien anfängt. Reizklima ist da die beste Vorbeugung, hat unser Kinderarzt gesagt.«
»Na, hoffentlich habt ihr schönes Wetter.«
»Ach, das ist nicht ganz so wichtig. Du wirst es nicht glauben, wir fahren in genau so einen Ferienpark wie der, für den du hier die Planung machst. Na, vielleicht ein bisschen kleiner. Aber da ist man doch vom Wetter unabhängig, und für die Kinder gibt es so viele Beschäftigungsmöglichkeiten. Wir haben das im vergangenen Jahr auch schon einmal gemacht.«
»Du wirst lachen, ich plane zwar so ein Ding, aber ich habe noch nie eins von außen, geschweige denn von innen gesehen. Da fehlt mir vermutlich noch etwas.«
»Ehrlich nicht? Das musst du unbedingt mal machen, das wird dir gefallen. Vielleicht kannst du mal mit deiner Schwester ein Wochenende buchen. Das geht auch von Freitag bis Montag.«
»Ja, aber bis zur Ostsee ist es ein ganzes Stück zu fahren.«
»Du brauchst doch nicht bis zur Ostsee. Es gibt sogar hier in der Nähe so ein Erlebnisbad. Wenn du willst, bringe ich dir morgen die Unterlagen mit. Wir waren zu Jessika-Milenas Geburtstag dort.«
Knoten 1. und 3. Faden
»Was hast du denn da mitgebracht? Ich dachte, ihr habt noch gar nicht angefangen zu bauen?«
Beni lag auf dem Sofa und ließ die Beine über die Lehne baumeln. Zu meinem Verdruss erkannte ich, dass sie mal wieder eine meiner Blusen, eine beigefarbene mit Taschen und Schulterlaschen, die ich besonders mochte, ausgeliehen hatte.
»Sag mal, hast du keine eigenen Klamotten mehr?«
»Hey, Laus auf der Leber? Ich wasche sie
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