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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dir auch wieder.«
    »Das hat doch damit nichts zu tun. Du kriegst genug Taschengeld, um dir deine eigenen Sachen zu kaufen.«
    »Laus mit Schuhgröße achtundvierzig! Hat dich dein Wulfi geärgert, oder warum bist du so stinkig?«
    Beni rutschte in eine aufrechtere Stellung und sah mich an. Sie hatte nicht ganz unrecht, es war ein nervender Tag gewesen. Deshalb war ich ziemlich kurz angebunden. Und das mit den Kleidungsstücken ging mir zusätzlich auf den Geist. Allerdings musste ich zugeben, seit sie bei mir wohnte, hatte ich nie wieder das Bügeleisen bewegt, Beni hatte geradezu einen Wäschetick.
    »Was du da siehst, ist ein Ferienpark, der bereits existiert. Karola war dort und meinte, ich solle ihn mir mal ansehen.«
    »Ah, Lokaltermin also.«
    »Ja. Und sie hat auch eine nette Idee gehabt. Sie meinte nämlich, dass wir beide da mal ein Wochenende verbringen könnten.«
    »Das ist eine nette Idee?« Beni sah die Hochglanzbroschüre zweifelnd an.
    »Ich dachte, du gehst gerne schwimmen. Du bist doch den ganzen Sommer über kaum vom See weggekommen.«
    »See, ja. Das ist der Punkt. Ich mag diese Hallenschwimmbäder nicht.«
    »Das ist doch kein Hallenschwimmbad. Das ist eine Badelandschaft. Mit …«
    »Ein aufgemotztes Hallenschwimmbad. Trotz Wirbelstrahl und Wellenrauschen. Kannst du für mich vergessen. Ich war vor zwei Jahren mal in einem, hat mich nicht angemacht. Brauch ich nicht noch mal.«
    »Huch, was ist denn da vorgefallen?«
    »Nix, außer dass es mich angeödet hat, mich mit lauter glücklichen Familien in tropischer, stinkender Treibhausluft herumzudrücken.«
    »Meine jüngere Schwester ist ein rechter Naturbursche, was?«
    »Fahr doch mit deiner Karola und ihrem Jessy-Schätzchen da hin.«
    »Na, wem ist denn jetzt die Laus über die Leber getrampelt?«
    »Nur mir. Mach dir nichts draus.«
    »Probleme in der Schule?«
    Seit zwei Wochen war Beni wieder ins Schülerdasein zurückgekehrt. Aber die Leichtigkeit, mit der sie in den vergangenen Schuljahren den Stoff gemeistert hatte, wollte sich noch nicht so recht einstellen. Das Niveau war augenscheinlich wirklich hoch und ihre Mitschüler ihr ein ganzes Stück voraus.
    »Nö. Aber ein Haufen Arbeit. Französisch ist eine Katastrophe, Mathe ein Desaster, die mittelhochdeutschen Dichterlinge ein Gräuel, und menschlich hab ich auch ein Trauerspiel am Hals!«
    »Streit mit deiner Freundin Sarah?«
    »Nööö.«
    »Piers?«
    »Schon eher. Aber, na ja, das geht vorbei. Wenn du nicht alleine oder mit Karola ins Ferienparadies fahren willst, begleitet dich ja vielleicht auch dein hübscher Freund?«
    Sauber abgelenkt. Aber wenn sie nicht über ihre Differenzen mit Jung-Piers reden wollte, dann eben nicht. Ich erwog ihre Vorschläge. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Wulf nicht so ganz der richtige Begleiter wäre. Das Familiengerechte der Anlage mochte ihn auf falsche Gedanken bringen. Aber Karola hatte bereits ganz zart angedeutet, dass sie nichts dagegen hätte, noch einmal ihrer Tochter die Freude eines verlängerten Wochenendes zu machen. Ich nickte für mich. Besser als alleine, und wie sie sagte, gab es für Jessika-Milena genügend Beschäftigung in den Kindergruppen.
    »Du bist zu einem Entschluss gekommen, ältere Schwester?«
    »Ja. Ich werde mit Karola fahren.«
    »VV.«
    »Was?«
    »Viel Vergnügen!«

    Vergnügen hatten wir dann auch. In den unterschiedlichsten Sparten.
    Paradiso-Park war eine professionell geführte Anlage. Wir hatten ein Apartment in dem zugehörigen Hotelkomplex, ein Zimmer für mich, eines für Karola und ihre Tochter, eine winzige Kochnische, kleines Bad. So weit, so gut. Das Angebot war auch sehr vielfältig. Das Erste, was ich zu nutzen gedachte, war die Sonnenbank, denn als ich mich im Bikini im Spiegel betrachtete, hatte ich den Eindruck, zur Gattung der Höhlenmolche zu gehören.
    Aber in der Hinsicht standen mir meine beiden Begleiterinnen in nichts nach. Karola hatte die fünf Kilo, die ich zu viel um die Taille hatte, deutlich zu wenig und sah leider aus wie ein magersüchtiges Gipsmodell aus der Werkstatt von Barlach. Jessika-Milena unterschied sich von ihr nur durch die pinkfarbenen Schwimmflügel. Und dadurch, dass sie lästig war. Wie konnte ein einzelnes Kind nur eine so durchdringende Stimme haben!
    Aber ich musste mich zu Ruhe zwingen. Das Schlimme war, dass sich meine miese Laune, statt sich zu bessern, in den letzten zwei Wochen nur noch verschlechtert hatte.
    »Du siehst überarbeitet aus,

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