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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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viel zu erschöpft, um mir darüber Gedanken zu machen. Ich wollte nur weiterschlafen, vielleicht sogar weiterträumen.Vor allem weg aus dieser Welt der künstlichen Palmen und Plastikfarnwedel.
    Aber das war mir leider nicht vergönnt. In unserem Apartment traf ich Karola und Jessika-Milena. Karola hatte rotgeweinte Augen und packte wahllos trockene und feuchte Kleidungsstücke in ihren Koffer. Ihre Tochter saß in der Ecke und matschte in einem Schokoladenpudding.
    »Was ist denn hier los?«
    »Sie haben Jessika-Milena …« Karola schnupfte heftig auf. »Sie haben mich … Oh, Lindis, diese Weiber sind so bescheuert. Sie haben mich mitten aus der Entspannung gezerrt …«
    Karola brach wieder in haltloses Weinen aus, und ich befürchtete das Schlimmste.
    »Ist Jessika etwas passiert? Sie sieht doch ganz friedlich aus.«
    »Sie haben sie aus der Gruppe ausgeschlossen. Sie haben gesagt, sie sei …« Der Rest ging in Schluchzen unter.
    »Du liebe Zeit, was denn? Hat sie sich gezankt, oder was?«
    »Pädagoginnen wollen das sein! Nur weil mein Schatz so willensstark ist. Sie darf nicht mehr mit den anderen Kindern spielen. Und ich hätte völlig versagt mit meiner Erziehung. Ich reise auf der Stelle ab.«
    Mehr war aus ihr nicht herauszubekommen, und da ich sowieso viel zu müde war, riss mir der Geduldsfaden und ich fuhr die heulende Karola an: »Ach hör doch mit dem Gejammer auf, Karola. Wahrscheinlich ist Jessika einfach total überdreht. Sie ist ja sonst viel alleine, nicht? Aber möglicherweise solltest du dir überlegen, ob du dem Kind nicht mal seine Grenzen zeigen solltest. Sonst wird sie sich nie in einer Gemeinschaft zurechtfinden.«
    »Jetzt fängst du auch noch damit an. Jessika-Milena soll keine dressierte Puppe werden, die zu allem ja sagt. Wie das ist, habe ich als Kind schlimm genug erfahren.«
    »Na ja, zwischen Dressur und Erziehung zu sozialem Verhaltensind aber noch ein paar kleine Unterschiede. Du lässt dem Mädchen doch wirklich alles durchgehen und wunderst dich dann, wenn sie von anderer Seite mal was auf die Mütze bekommt. Ich sage dir, spätestens wenn sie in die Schule kommt, erlebt sie ein böses Erwachen.«
    »Was maßt du dir eigentlich an! Du hast doch überhaupt keine Ahnung. Gerade solche wie du, die keine Kinder haben wollen! Gerade du musst dich in die Beziehung zwischen Mutter und Tochter einmischen. Ich bin’s leid, leid, leid! Ich muss schließlich das Kind alleine aufziehen. Mir hilft ja keiner. Alle wissen es nur immer besser. Was habe ich nicht schon alles für Jessika-Milena aufgegeben! Aufgeopfert habe ich mich! Meine Freunde, meine Familie, alles habe ich geopfert. Keiner versteht das!«
    Ich warf die Tür hinter mir zu. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war ein hysterischer Ausbruch. Wir waren zwar mit Karolas Wagen hergekommen, aber vermutlich konnte ich auch mit der Bahn zurückfahren. Ich hoffte nur, dass sie so schnell wie möglich ihre Siebensachen gepackt hatte und verschwand.
    Verdammt, als hätte ich nicht schon genug Stress am Hals!
    Ich warf mich auf das Bett und versuchte, die Ruhe wiederherzustellen, die mich nach dem Aufwachen aus dem Traum umfangen hatte. Aber das Geschluchze und Gerumpele im Nebenraum machten das unmöglich. Was für ein mistiges Wochenende! Entschlossen zog ich mich um, packte auch meine Sachen, und als ich durch das andere Zimmer ging, war ich erleichtert, dass Karola nebst Tochter das Apartment geräumt hatten.

    An der Rezeption erhielt ich einen Fahrplan, bestellte mir ein Taxi und war am späten Samstagnachmittag wieder in meiner Wohnung.
    »Nanu, ich dachte, du ruhst unter Palmen, einen exotischen Drink an den Lippen und einen gottvollen Männerkörper zu deinen Füßen?«
    »Pfeif es!«
    »Hussa.« Beni sah mich kritisch an. »Ich frage lieber nicht, ob es was mit der Mutter und ihrem süßen Kind zu tun hatte.«
    »Dann tu es auch nicht.«
    »Es hatte also. Na, vielleicht heitert es dich auf, wenn ich dir erzähle, dass ein Mann mit einer äußerst sexy Stimme angerufen und nach dir gefragt hat.«
    »Wulf?«
    »Dessen Stimme ist so sexy wie ’ne ausgelutschte Eistüte. Nein, ein Robert Caspary oder so. Ahhh, Blues in der Stimme.
Den
würd’ ich gerne mal kennenlernen!«
    »Vergiss es, du wärst enttäuscht vom Rest. So, und ich packe jetzt meine Tasche aus und hau mich vor die Glotze. Ich will von dieser Welt jetzt nichts mehr wissen.«
    »Schade. Hier ist die Telefonnummer von Robert dem Samtigen. Sollst ihn

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