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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Schreibtisch sitzen. Kurze, nach Igelmanier hochgebürsteteHaare mit roten Strähnchen drin waren das Erste, was mir an ihr auffiel. Der Rest war ähnlich farbenprächtig.
    »Hallo?«, fragte ich vorsichtig, um nicht gepiekt zu werden.
    »Oh, hallöchen! Kennen Sie sich mit dieser Rufmaschine aus? Ich krieg gleich die Krise.«
    »Ich hab’ Mühe mit meinem eigenen Apparat. Aber irgendwo muss so ein Buch mit Zaubersprüchen liegen.«
    »Bedienungsanleitungen sind nicht mein Ding. Dann muss es eben hilflos vor sich hinblinken.«
    Die war ja lustig. Ich kam näher und stellte mich vor.
    »Oh, Sie sind die gefährliche Frau Farmunt. Ich hörte, Sie essen Mitarbeiter roh zum Frühstück.«
    »Aber nur, wenn ich extrascharfe Salsa drübergießen kann. Manche sind nämlich pur etwas ungenießbar.«
    »Bin ich hier in ein Krisengebiet geraten?«
    »Ach nein, wir werfen nur mit ganz gewöhnlichem Dreck!«
    »Na, dann ist ja gut, da kann ich mithalten. Ich bin übrigens Susi Meister. Aber das ist kein Titel. Nur ein Name.«
    »Ich will ja nicht neugierig sein, aber machen Sie jetzt Vertretung für Frau Böhmer?«
    »Nö. Ich hab einen Halbtagsjob bekommen. Wunder geschehen.«
    »Wieso Wunder?«
    »Haben Sie schon mal versucht, als alleinerziehende Mutter für nachmittags eine halbe Stelle zu ergattern?«
    »Ist das schwierig?«
    »Ach, wenn man weiß, wie’s geht, ist es ganz easy. Ich habe einfach eine weiße Maus geopfert und bin um Mitternacht dreimal heulend um einen Grabstein gesprungen. Zwei Tage vor Weihnachten ist mein Wunsch dann in Erfüllung gegangen. Wenn ich es richtig verstanden habe, gab es bei meiner anderen Hälfte Erziehungsprobleme.«
    »Kurz und gut, man sollte Sie gebührend im Kreise der Koenige willkommen heißen.«
    »Ach, das wäre eine nette Geste. Außer von dem Typ in der Personalabteilung hat sich hier noch keiner um mich gekümmert. Frau Böhmer ist nur hektisch raus und hat eine düstere Warnung ausgestoßen, die Sie betraf. Na, ich werd’ mich schon zurechtfinden.«
    »Was ich weiß, gebe ich Ihnen gerne weiter. Heute ist es sowieso unheimlich ruhig.«
    So verbrachte ich eine erheiternde Stunde mit Susi, der Meisterin in vielen Disziplinen. Ihre Bestleistung schien sie aber auf dem Gebiet »Flotte Sprüche« zu erbringen.
    Später führte ich noch einige Telefonate und kam endlich mal dazu, ein paar der Fachzeitschriften durchzusehen, die so regelmäßig auf meinem Tisch landeten und welke Blätter bekamen. Aber ich war nicht recht bei der Sache. Denn mich beschäftigte beständig die Frage: Wer war Danu?
    Ich suchte ein paar Hinweise aus dem Internet zusammen. Offensichtlich hatte sie in der Bretagne gelebt, denn der Menhir tauchte immer wieder auf, und es war auch eindeutig derselbe, den ich ebenfalls gesehen hatte. Nur, in welcher Zeit spielte sich das Ganze ab? Meine Geschichtskenntnisse waren seit langem verschüttet. Von Christen war die Rede, richtig, also nach dem Jahre 0. Wann die Sachsen in Britannien eingefallen waren? Man gab dazu den Zeitraum um 400 an.
    Das grenzte die Periode ja schon mal auf eine überschaubare Zeit ein.
    Mir fiel plötzlich noch etwas ein. Robert! Robert schrieb eine Arbeit über … über … ja, über die Kelten und ihre Beziehung zu der vergangenen Monolith-Kultur. Dann war Danu vermutlich eine gallische Keltin. Kelten! Da klickte noch etwas. Kelten hatten Druiden, heilige Haine, Misteln und goldene Sicheln. Letzteres war zwar bisher nicht aufgetaucht, aberich konnte ziemlich sicher sein, dass Conall ein Druide war. Danu hat bei ihm gelernt. Ja, gab es denn auch weibliche Druiden? Warum eigentlich nicht?
    Jetzt war mein Spürsinn geweckt. Ob ich wohl Literatur zu dem Thema fand? Die Websites neodruidischer Clübchen schienen mir nicht sonderlich hilfreich zu sein. Aber warum nicht gleich den Fachmann fragen? Eine Mail an Robert, und ich würde wahrscheinlich mit Informationen nur so überschüttet werden.
    Mit Schwung machte ich mich an die Arbeit.
    Mit Schwung hörte ich wieder auf. Ihm zu schreiben würde ja bedeuten, dass ich ihm einen Grund für meine Wissbegier nannte. Aber von meinen Träumen wollte ich lieber nichts erzählen.
    Dann doch besser die Buchhandlung.
    Das Resultat des Nachmittags war ein mit verwickelten und verknoteten Linien wunderhübsch umrahmtes Blatt Papier.

Knoten 1. und 7. Faden
    Die ruhigen Tage waren bald vorbei. Meine erste heftige Kollision hatte ich mit Herbert Schweitzer. Alle meine guten Vorsätze hatte ich vor dem

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