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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hatte, dass du zeitweise mit dem Diesseits schon abgeschlossen hattest.«
    »Hatte ich auch, Beni«, flüsterte ich.
    Sie setzte sich auf den Bettrand und streichelte mich. »Wenn du ein bisschen besser bei Stimme bist, solltest du mir wirklich mal was aus deinen Träumen erzählen. Sie scheinen ein wenig – äh – beängstigend zu sein.«
    »Nein, lieber nicht.«
    »Auch gut. Der Onkel Doktor, den ich alarmiert habe, hat dir ein mehrseitiges Rezept verschrieben. Soll ich in die Apotheke gehen und all die schönen Mittelchen kaufen, oder machen wir es mit Tee und Toast?«
    »Antibiotika dabei?«
    »Dicke. Du willst bestimmt so schnell wie möglich wieder einsatzfähig sein, nicht?«
    Einen Moment lang gab es gar keine andere Antwort als ein entschiedenes »Ja« dazu, aber dann dachte ich plötzlich daran, was alles geschehen war, und ich fühlte mich einfach noch nicht stark genug, wieder den Kampf aufzunehmen.
    »Tee und Toast.«
    »Super. Lindis, ich glaube, jetzt fängt es langsam an, dir besser zu gehen. Am besten schläfst du so viel wie möglich.«
    »Besser, ich bleibe wach.« Ich wollte nicht noch einmal einen solchen Traum haben wie den, an den ich mich erinnerte.
    »Nein, Lindis. Du musst schlafen. Ich glaube nicht, dass du jetzt noch so etwas Grässliches träumst wie gestern. Da hattest du sehr hohes Fieber. Außerdem bin ich ja jetzt da und kann dich aufwecken, wenn du wieder mit den Geistern ringst.«
    Beni, fünfzehn Jahre alt, ein bisschen strubbelig und unausgeschlafen, sah mich mit einem solchen besorgten und mitleidigen Ausdruck an, dass ich wider Willen lächeln musste.
    »Du sorgst gut für mich, jüngere Schwester. Danke.«

1. Faden, 5. Knoten
    Manchmal wachte ich auf, und es war hell im Zimmer, manchmal war es dunkle Nacht, manchmal sah ich den grauen Schimmer der Dämmerung. Lange war ich nie wach, doch immer schien Beni in meiner Nähe zu sein. Sie hatte stets Tee für mich, saß an meinem Bett, und ein oder zwei Mal hatte ich auch das Gefühl, dass sie neben mir lag und döste, eingekuschelt in meine Arme.
    Ich schlief, und meine Träume waren leicht und ohne Drohung. Sie hinterließen oft seltsame Gefühle der Geborgenheit und Zuflucht. Wunderliche Metamorphosen machte ich durch, doch nie ängstigten sie mich, sondern hinterließen ein wundersames Staunen. Einmal war ich kleines Pelztierchen, hatte Pfoten und Schwanz behaglich über mein Gesicht gelegt und schlummerte in einer weichen, dunklen Höhle unter der Erde warm und friedlich einem neuen Frühling entgegen. Dann wieder war ich ein Baum, senkte meine Wurzeln tief ins feuchte,nahrhafte Erdreich, fühlte das Wasser aufsteigen durch dünne Wurzelfasern in die dicken, zähen Stränge, die ihren Weg durch Lehm und Steine suchten, ein Geflecht von lebendem Holz. Ich war in einer Grotte aus schwarzem Gestein, eine glänzende Ader aus glühendem Gold, geboren aus der Hitze der Tiefe, erstarrt und geläutert in Millionen von Jahren. Ich wanderte durch einen alten Wald, dessen Bäume noch keines Menschen Hand berührt hatten. Eine alte, uralte Eiche war gestürzt, lag modernd zwischen mächtigen Stämmen auf dem Boden. Altes Laub war auf sie gefallen, Moos überzog ihr schwarzes, brüchiges Holz, Farnwedel beugten sich anmutig darüber. Ein grünes Halbdunkel herrschte unter dem Blätterwerk des Waldes. Doch plötzlich fand ein Lichtstrahl seinen Weg hinunter zum Boden. Und ich sah ein Glitzern in dem moosigen Kissen, das den alten Stamm bedeckte. Dort zwischen Astlöchern und abgebrochenem Gezweig wuchs ein durchscheinender Kristall von perfekter Form.
    Ein Hauch von Blütenduft umgab mich.
    Ein leises Klirren.
    Beni stand mit einer Vase an meinem Bett, ein gewaltiger Strauß von Frühlingsblumen wuchs mir entgegen.
    »Hab ich dich aufgeweckt?«
    »Nein, ich bin von alleine wach geworden. Was ist das denn, hat jemand eine Gärtnerei aufgekauft?«
    »Deine Kollegen, mit den besten Wünschen zur Genesung.«
    »Oh.«
    »Ja, nicht? Du scheinst dich nicht ganz und gar unbeliebt gemacht zu haben. Eine schrille Pumuckl-Ausgabe hat das eben abgegeben. Die war vielleicht witzig!«
    »Das kann nur Susi Meister gewesen sein.«
    »So sagte sie. Und hier ist noch etwas.«
    Beni rückte den Strauß zur Seite, und mein Blick fiel auf eine schwarze Tonschale. Ein meisterhaft schlichtes Gesteck auszartem, zitterndem Frauenhaarfarn, einem bizarr geformten Holzstück, Moos und einem einzelnen Bergkristall. Ich musste es wohl minutenlang sprachlos angestarrt

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