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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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verschlungenen Linien hätte man nur als Schmuck verwendet, um die leeren Flächen zu füllen.Aber das ist mir zu billig, dafür hätte man sich nicht eine solche Mühe machen müssen. Ich vermute eher, dass eine tiefere Bedeutung darin steckt, die die Kelten den christlichen Mönchen damit in ihren Büchern untergeschoben haben.«
    »Du meinst, eine Geheimschrift oder so etwas?«
    »Schrift nicht, aber eine Idee. Aber frag mich nicht, was für eine, Lindis. Ich habe mich damit auch erst beschäftigt, seit Beni mit deinen Zeichnungen angetanzt kam. Ich finde es ungeheuer faszinierend, und ich hoffe, dass du auf irgendeine Weise dahinterkommst. Aber jetzt werde ich euch mal alleine lassen, es ist schon spät geworden.«
    Teresa stand auf und stolperte.
    »Eins kann ich dir sagen, Beni, wenn ich das nächste Mal die Spanierin gebe, dann in flachen Schuhen!«
    »Oh, Stiefel mit silbernen Sporen täten es auch«, schlug ich vor.
    »Prächtig. Das fetzt dann auch gleich den Teppich vom Boden. Vielen Dank ihr beiden. Beni, dein Chili war prima. Lindis, ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Schau doch mal in der Galerie vorbei.«

    Teresa war fort, Beni zu Bett gegangen, nur ich saß noch, in meinen Bademantel gemummelt, am Tisch und blätterte in dem Kunstband. Es kam, wie es kommen musste. Ich versank in einem der wundervollen Muster.

11. Faden, 8. Knoten
    Die Zweige der Büsche bildeten ein dichtes Gewebe, es spiegelte sich in der glatten Oberfläche des steinernen Beckens. Hin und wieder schwirrte eine schillernde Libelle über dasWasser, ein Lufthauch ließ zarte, junge Blättchen erzittern und kräuselte das klare Wasser. Ruhe lag über dem Wald.
    Hinter dem Quellbecken führte ein schmaler Pfad durch das Unterholz zu einer kaum erkennbaren Höhle. Efeuranken und Blattwerk versteckten zwar den Eingang, dennoch war er bekannt. Auf einem flachen Stein stand ein irdener Krug mit Milch, ein Laib Brot lag daneben.
    Dürres Laub raschelte leise, kaum hörbar näherte sich eine Gestalt, bog die Äste zur Seite und bückte sich dann, um Krug und Brot aufzunehmen.
    Danu, in einem groben, verschlissenen und geflickten Gewand, setzte sich an den Rand des Beckens. Ein paar Tröpfchen Milch schüttete sie auf den Boden, bevor sie durstig trank. Seltsam verwahrlost wirkte sie, ihre Haare zu einem unordentlichen, verfilzten Zopf geflochten, die Hände von Erde und Borke braun verschmutzt, die bloßen Beine zerkratzt und verschmiert. Ihr Gesicht wirkte leer, als hätte sie jedes Gefühl daraus verbannt, doch ein namenloser Schmerz hatte seine Spuren darin hinterlassen. Obwohl sie noch eine junge Frau war, wirkte sie alt und müde.
    Sie hatte einige biegsame Zweige und zähe Gräser gesammelt und begann, langsam einen Korb zu flechten. Versunken in ihre Arbeit hörte sie nicht das leise Knacken und Knistern der Zweige und Blätter, deshalb erschrak sie, als das kleine Mädchen plötzlich vor ihr stand.
    Das Mädchen hingegen war genauso erschrocken. Sie blieb, die Hand vor den Mund geschlagen, stehen und starrte Danu an. Ihr Korb, der ein paar frische Kräuter enthielt, fiel ihr aus der Hand, und sein Inhalt verstreute sich im Gras. Sie gab plötzlich einen kleinen angstvollen Quiekser von sich, drehte sich um und stürzte davon.
    Danu ließ das Geflecht sinken und sah dem Mädchen nach. Sie sah auf ihre rissigen, verfärbten Hände und ihre schmutzigeTunika. Dann, ganz langsam, als traue sie sich nicht recht, stand sie auf und beugte sich über die spiegelnde Fläche der Quelle. Lange verharrte sie dort so, als müsse sie sich erst erinnern, wer das verhärmte Geschöpf dort war. Schließlich aber erhob sie sich, eilte einige Schritte weiter nach unten, wo sich das Wasser der Quelle zu einem Bächlein ergoss, und begann, ihr Gesicht, ihre Arme und Beine zu waschen. Sie löste auch die Haare, aber es hatten sich Ästchen und Gräser darin verwickelt, und sie brauchte lange, um die Flechten zu entwirren.
    Die Dämmerung kam darüber durch die Bäume gekrochen.
    Als der Morgen anbrach, stand Danu, nur mit einem kurzen Untergewand bekleidet, vor der Höhle, die Haare wallten offen und frisch gewaschen bis zu ihrer Taille. Das grobe Kleid hing zum Trocknen über einem Busch. Ein kleiner brauner Vogel flatterte herbei, ließ sich auf ihrer Schulter nieder und schmetterte aus voller Kehle sein Morgenlied. Danu blieb völlig bewegungslos, aber über ihr Gesicht zuckte plötzlich ein Lächeln. Sie sah zur Sonne auf und murmelte leise Worte,

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