Die keltische Schwester
bei Vertraulichkeiten waren, fragte ich nach: »Wie das?«
»Auf Staatskosten in einem Hotel mit vielen kleinen Zimmern. Sprechen wir nicht darüber, warum. Es dauert noch ein Jahr.«
»Tut mir leid.«
»Mh.«
»Also, dann hoffen wir mal, dass Wulf einen hübschen Nachmittag mit den beiden Damen verbringt.«
Susi kicherte zum Glück wieder.
»Ist ja nicht so, dass er mich nicht zuerst gefragt hat. Aber, wie gesagt, Samstag ist Besuchstag, das ist mir wichtiger. So muss er jetzt bei der Übermutter Kekse krümeln. Außerdem – entschuldigen Sie, aber mir ist der Göttliche zu männlich.«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich finde ihn ebenfalls ein wenig anstrengend. So, und jetzt geben Sie mir mal den gelben Marker dort.«
»Frau Farmunt?«
Dr. Koenig hatte die Tür seines Büros geöffnet und war zu mir getreten.
»Ja?«
»Haben Sie heute Nachmittag schon Termine?«
»Nein, ich wollte die Unterlagen für das Seniorenheim fertigmachen, aber das kann ich auch am Montag noch.«
»Gut, dann würde ich Sie und Herrn Schweitzer gerne um halb drei sprechen. Informieren Sie ihn bitte!«
»Ja, sicher.«
Der Tag hatte so hübsch angefangen.
»Ach je, Sie Ärmste. Hat er wieder gestänkert?«
Susi sah mich mitleidig an.
»Ich weiß nicht. Ich bin ihm, seit ich wieder im Büro bin, ziemlich aus dem Weg gegangen. Aber er hat das Seminar nicht besucht, das ich ihm aufgetragen habe. Wahrscheinlich geht es darum«, sagte ich mehr zu mir selbst.
»Ich hab mich inzwischen ein bisschen rumgehört. Sie haben’s wirklich nicht leicht mit ihm. In anderen Abteilungen weiß man auch sein Loblied zu singen. Aber da gibt es irgendeine Verbindung zu unserem großen Chef, darum rührt keiner an dem heiligen Käse.«
»Ich weiß, Susi. Ich weiß sogar noch ein bisschen mehr, aber das wollen wir lieber nicht breittreten. Auf jeden Fall werde ich mich wohl wieder warm anziehen müssen, wenn die beiden über mich herfallen.«
7. Faden, letzter Knoten
Ich ging in mein Büro zurück. Immerhin hatte ich versucht, etwas mehr Klarheit im Thema Schweitzer zu erlangen. Dazu hatte ich mir von der Personalabteilung seine Akte schicken lassen. Es gab erst einige Widerstände, aber dann hatte man die Unterlagen doch herausgerückt. Es gab kein gutes Argument,warum ich nicht Einblick in die Personalakte meines Mitarbeiters nehmen durfte.
Die Informationen, die der schmale Hefter enthielt, waren dürftig, doch ich konnte mir über gewisse Dinge ein Bild machen. Schweitzer war schon von Beginn an in der Firma, offensichtlich hatte Dr. Koenig zusammen mit ihm das Unternehmen aufgebaut. Das war der eine entscheidende Punkt. Dann sah ich mir die Zeugnisse durch. Es war etwas seltsam, Schweitzer hatte nach dem Schulabschluss Bauwesen studiert, jedoch nicht abgeschlossen. Er hatte zunächst etliche Jahre auf Baustellen gearbeitet, war dann in die Abwicklung gegangen und hatte Abrechnungen gemacht. Während dieser Zeit hatte er ein Abendstudium absolviert, aber auch nicht abgeschlossen. Danach hatte er in unterschiedlichen Abteilungen gastiert. Was ganz und gar fehlte, waren die üblichen Beurteilungen oder Zwischenzeugnisse. Das wunderte mich. Dr. Koenig hatte mir nämlich gesagt, dass regelmäßige Beurteilungen schon seit Jahren üblich waren. Dafür waren die Gehaltsnachweise interessant. Mit einem leichten Grollen stellte ich fest, dass der Mann ein ausgesprochen hohes Einkommen bezog. Viel höher jedenfalls als das meine. Von leistungsgerechter Bezahlung konnte man da wirklich nicht sprechen!
Mir drängte sich der Verdacht auf, dass Schweitzer vielleicht irgendetwas gegen Dr. Koenig in der Hand hatte und auf diese Weise zum Schweigen gebracht werden sollte. Aber dann fand ich eine noch viel einleuchtendere Erklärung. Mir fiel ein alter Lebenslauf in die Hände. Sehr erhellend waren die Daten nicht, doch es gab einen dürren Hinweis, der da hieß: verheiratet mit Amalie Schweitzer, geborene Koenig.
Es lag nahe, dass es sich bei Amalie um eine nahe Verwandte von Dr. Koenig handeln musste. Als ich eine Weile darüber brütete, fiel mir ein, dass Karola ganz zu Anfang mal erwähnt hatte, er sei geschieden. Eine bemerkenswerte Verstrickung!Diese Unterlagen blätterte ich noch einmal durch, bevor ich zu Dr. Koenig ging. Auch meine Aufzeichnungen über die Schwierigkeiten, die mein Mitarbeiter mir bisher gemacht hatte. Über den Fehler, der uns in die Schieflage bei den Franzosen gebracht hatte, hatte ich noch nicht mit
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