Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
Portal –«
Sein Kopf zuckte in ihre Richtung. Das Raubtier in ihm brach aus seinem Käfig aus. Er riss sein Maul auf und brüllte sie mit der Macht eines Orkans an. Die Scheiben vibrierten klirrend. Nelen suchte Schutz hinter der Steuerkonsole, während Endriel auf dem Diwan erstarrte.
Der Skria drückte das Steuer nach vorn, die Steuerdüsen kippten in die Vertikale und das Schiff warf sich dem Erdboden entgegen.
Xeah schreckte aus dem Schlaf, als sie ein markerschütterndes Brüllen hörte. Keru , dachte sie. Oh nein ... Dann setzten die Landekufen auf, das Schiff schaukelte leicht und die Antriebe erstarben. Ein Blick aus den Bullaugen zeigte ihr einen nahen Wald, dessen lichtlose Schwärze sich in starkem Kontrast von dem blauen Sternenhimmel abhob. Wo sind wir?
Die Korona war gelandet. Miko stand wie erstarrt an den Bullaugen, während vor seinem inneren Auge immer noch die Dächer und Türme von Neng-Gasha vorbeirauschten. Plötzlich – zwischen zwei Sekunden – hatte sich die Bauweise der Häuser geändert und das Schiff hatte sich wieder in den Himmel geschwungen. Erst die tollkühne Jagd mit den Friedenswächtern und jetzt das! Ich glaub’s nicht! Wir sind durch den Nexus geflogen! »Oh Mann«, flüsterte er immer wieder. »Oh Mann ...«
Plötzlich ließ ihn ein tiefes Brüllen zusammenzucken. Er wirbelte herum.
»Was war das?« Kai sprang reflexartig auf.
»I-Ich weiß nicht.« Miko schluckte. »Bleiben Sie hier! Hier wird Ihnen nichts passieren! I-Ich werde nachsehen gehen!«
Obwohl Kai dies seinem Gesichtsausdruck nach nicht gerade für die beste Idee hielt, sagte er: »Gut. Ruf mich, wenn du Hilfe brauchst.«
Miko nickte und trat mit weichen Knien auf den Korridor. Gerade als er die Tür schloss, sah er Xeah die Treppe heraufkommen. Die Mundwinkel ihres Schnabels deuteten nach unten. Sie machte sich also auch Sorgen. »Was ist passiert, Miko?«
Der Junge konnte nur hilflos mit den Achseln zucken. Die uralte Draxyll trat neben ihn und öffnete die Tür zur Brücke.
»W-Was ist los?«, fragte Endriel verwirrt. »Warum ... warum bist du gelandet?«
Knurrend ließ Keru das Steuerrad los und stapfte auf sie zu. Sein Blick hätte selbst die Sonne verdampfen lassen können. Zum ersten Mal hatte sie wirklich Angst vor ihm.
»Ist dir klar, was du getan hast?« Seine Stimme kämpfte sich aus den tiefsten Abgründen empor.
Endriel hob beschwichtigend die Hände. »Das wollte ich dir gerade erklär–«
Schneller als ihre kampferprobten Reflexe reagieren konnten, zuckte Kerus Arm vor. Er packte ihren Hals und stemmte sie gewaltsam auf die Höhe seines Auges, das vor Zorn glühte. Ihre Füße verloren den Bodenkontakt; Endriel keuchte, während sie vergeblich versuchte, den Schraubzwingengriff des Skria zu lockern.
»Endriel!«, rief Nelen. Sie wollte ihrer Freundin zur Hilfe kommen, doch Keru verscheuchte die Yadi mit einem Winken der freien Hand. »Lass sie in Ruhe, du Monster!«, protestierte das kleine Geschöpf.
Nadelspitze Krallen bohrten sich in Endriels Nacken. Keru hielt sich gerade soweit zurück, dass er ihre Luftröhre nicht zerquetschte. »Lass mich runter«, röchelte sie.
Kerus Brüllen brachte sie zum Schweigen und ließ fast ihre Trommelfelle platzen. »Wir stecken bis zum Hals in der Scheiße! Was geht in deinem kranken Gehirn vor? Glaubst du, die Weißmäntel lassen uns einfach so entkommen? Glaubst du, das ist ein Spiel?«
»Keru!«, rief Xeah aus. Sie und Miko standen plötzlich an der offenen Tür und beobachteten voller Entsetzen die Szene.
»Bleibt zurück!«, befahl Keru.
Miko tat ungewollt zwei Schritte zurück zur Tür. Einem übergeschnappten Skria sollte man besser gehorchen. Aber ... er wird sie töten!
»Keru, hör auf damit!« In Xeahs träge Stimme mischte sich ein alarmiertes Tuten ihres Horns.
Er schien sie nicht zu hören und wandte sich wieder an Endriel. Sie rang nach Atem. Ihr Gesicht war rot angelaufen.
»Was hast du dir dabei gedacht?«, knurrte Keru. Sein Auge leuchtete wie frisches Blut und sein Atem roch nach Tod. »Was? Willst du uns alle ins Gefängnis bringen? Ist es das, was das du willst? Antworte endlich!«
Er schüttelte sie wie eine Lumpenpuppe.
Endriel merkte nicht, dass Tränen über ihre Wangen liefen. Allmählich wurde ihr schwummrig vor Augen. »Sie konnten uns nicht identifizieren«, brachte sie erstickt hervor. »Wir waren zu schnell. Die Brücke war abgedunkelt, Außenbeleuchtung deaktiviert ...«
So schnell sie konnte,
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