Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
watschelte Xeah zu Keru. »Du wirst sie jetzt runterlassen. Sofort.«
»Nein! Sie hat uns die verfluchten Weißmäntel auf den Hals gehetzt!«
»Lass es mich erklären«, keuchte Endriel.
»Jetzt lass sie endlich los, du Mistkerl!« Nelen warf sich gegen Kerus Schulter. Sie traute sich nicht, ihre Hörner einzusetzen. Der Skria ignorierte die Yadi als wäre sie ein harmloser Schmetterling.
Ich muss doch irgend etwas tun können!, dachte Miko verzweifelt. Er stand die ganze Zeit wie gelähmt an der Tür. Dieses Vieh wird sie umbringen!
»Sie werden die Hafenaufsicht von Teriam kontaktieren!«, brüllte Keru, und Endriel zuckte zusammen. »Sie werden merken, dass eines der verzeichneten Schiffe fehlt! Sie haben deinen Namen, du Närrin!« Er hob die freie Hand und spreizte die Krallen. Sie funkelten wie Stahldornen. Endriel wusste: Die Dinger konnten ihr das Herz mit chirurgischer Präzision aus dem Leib reißen. Sie schloss die Augen. »Na los«, flüsterte sie. »Tu es endlich! Bring es hinter dich!«
»Nein!«, rief Nelen verzweifelt aus.
»Keru!« Xeah berührte seinen erhobenen Arm, doch sie konnte ihn nicht zurückhalten.
Keru starrte die Menschenfrau an, die er in seiner Pranke hielt. Seine Zähne waren gefletscht, sein riesenhafter Körper zitterte.
»Mach schon.« Endriels Worte waren kaum zu verstehen. »Das wolltest du doch schon die ganze Zeit tun, nicht wahr?«
Keru brüllte. Dann holte er aus und schmiss sie zurück auf den Diwan. Endriel landete ächzend auf dem Polster. Keru stand vor ihr wie ein bedrohlicher weißer Schatten. Sie atmete keuchend, berührte ihre Kehle und sah zu ihm auf. Aufgestautes Blut wich in einem warmen Schwall aus ihrem Gesicht.
Nelen landete auf der Schulter ihrer Freundin und breitete schützend die Flügel aus.
»Du wirst keinen Schritt näher kommen, Keru!« Xeah stellte sich zwischen Keru und Endriel und hob beschwörend die Arme. »Wenn du mir nicht augenblicklich erklärst, was hier los ist, werde ich dich eigenhändig von diesem Schiff schmeißen, glaub mir.«
Er sah sprachlos zu der wesentlich kleineren Xeah herab. Er hätte die alte Draxyll mühelos zur Seite schleudern können. Stattdessen wich er einen ganzen Schritt vor ihr zurück, als fürchte er, sie könnte ihre Drohung wahr machen. Über Xeahs Schulter sah er zu Endriel. »Warum hast du das getan?« Langsam schien sein Zorn abzukühlen und wich etwas, das aussah wie ... Reue?
Endriel massierte ihren Hals, verwundert darüber, dass seine Krallen nur ein paar Kratzer hinterlassen hatten. »Ich wollte ihm helfen ...«
»Wem?«, knurrte Keru. »Wem wolltest du helfen?«
»Mir.«
Alle Augen richteten sich auf Kai, der plötzlich hinter Miko stand und den Jungen bat, beiseite zu treten. Er marschierte direkt auf Keru zu.
»Ich kenne dich!« Der weiße Skria blinzelte. Zum ersten Mal erlebte Endriel ihn vollkommen verwirrt.
Kai trotzte tapfer dem blutroten Blick. »Ich glaube nicht, dass wir uns schon persönlich begegnet sind, aber ich bin sicher, dass Sie das hier gesehen haben.« Er zog etwas aus seiner Gürteltasche und entfaltete es vor Keru. Es war eine Fahndungszeichnung der Friedenswächter.
Endriel hielt den Atem an.
Als Admiral Telios die Brücke der Dragulia betrat, nahmen die versammelten Besatzungsmitglieder sofort Haltung an. Er wandte sich an seine Erste Offizierin. »Was gibt es so Dringendes, Shiaar?«
»Wir erhielten gerade einen Bericht von Kapitän Sronn. Ein Schiff ist aus dem Ringhafen verschwunden.«
Telios zog eine Augenbraue hoch. »Verschwunden? Was soll das heißen?«
»Sie haben ohne Erlaubnis abgelegt«, erklärte Shiaar, »und sich anschließend mit deaktiviertem Antrieb fallen lassen. Dann haben sie im letzten Moment beschleunigt und sind Richtung Neng-Gasha geflogen, quasi direkt unter unseren Füßen hindurch.«
»Die Xarai hat die Verfolgung aufgenommen, nehme ich an?«
»Ja, Admiral, allerdings brachte das betreffende Schiff eine unglaubliche Geschwindigkeit auf. Sie konnten der Xarai entkommen und sind in die Stadt eingeflogen. Dort sind sie dann durch den Nexus geflüchtet.«
» Was? «
Shiaar bleckte ihr Raubtiergebiss. »Der Pilot ist entweder sehr clever oder sehr wahnsinnig. Die Xarai musste natürlich beidrehen. Sronn hat sich danach sofort mit uns in Kontakt gesetzt.«
»Hat man das Schiff schon identifizieren können?«
»Laut den Unterlagen der Hafenaufsicht handelt es sich um das Schiff eines neugegündeten Transportunternehmens. Es ist erst
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