Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
mittlerweile völlig außer sich. »Der Schattenkaiser und seine Leute haben die letzten Sha Yang in diesem Teil des Universums abgeschlachtet! Warum sollte der Gouverneur so etwas zulassen? Sie waren seine Schöpfer! Wenn die Sha Yang nicht gewesen wären, wären wir alle zusammen mit dem Saphirstern untergegangen!«
»Er hat es getan, um sie aus dem Weg zu haben«, antwortete Keru. »Um die Hohen Völker nach seinen eigenen Vorstellungen kontrollieren zu können.«
Nelen flatterte vor Endriels Augen, mit einem Blick, der halb Vorwurf, halb nackte Panik ausdrückte. »Hast du das etwa gewusst?«
»Kai hat mir davon erzählt.«
»Kai?« Nelen umklammerte ihre Hörner, als wolle sie diese aus dem Schädel reißen. »Das darf einfach nicht wahr sein! Ich meine, ich liebe den Gouverneur und seine Weißmäntel wirklich nicht, aber sie sind zumindest keine Verbrecher!«
»Die Weißmäntel wissen nichts davon«, erklärte Keru. »Die wenigen, die dahinter gekommen waren, sind irgendwann spurlos verschwunden. Alle anderen fressen bereitwillig die Lügen, die Syl Ra Van ihnen auftischt.«
»Oh Mann«, murmelte Miko wieder. Die anderen sahen zu, wie seine Beine einknickten und er zu Boden sackte. Er starrte entgeistert vor sich hin. »Wem kann man dann noch vertrauen?«
Niemand antwortete. Nelen ließ sich wieder auf Mikos Schulter nieder und streichelte ihm die Wange.
Endriel wandte sich an Keru und Xeah. »Und woher wisst ihr das alles?«
Xeahs Mundwinkel zuckten. Sie sah erst zu Keru, als erwarte sie, dass er Endriel antwortete. Doch das tat er nicht. »Yanek, Keru und ich haben Nachforschungen angestellt«, erklärte die Draxyll nach einem Moment des Zögerns. »Nach außen hin ist die Geschichte vom Wiedererstarken des Kults vor dreihundert Jahren vollkommen plausibel, aber je näher man das Bild betrachtet, desto mehr Widersprüche fallen einem auf. Natürlich haben wir keine Beweise.«
Warum hast du mir nichts davon in deinem Abschiedsbrief gesagt, Yanek?, dachte Endriel. Hast du mich für so unreif gehalten, dass ich nicht damit umgehen kann? »Also hat der Kult zum dritten Mal die Bühne betreten. Und es ist sicher kein neuer Winkelzug von Syl Ra Van?«
»Nein«, schnaubte Keru. »Diesmal nicht.«
»Aber –«
»Hochrangige Mitglieder des Kults haben vor dreihundert Jahren den Krieg gegen die Weißmäntel überlebt. Sie haben sich zurückgezogen und ein neues Schattennetz gesponnen, langsam und unbeobachtet. Sie besitzen ein eigenes Nexus-Netzwerk auf dem Planeten, Agenten in fast allen großen Städten – und in den Reihen der Weißmäntel. Sie haben Waffen, Drachenschiffe, alles. Sogar Technologie, über die nicht einmal der Gouverneur verfügt. Ihre Mitgliederzahl wächst von Tag zu Tag und es wird nicht mehr lange dauern, bis sie an die Öffentlichkeit treten, und Syl Ra Van und allen Dienern der Sha Yang den Krieg erklären. Nur mit dem Unterschied, dass der Gouverneur diesmal nicht darauf vorbereitet ist!«
»Also – was wollen wir jetzt machen?« Alle Augen richteten sich auf Miko, der immer noch auf dem Boden saß. »Ich meine, was können wir dagegen tun?«
Keru bleckte humorlos seine Zähne. »Was willst du schon dagegen tun, Junge? Auf der einen Seite stehen die Weißmäntel als Marionetten von Syl Ra Van, auf der anderen der Schattenkult und seine Verbündeten. Du kannst nur abwarten, bis sich die Asche des Krieges gelegt hat und dich dann auf die Seite der Sieger stellen, wenn du überleben willst!«
»Aber wir können doch nicht einfach so tun, als ob wir nichts davon wüssten!«, protestierte Miko. »Wir müssen die Leute warnen!«
»Und wer würde dir glauben, Junge, ohne jegliche Beweise?«
»Miko hat Recht!« Nelens Hände ballten sich zu Fäusten. Sie zitterten. »Endriel, wir können doch nicht zulassen, dass ...!« Sie verstummte.
Ihre Freundin konnte nur zu gut nachvollziehen, wie sie sich fühlte. »Es tut mir leid, Nelen.«
»Aber da ist noch etwas.« Keru nahm Endriel ins Visier. »Wer immer dein neuer Freund auch sein mag, er ist ein Teil des kommenden Krieges. Die Kultisten gestern wussten sehr genau, wo sie ihn zu suchen hatten. Indem sie ihn aus der Dragulia herausgeschmuggelt haben, sind sie das große Risiko eingegangen, vorzeitig entdeckt zu werden. Es steht also eine Menge auf dem Spiel.«
Soweit habe ich auch schon gedacht. Sie erwiderte den Blick des Skria. Doch sie sagte nichts.
»Soll das heißen ...« Miko richtete sich langsam auf, wobei Nelen sich an
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