Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
Sag es ihm endlich! »Kai ...«
»Schon gut«, sagte er und streichelte ihr den Rücken. In seinen Augen glitzerten Tränen. »Schon gut.«
Endriel folgte ihrem Herzen, sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und sog seinen Duft ein. Er wiederum legte seinen Arm um sie. »Alles umsonst«, flüsterte sie mit geschlossenen Augen.
»... fordern die sofortige Übergabe von Kai Novus und dem Sarkophag« , verkündete eine geisterhaft verzerrte Stimme über den Hauptkubus, als Admiral Telios die Brücke betrat. Doch das Artefakt blieb leer. » Sollten Sie unserer Aufforderung nicht nachkommen, werden wir das Feuer auf Ihre Schiffe eröffnen . Ich wiederhole –«
Shiaar erwartete Telios. Rishma-Va, die Pilotin, und der Kommunikationsoffizier Nenrul saßen hinter ihren Konsolen und lauschten angespannt, während die Kultisten ihre Forderungen immer wieder wie eine Litanei wiederholten:
»... werden wir das Feuer auf Ihre Schiffe eröffnen –«
»Bericht!«, forderte Telios.
»Es sind vier Schiffe, Admiral. Sie kommen aus Richtung Süden«, antwortete Nenrul, ohne von seinen Instrumenten aufzusehen. »Sie sind bewaffnet und haben die Sonnenaugen aktiviert. Sie verlangsamen ihren Schub. Distanz zur Dragulia : zweiundzwanzig Kilometer – korrigiere: einundzwanzig Kilometer. Distanz nimmt weiter ab.«
Telios trat zu Shiaar hinter die Hauptkonsole und starrte durch die Aussichtskuppel. Er erkannte sofort die Antriebsflammen der feindlichen Schiffe, die in der Nacht brannten wie ein Schwarm blauer Kometen.
»... an die Dragulia : Wir fordern die sofortige Übergabe von Kai Novus und dem Sarkophag, oder wir werden das Feuer eröffnen «, zischte die körperlose Stimme unbeirrt aus dem Hauptkubus.
Die Kapitäne Kwu-Dal, Gennrika und Sronn gingen bereits auf Abfangkurs. Zu beiden Seiten und von oben jagten ihre weißen Schiffe an der Dragulia vorbei wie Raubvögel, die einen Drachen überholten.
Telios öffnete einen Kanal. »Hier spricht Admiral Andar Telios. Ich rate Ihnen dringend davon ab, weiterzufliegen, andernfalls werden wir Sie in Stücke schießen!«
» Pfeifen Sie Ihre Wachhunde zurück, Telios! «, ertönte die körperlose Stimme. » Oder es wird ein Blutbad geben! «
»Sie können mich mal!«, gab der Admiral zurück. Dann nahm er Kontakt mit den Kapitänen der Eskorte auf. »An alle Schiffe: Feuer eröffnen!«
Vor der Brückenkuppel entbrannte ein Gewitter aus roten Blitzen. Sämtliche Schiffe hüllten sich in wabernde Kraftfelder und verwandelten sich in bizarre Vögel aus Purpurkristall.
Der Admiral verband sich mit den Waffentürmen der Dragulia . Das da draußen war kein fairer Kampf: drei Ordensschiffe gegen vier feindliche Maschinen. Sie brauchten Unterstützung vom Flaggschiff. »Achtung, Bordschützen«, rief er. »Feuer auf fremde Schiffe eröffnen!«
Keine Antwort.
»Ich wiederhole: Bordschützen, Feuer auf fremde Schiffe eröffnen!«
Der Befehl verging wieder ungehört. Verflucht! »Den Schild hoch!«, wies Telios Rishma-Va an. Doch die Draxyll reagierte nicht. »Haben Sie nicht gehört? Sie sollen den verdammten Schild hochfahren!«
Er sah mit an, wie Rishma-Va und Nenrul sich von ihren Konsolen wegdrehten und ihre Schwerter blankzogen. Beide, die Draxyll und der Mensch, grinsten ihn siegessicher an. Hinter ihnen tobte das rote Blitzgewitter der Luftschlacht.
»So ist das also.« Telios bedachte die beiden mit einem grimmigen Blick. »Meuterei.« Plötzlich drückte ihm jemand den spitzen Fokuskristall eines Sonnenauges in den Nacken. Er erstarrte.
»Sie hätten tun sollen, was man von Ihnen verlangt«, schnurrte Shiaar hinter seinem Rücken. »Wie auch immer, es war Ihr letzter Fehler. Und jetzt keine Bewegung, Admiral. Das wäre nicht sehr gesund für Sie.«
Telios hob seine Hände und schloss die Augen. Nicht einmal sie.
»Ihr erster Fehler war Ihre Vertrauensseligkeit.« Die Skria amüsierte sich offenbar köstlich. »Sie sollten meinen Leuten besser geben, wonach Sie verlangen. Wir möchten überflüssiges Blutvergießen vermeiden, wissen Sie.«
Telios war zu keiner Antwort fähig. Obwohl er geglaubt hatte, auf diesen Moment vorbereitet zu sein, konnte er den Schrecken nicht so leicht überwinden. Er hatte in Shiaar seine Nachfolgerin gesehen. Sie war drei Jahre lang seine Schülerin gewesen. Anscheinend bin ich kein guter Lehrer gewesen. »Wie lange schon, Shiaar?«
»Lange genug, um Ihr Vertrauen zu erschleichen. Leider haben wir erst vor wenigen Minuten den Befehl zur
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