Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
Übernahme Ihres hübschen Schiffs erhalten. Die Dragulia steht ab sofort unter unserer Kontrolle.«
»Ich nehme an, Ihre Leute sitzen in den Geschütztürmen?«
»Sehr scharfsinnig«, schnurrte Shiaar dicht neben seinem Ohr. Unvermittelt wurde ihr Ton kalt wie Eis. »Und jetzt hören Sie endlich auf zu quatschen und tun, was man von Ihnen verlangt. Rufen Sie Ihre Leute zurück, oder ich brenne Ihnen ein Loch in Ihr verweichlichtes Rückgrat.«
Telios nickte knapp, während er Rishma-Va und Nenrul beobachtete, die langsam näherschlichen. »Tun Sie es. Ich habe nichts mehr zu verlieren.«
»Mit Vergnügen«, sagte Shiaar. Er hörte ein leises Klicken, als sie abdrückte.
Doch nichts geschah.
»Was zum –?«
Die Sekunde ihrer Verwirrung ausnutzend, wirbelte Telios herum. Er trat Shiaars Beine weg, riss ihr den Metallstab aus den Pranken und schlug die Waffe wie einen Knüppel gegen ihren fellüberzogenen Nacken. Shiaar wurde gegen die rückwärtige Wand geschleudert, wo sie ächzend zu Boden sank.
Ihre Mitverschwörer hetzten sofort auf Telios zu und schwangen ihre blitzenden Klingen. Ohne sie aus dem Auge zu lassen, riss er seine Jacke auf, deaktivierte den Störsender, den er um seinen Oberkörper geschnallt hatte, und die Energiezellen des Sonnenauges fuhren summend hoch.
Rishma-Va stand unverkennbar unter dem Einfluss von Silberfeuer. Die grünhäutige Draxyll sprang mit einem Satz auf die Hauptkonsole, holte aus. Telios riss den Stab hoch und feuerte eine Lanze roten Lichts in ihre Brust, die sie von der Konsole schleuderte und auf den Holzboden schmetterte. Ihr Sakedo landete klirrend neben ihr, während ihr Körper von unkontrollierten Zuckungen geschüttelt wurde.
Telios fuhr herum. Nenrul war noch zwei Schritte von ihm entfernt und erklomm bereits die Stufen zum Podest der Hauptkonsole. Der junge Mensch hielt das Schwert in beiden Händen. »Machen Sie keine Dummheiten, Telios! Die halbe Besatzung gehört zu uns. Sie haben nicht die geringste Chance, lebend von diesem Schiff zu entkom–!« Als ihn eine Lichtsalve direkt ins Herz traf, verlor er die Kontrolle über seine Beine und stolperte die Stufen zurück. Er versuchte für einen Moment die Balance zu halten und stürzte schließlich. Mit zuckenden Gliedmaßen blieb er liegen, dann verlor er das Bewusstsein und erschlaffte.
Das Sonnenauge noch kampfbereit in Händen, starrte Telios auf den ohnmächtigen Leutnant. Er spürte den Film von Angstschweiß auf seiner Stirn. Die Waffe war auf niedrigste Stufe gestellt. Der kurze Energieimpuls würde Nenrul und die Draxyll für einige Stunden lahmlegen. Der Störsender blockierte Energiewaffen innerhalb eines Radius’ von zwei Metern, hätte ihn aber nicht vor einem Strahl aus größerer Entfernung geschützt. Glücklicherweise hatten Rishma-Va und Nenrul nur ihre Sakedo gehabt.
»Mein Kompliment, Admiral.«
Er wirbelte herum. Shiaar rappelte sich langsam wieder an der Wand auf. Ihre blendend weiße Tunika war zerknittert. Sie hielt sich den Hinterkopf und betrachtete dann das Blut an ihren Fingerspitzen. Ihre Zähne waren zu einem anerkennenden Grinsen gebleckt, als sie den Störsender am Oberkörper des Admirals sah. »Kein schlechter Trick.«
»Die Vorteile der Paranoia.« Für eine Sekunde starrten sich der Admiral und seine Erste Offizierin wortlos an. »Warum, Shiaar?«
Ihre Antwort wurde von einem lauten Knurren aus dem Geisterkubus hinter ihm übertönt. » Xarai an die Dragulia ! Stellen Sie sofort das Feuer ein! Sind Sie wahnsinnig geworden, Andar? Hören Sie auf, zu schießen, verflucht!« Kapitän Sronns entsetztes Löwengesicht füllte den Kristall. Eine laute Explosion ließ die Projektion erzittern.
Sie schießen auf unsere Leute!, durchzuckte es den Admiral. Da sprang Shiaar ihn fauchend an. Doch noch bevor ihre Krallen ihn erreichen konnten, schickte Telios sie mit einem kurzen Schuss in die Bewusstlosigkeit.
»Wollen Sie uns alle umbringen?«, brüllte Sronn. » Dragulia! Antworten Sie!«
Telios’ Finger jagten über die Instrumententafel, als er einen Kanal zur Xarai und zu den anderen beiden Eskortschiffen öffnete. »Hier spricht Telios!« Er blickte in den Kubus und hoffte, dass der Aufzeichner nicht ausgefallen war. »Das Feuer ist nicht auf meinen Befehl hin eröffnet worden. Der Feind hat unsere Waffentürme übernommen. Ich werde versuchen, sie zu stoppen – halten Sie solange durch!« Er sah auf zu der Schlacht, die nur wenige Kilometer von ihm entfernt ausgetragen
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