Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
Gouverneur dient nicht länger den Interessen der Hohen Völker, Admiral. Und Sie wissen das auch. Sie trauen sich nur nicht, es sich einzugestehen.«
Telios setzte sich wieder, lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. Doch er sagte nichts.
»Noch etwas, Admiral. Sie wissen, dass sich unter Ihrer Mannschaft Mitglieder des Schattenkults befinden?«
Telios nickte. »Dessen bin ich mir bewusst.«
Kai fragte sich, wie der Mann so ruhig bleiben konnte. »Sie werden ihre Leute über Yu Nan informieren. Sie werden alles tun, um ihn in ihre Finger zu bekommen.«
Telios lächelte mit einer Gelassenheit, die er nicht wirklich empfand und berichtete seinem Gegenüber von den Sicherheitsvorkehrungen, die er nach dem letzten Desaster getroffen hatte. »Beim ersten Mal hatten sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Aber diesmal sind wir vorbereitet. Sie würden es nicht wagen, uns offen anzugreifen.«
Kais Schultern sanken herab. »Sie unterschätzen den Kult, Admiral! Wenn Sie Yu Nan und mir helfen wollen, dann sollten Sie es jetzt tun, bevor es zu spät ist!«
»Ich würde Ihnen gern helfen, Bürger Novus. Aber ich habe immer noch meine Befehle. Ich werde den Gouverneur über alles in Kenntnis setzen. Er wird es verstehen, glauben Sie mir.«
Kai schüttelte den Kopf, wobei er humorlos lächelte. »Das glauben Sie ja selbst nicht, Admiral!«
Und damit hast du leider Recht , dachte Telios. Bin ich so einfach zu durchschauen?
»Syl Ra Van wird ihn umbringen, warum begreifen Sie das nicht? Er –«
»Das reicht!« Telios stand auf und zog seine Uniform zurecht. »Sie haben Ihren Standpunkt klargemacht, Bürger Novus. Man wird Sie jetzt zu den anderen bringen. Ich werde Sie später über den weiteren Verlauf in Kenntnis setzen.«
Kai wollte noch etwas sagen, doch er schloss den Mund wieder, ohne ein Wort herausgebracht zu haben.
Als Novus weggebracht worden war, öffnete der Admiral den kodierten Kanal zum Gouverneur. Sekunden später materialisierte sich die Kupfermaske im Geisterkubus, umgeben von blauem Nebel. Schwarze Glasaugen starrten ihn an. Telios bekam eine Gänsehaut. » Wir hören, Admiral .«
»Exzellenz, wir haben den Jungen, sowie Endriel Naguun und ihr Schiff in unserem Gewahrsam.«
Die Maske reagierte nicht, doch die Runen an ihren Rändern schienen ein wenig schneller zu pulsieren. » Ausgezeichnet. «
»Allerdings ist da noch etwas, das Sie wissen sollten.« Soll ich es tun?, fragte er sich. Es ist die einzige Chance, Gewissheit zu bekommen . In weniger als dreißig Worten berichtete er von dem Zeitlosen Sarkophag und dessen Inhalt. »Was soll mit dem Sha Yang geschehen, Exzellenz?«
Die falschen Augen der Maske waren wie bodenlose Abgründe. » Lassen Sie ihn in der antientropischen Stasis, Admiral. Sie persönlich werden Kai Novus und den Sha Yang unverzüglich zu Uns nach Teriam bringen. Wir dulden keine Verzögerung. «
»Was wird mit ihnen geschehen, Exzellenz?«
Da erlosch die Projektion und ließ den Admiral allein. Dennoch hatte Telios seine Antwort erhalten. Aus seinen Zweifeln war Gewissheit geworden. Reglos blieb er vor dem schwebenden Kubus stehen. Er betrachtete sein erschöpftes Gesicht, das sich in dem Kristall widerspiegelte.
Sein Herz und sein Verstand führten einen erbitterten Krieg miteinander. Er wusste, dass der Junge unschuldig war und er wollte ihm helfen. Aber die Konsequenzen ...
Scheiß auf die Konsequenzen! Wut kochte in ihm hoch und durchbrach die Verzweiflung, die ihn gepackt hatte. Er konnte weder der eigenen Mannschaft trauen noch dem Gouverneur. Vielleicht nicht einmal sich selbst. Aber es wurde Zeit, etwas zu unternehmen.
»Admiral Telios?« Shiaars Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte den Kubus noch nicht deaktiviert und die grünen Katzenaugen seiner Ersten Offizierin sahen ihn an. Ihre Pupillen waren zu dünnen Strichen zusammengezogen, ihre Ohren zuckten. Sie war offensichtlich besorgt.
»Was gibt es, Shiaar?«, fragte er, obwohl er die Antwort zu kennen glaubte.
»Admiral, aus dem Süden nähern sich vier Schiffe unserer Position. Ich brauche Sie auf der Brücke.«
Telios nickte und scheuchte dann den Kubus mit einer Handbewegung zurück zur Decke. Also dann . Sein Magen gefror zu einem Eisklumpen. Es geht los!
Diesmal hatte der Admiral davon abgesehen, seine Gefangenen in einer Hochsicherheitszelle unterzubringen. Während er mit Kai sprach, brachte eine Weißmanteleskorte seine »Gäste« in einem Raum auf dem selben
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