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Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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ein neues Leben zu beginnen. Ihr eigenes Leben.
    Sie hatte ihm nicht einmal einen Abschiedsbrief hinterlassen. Von einem Tag auf den anderen war sie verschwunden und sie war froh darüber gewesen.
    Er hatte nach ihr suchen lassen, das wusste sie. Aber Endriel Naguun war frei wie der Wind und blieb niemals länger als zwei Wochen am selben Ort.
    Und nun, da sie endlich zurückkehrte, konnte Yanek diesen Augenblick nicht miterleben. Sein Körper lag unter der Erde, zwischen den Wurzeln seines Begräbnisbaums.
    » Bis zu diesem Tag wollte ich dir nur eines sagen «, hatte er geschrieben. » Ich liebe dich .«
    Nadeln stachen in ihr Herz.
    Als sie ihn verlassen hatte, war Yanek Naguun ein kräftiger, wenn auch kleiner Mann gewesen; mit vierzehn hatte sie ihn an Größe längst eingeholt. Von seinem schwarzen Haar war nicht mehr viel übriggeblieben, aber Yanek war niemals eitel gewesen. Egal was er tat, er sah immer so aus, als würde er die Stirn runzeln.
    Niemals hatte er Worte wie »Ich liebe dich« oder »Ich bin stolz auf dich« über seine Lippen gebracht. Wenn sie nach den harten Trainingsstunden ein »gut gemacht« erntete, war das für Endriel schon ein Grund zur Freude.
    Aber was viel wichtiger war: Yanek hatte niemals Symptome des Skatai-Syndroms gezeigt. »Manchmal überspringt es eine Generation«, hatte er ihr erklärt, als sie ihn mit zwölf einmal gefragt hatte, ob er keine Angst davor habe, die Krankheit seines Vaters geerbt zu haben. Sie selbst brauchte sich jedenfalls keine Sorgen zu machen, versicherte er ihr: Skatai wurde nur von der männlichen Seite der Familie weitergegeben und befiel auch nur die Männer, wie ein schreckliches Vermächtnis.
    Und nun war Yanek tot.
    Wenn ich es doch nur vorher gewusst hätte. Ich hätte mich wenigstens von ihm verabschieden können.
    Aber nicht einmal Telios schien etwas von Yaneks Schicksal geahnt zu haben. Es sah ihrem Vater ähnlich, sogar vor seinen engsten Freunden sein Leid und seine Gefühle zu verstecken.
    Wenn ich es nur vorher gewusst hätte ...
    Nelen saß auf der Metallröhre des Antriebs, aus der blaue Flammen zischten. Sie hielt die Beine mit den Armen umschlungen und hatte kraftlos die Flügel gesenkt. Endriel saß mit dem Rücken zu ihr und starrte in die Nacht. Wollte sie nicht, dass Nelen sie weinen sah? Oder war es wegen Keru und dem Piloten?
    Nelen hatte sie noch niemals so traurig gesehen, so niedergeschmettert. Irgendwie hatte sie gewusst, dass Endriel ihren Vater noch immer liebte, trotz aller gegenteiligen Behauptungen. Schließlich war er die einzige Familie, die sie hatte.
    Wenn ich nur irgend etwas für sie tun könnte.
    Nelen warf einen Blick zu Keru. Der katzenartige Riese saß Endriel gegenüber und hielt den Blick gesenkt, seine Pranken lagen auf den Knien. Er verlor kein einziges Wort, aber er trug noch immer seinen Mantel und hatte die Kapuze dicht ins Gesicht gezogen, obwohl sie immer wieder Gefahr lief, vom Wind heruntergerissen zu werden.
    Warum diese Vermummung?, fragte sich Nelen. So kalt war es hier draußen nicht; und bei der Hitze des heutigen Nachmittags hätte er unter dieser Kutte doch verrückt werden müssen! Warum versteckte er sein Gesicht? Und warum hatte er dem Admiral nichts von Endriels Vater erzählt, wo sie doch angeblich beide mit ihm befreundet waren? Kerus Auftauchen hatte mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet.
    Aber das war jetzt zweitrangig, es konnte warten. Nelen war wichtiger, dass es Endriel bald wieder besser ging – und damit auch ihr selbst.
    Die Landbarke stoppte vor einem wenig beeindruckenden Holzzaun. Der Pilot hielt die Hand auf und während Endriel und Nelen ausstiegen, zahlte Keru wortlos den Fahrpreis von acht Gonn und fünfzig Shenn.
    Es hat sich nichts verändert , dachte Endriel. Sie nahm kaum wahr, wie die Barke beidrehte und in der Nacht verschwand. Es ist, als ob ich nie fort gewesen wäre.
    Von dem Tor im Zaun führte ein schmaler Weg zwischen trockenen Gräsern hindurch, bevölkert von einer ganzen Armee Grillen, bis hin zu einem zweistöckigen Haus aus rotem Stein, das ein Dach aus braunen Ziegeln trug. Es war in dem schmucklosen Stil gebaut, der den ersten Menschenhäusern auf Kenlyn zu eigen gewesen war: kein Palast, sondern ein Heim, das den Elementen trotzte. Eine Öllampe brannte auf der Veranda; rechts neben dem Haus stand noch immer die große Scheune, die auf ihre Renovierung wartete. Früher hatte Endriel dort mit ihren Freunden Verstecken gespielt. Der ganze Hof war ein

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