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Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Sache zu sterben, als sich einer der Weißmäntel als Mitglied des Kultes zu erkennen gegeben hatte und ihn entkommen ließ.
    Doch in Teriam tobte immer noch der Basar und es wimmelte nur so vor Friedenswächtern, wodurch Ryl-Xama gezwungen war, in der Kanalisation unterzutauchen und abzuwarten, bis sich das Chaos auf den Straßen gelegt hatte. Dort, zwischen Flüssen aus Fäkalien und Ratten, deren bloßer Anblick Krankheiten übertrug, versorgte er seine schlimmsten Wunden und versuchte mit der Schande fertig zu werden: Er hatte versagt. Er hatte Novus entkommen lassen.
    Die Wirkung des Silberfeuers begann allmählich nachzulassen. Die Energie wich aus seinem Körper; die Schmerzen, welche die Droge bislang unterdrückt hatte, ließen seinen Körper brennen. Nur seine seelische Pein war noch größer.
    Der Kaiser würde nicht erfreut sein. Ryl-Xama gehörte erst seit wenigen Jahren zum Kult. Zwar war das Vertrauen des Gebieters in seinen Diener groß genug, um ihn persönlich zu empfangen, doch wenn er nun von seinem Versagen erfuhr, würde Ryl-Xamas Stern schnell wieder sinken.
    Dennoch: Der Kaiser musste es erfahren. Die Strafe für zurückgehaltene Informationen fiel manchmal härter aus, als die Strafe für einen verpatzten Auftrag. Er brauchte nur eine Dosis Silberfeuer, die ihm neue Energie brachte und seinen Schmerz verstummen ließ. Doch die verfluchten Weißmäntel hatten ihm alles abgenommen. Er fühlte die gebrochenen Rippen wie heiße Stahlbolzen in seinem Brustkorb – aber er durfte erst das Bewusstsein verlieren, wenn er den Kaiser über alles in Kenntnis gesetzt hatte.
    Erst Stunden später konnte Ryl-Xama sein Versteck verlassen. Die Sonne war längst untergegangen und der Großteil der Bürger hatte sich zurückgezogen, um Kraft für den zweiten Basartag zu sammeln. Und so schlich er sich durch dunkle Gassen und verlassene Hinterhöfe zum üblichen Treffpunkt.
    Dort befand sich seine Kontaktperson, eine Menschenfrau namens Elinn. Sie gehörte zu den wenigen Auserwählten, die den Weg zum Palast des Kaisers kannten. Trotz der späten Stunde war sie wach und meditierte in einem dunklen Raum, umgeben von brennenden Kerzen.
    Ryl-Xama verlor keine Zeit mit langen Erklärungen: »Ich muss sofort den Gebieter sehen!«
    Elinn war groß und von schlanker Gestalt. Das Gestrüpp auf dem Kopf, das die Menschen »Haar« nannten, fiel ihr lang und glatt in den Rücken. Es war rot wie Kupfer, ein schwarzer Reif hielt es ihr aus der Stirn. Auch ihre Kleidung war schwarz. »Nennen Sie mir erst den Grund.« Kalte grüne Augen musterten den verletzten Ryl-Xama.
    Mit zusammengepressten Zähnen erwiderte er, dass er weder die Zeit noch die Kraft hatte, diese Geschichte zweimal zu erzählen. Die Angelegenheit war dringend und duldete keinen Aufschub.
    Elinn hörte ihm ruhig zu, ihrer Miene nach vollkommen unbeeindruckt. Sie sagte nur drei Wörter: »Warten Sie hier.«
    Sie verließ den Raum. Als sie zurückkehrte, war Ryl-Xama halb wahnsinnig vor Schmerz.
    »Stehen Sie auf. Er will Sie sprechen.«
    Es folgten die üblichen Sicherheitsvorkehrungen. Sie legte ihm eine Augenbinde an und versiegelte seine Höröffnungen. Ryl-Xama spürte, wie eine Maschine ihn in die Luft hob. Minuten vergingen, in denen er nur dastand und wartete. Seiner wichtigsten Sinne beraubt, gab es nichts, das ihn von seinen Schmerzen ablenken konnte, und so war er ihnen hilflos ausgeliefert. Silberfeuer! Er brauchte eine weitere Dosis, bevor die wirklichen Qualen begannen!
    Irgendwann ließ ein unangenehmer Druck etwas in seinem Innenohr knacken. Dann war es vorbei: Höröffnungen und Augen wurden befreit, er hatte wieder festen Boden unter den Füßen. Vor ihm erstreckte sich eine riesige Halle aus schwarzem Marmor, mindestens fünfhundert Meter lang. Die weißen Türen am anderen Ende wirkten lächerlich winzig. Lichtkugeln an der scheinbar unendlich weit entfernten Decke glitzerten wie kalte Sterne im Abgrund des Weltalls.
    »Folgen Sie mir.« Elinn marschierte dem Draxyll voran. Die Dimensionen der schwarzen Halle verliehen jedem einzelnen Schritt ein mehrfaches Echo. Ryl-Xamas Schwanz zuckte unruhig hin und her. Er glaubte nicht, dass es irgendein vernunftbegabtes Wesen gab, das von dieser Architektur nicht eingeschüchtert wurde. Dreimal war er bereits hier gewesen, doch die Ehrfurcht schnürte ihm jedes Mal von Neuem die Kehle zu. Niemand auf ganz Kenlyn, abgesehen von den Auserwählten, wusste, dass dieser Palast überhaupt existierte.

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