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Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Ryl-Xama war sich bewusst, welche Ehre es war, in das Geheimnis eingeweiht zu sein.
    Während er der rothaarigen Menschenfrau folgte, blickte er über seine Schulter, zurück zu dem versiegelten Nexus, durch den sie gekommen waren. Eine Menge Leute würden alles geben, um zu erfahren, wo der Zwilling dieses Portals stand.
    Die weißen Türen am Ende der Halle öffneten sich von selbst. Wie winzige Spinnen versteckten sich Maschinen im Stein und arbeiteten in aller Heimlichkeit.
    Der Thronsaal war ein rechteckiger Raum, vielleicht fünfzehn Meter lang und zehn breit. Rötliches Licht schimmerte auf schwarzem Marmor.
    Ryl-Xamas Blick fiel zuerst auf die Wand zu seiner Linken. Sechs zerbrechlich wirkende Skelette hingen dort und hatten die Knochenstreben ihrer Flügel gespreizt, als wollten sie sich in die Luft erheben. Doch sie konnten nicht fliehen.
    Sha Yang.
    Der Legende zufolge waren diese sechs die letzten ihrer Art gewesen. Die letzten Sha Yang auf Kenlyn und vielleicht im gesamten Universum. Es hieß, Rul’Kshura, der Vorgänger des Kaisers, habe sie vor dreihundert Jahren eigenhändig getötet, bevor der Kult von den Friedenswächtern fast ausgelöscht worden war.
    Der Anblick der Skelette ließ Ryl-Xamas Brust vor Stolz fast bersten. Dies war nur der erste Schritt zur Neuen Ordnung gewesen. Bald würde der Kult den zweiten und letzten Schritt tun und Kenlyn befreien. Bald ...
    Der Blick des Draxyll glitt durch den Saal. Am anderen Ende des Raumes erhob sich ein phantastischer Thron, wie aus einem riesigen Kristall geschliffen. Das Gebilde glänzte und funkelte, als sei es nicht von dieser Welt, doch es war leer.
    Ryl-Xama blickte nach rechts und erstarrte. Gegenüber der Knochenwand gab es drei lange, schmale Fenster, hinter denen es rot leuchtete. Davor stand eine große, breite Gestalt, schwarz wie – wie ein Schatten.
    Der Kaiser hatte Ryl-Xama und Elinn den Rücken zugewandt und starrte hinaus in das tote Land, wo Ryl-Xama Geröll und Gebirge erkannte, die von einer unbarmherzigen Sonne ausgedörrt wurden.
    Die Sonne ... Einen Moment drohte der Draxyll, in ein bodenloses Loch zu stürzen: Sein Körper sagte ihm, dass es tiefe Nacht sein musste, doch seine Augen sahen die Sonne fast am Zenit stehen. Nexus-Koller. Reiß dich zusammen, du Idiot , befahl er sich.
    Dies hier war das Niemandsland nahe des Äquators, einen halben Tag von Teriam entfernt. Der Drachenfriedhof. Das Grenzland. So wie hier, hatte es einst auf dem gesamten Planeten ausgesehen, bevor die Sha Yang gekommen waren.
    Und der Kaiser stand dort, starrte hinaus in die Ödnis, ohne die beiden Neuankömmlinge zur Kenntnis zu nehmen.
    Elinn fiel auf die Knie und Ryl-Xama bemühte sich, es ihr gleich zu tun, trotz der Schmerzen, die er damit herausforderte. Schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen, aber noch hatte er eine Aufgabe zu erfüllen.
    »Gebieter. Yisra Ryl-Xama ist hier.«
    Ryl-Xamas Herz blieb fast stehen, als sich der Kaiser umdrehte.
    Seine Rüstung war ein einziges Kunstwerk:
    Ein dunkelblauer Umhang umhüllte seinen Körper wie gewebte Nacht. Auf den Schultern saßen breite, dornenartige Panzerstücke aus schwarzem Stahl. Auch der Helm war tiefschwarz; dünne, geschwungene Metallfortsätze ragten aus seinen Seiten wie die Klingen einer Axt. Die Augen des Kaisers verbargen sich hinter zwei scharfen, schrägen Rubinsplittern. Unter ihrem starrenden Blick fühlte sich Ryl-Xama wie ein nutzloses Insekt. Er zitterte.
    Niemand hatte den Kaiser jemals ohne seine Rüstung gesehen. Niemand wusste, wer sich hinter der Maske verbarg. Niemand konnte genau sagen, welcher Rasse er angehörte – anhand der Größe und Haltung kamen zumindest Yadi und Draxyll nicht in Frage, aber selbst das konnte Ryl-Xama nicht beschwören. Er war nicht einmal sicher, ob der Kaiser tatsächlich ein Mann oder eine Frau war.
    Aber eines Tages würde es jeder auf Kenlyn erfahren. Eines Tages würde diese Maskerade vorbei sein. Der Tag, an dem die Neue Ordnung begann. Bald ...
    Ryl-Xama neigte das Haupt und kniff die Augen zusammen, während der Schattenkaiser fast schwebend an ihm vorbeizog. Teile seiner Rüstung gaben bei jedem Schritt ein leises Klingeln von sich. Mit einer fließenden Bewegung teilte der Gebieter den Umhang und ließ sich auf dem Kristallthron nieder. Unter nachtblauem Stoff kamen zahlreiche Panzerteile zum Vorschein, hohe Stiefel und Stulpenhandschuhe, deren Rücken mit Metalldornen besetzt waren. Auf der Brustplatte glänzte in Silber das

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