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Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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einer Kralle Sehnen aus den Zähnen pulte. Wenigstens machte er kaum Geräusche dabei. Im Gegensatz zu Nelen, die wie üblich schmatzte. Sie knackte genüsslich ihre Käfer und stopfte die Innereien in sich hinein.
    Sonst war es still am Tisch, als traue sich niemand, ein Gespräch zu beginnen. Endriel ertappte sich dabei, wie sie immer wieder von ihrem Teller aufsah und vorsichtig ihre Gastgeber beobachtete.
    Xeah bemerkte es. Ihre schwarzglänzenden Augen richteten sich auf sie. »Ja, Endriel? Möchtest du mich etwas fragen?«
    Sie fühlte sich ertappt. »Äh ... Na ja, ich ...«
    »Es braucht dir nicht unangenehm sein«, sagte die Heilerin in ihrer gemächlichen Art und behielt ihr freundliches Lächeln bei. »Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlen musst. Du fragst dich: › Was haben diese zwei in meinem Haus zu suchen? ‹ «
    Gut, dass sie es zuerst ansprach. »Ich will Sie nicht beleidigen, äh, Xabash Xeah –«
    »Nur Xeah, bitte. Es besteht kein Grund zur Förmlichkeit.«
    »Xeah ...« Schön, dass sie es ihr so einfach machte. Traditionsgemäß nannten die Draxyll den Familiennamen zuerst, gefolgt von dem Namen, den die Mutter ausgesucht hatte, dann den des Vaters. Das konnte verwirrend sein, zumal manche Draxyllnamen echte Zungenbrecher waren.
    Endriel legte die Essstäbchen beiseite und nahm einen Schluck Minztee. »Wie gesagt, ich will Sie nicht beleidigen, aber ich habe mich das tatsächlich schon gefragt. Mein Vater hatte nicht viele Freunde. Nur einen um genau zu sein.« Und der wusste nicht einmal von seinem Tod . »Sie ... du ... musst mich verstehen, ich kenne weder Keru noch dich ...«
    »Ja. Natürlich verstehe ich dich.« Xeah drehte sich zu dem Skria neben ihr. Der war immer noch damit beschäftigt, Fleischstücke hinunterzuwürgen. »Aber du musst keine Angst vor uns haben.«
    Angst? Mit skeptisch gehobenen Augenbrauen sah Endriel erst Keru an, dann die Heilerin, dann schüttelte sie lächelnd den Kopf. »Nein, ich habe keine Angst vor euch. Aber ...« Wie sollte sie es am elegantesten ausdrücken? »... du bist ziemlich weit weg vom nächsten Tempel.«
    »Das kann man so sagen.« Xeahs graue Hände berührten den Silberanhänger um ihren Hals. Er funkelte im Kerzenlicht. »Nun ... es wird das Beste sein, wenn ich es dir erkläre und beim Anfang beginne: beim Kloster. Ich stamme eigentlich aus dem Himmelssanktum. Habt ihr davon schon einmal gehört?«
    »Klar.« Nelen nickte, während Endriel die Hände faltete und das Kinn darauf stützte. »Wer hat das nicht?« fragte sie.
    Endriel war niemals gläubig gewesen (zumindest nicht im religiösen Sinn), aber sie kannte die Geschichte der Priesterschaft der Heiligen Prophetin, eines Überbleibsels aus der Zeit des Saphirsterns. Sie war schon uralt gewesen, als das Strahlende Zeitalter gerade erst begonnen hatte.
    Heute war sie die größte Glaubensgemeinschaft auf Kenlyn. Ihre Angehörigen glaubten an die Wiedergeburt und die Unsterblichkeit der Seele, basierend auf den Lehren der Prophetin Shiama Xal-Nama. Sie sahen das Universum als ein gewaltiges, lebendiges Geschöpf. Und jedes Lebewesen, jeder Stein, jedes Atom war ein integraler Bestandteil davon.
    Das Himmelssanktum war das größte Kloster der Priesterschaft. Ein fliegender Tempel, der im Laufe eines Zyklus über beide Hemisphären reiste.
    »Ich wuchs dort als Waise auf«, erklärte Xeah.
    Mittlerweile ignorierte auch Nelen ihr Abendessen. Mit gefalteten Flügeln saß sie auf der Tischplatte, schlang die Arme um die Knie und ließ ihr Kinn darauf ruhen. Ihr Blick hing am Schnabel der Heilerin.
    Sogar Keru hörte auf zu essen. Sein rotes Auge starrte verloren in das Kerzenlicht, während er ihren Worten lauschte. Tausend Gonn für deine Gedanken , dachte Endriel.
    »Ich kannte meine Eltern nicht«, sagte Xeah. »Die Priester nahmen mich auf, als ich gerade erst geschlüpft war. Sie weihten mich in die Lehren der Heiligen Prophetin ein. Seit meiner Kindheit war es mein größter Wunsch, Heilerin zu werden, wie viele andere Mitglieder der Priesterschaft um mich herum. Ich wollte anderen Lebewesen helfen. Als ich zwölf war, begann ich meine Ausbildung. Ich studierte die Anatomie der Hohen Völker, die alten Heilkünste wie Akupressur, Homöopathie, Pflanzenheilkunde – auch die Funktionsweise der wenigen Heilmaschinen, die die Sha Yang uns hinterlassen haben. Acht Zyklen später erhielt ich meine Weihe. Ich beschloss, das Kloster zu verlassen und reiste durch die kleinen Dörfer,

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