Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
konnte zwei längliche, aber schmale Räume erkennen, jeder mit zwei Bullaugen auf einer Seite. Beide Räume standen leer.
»Dort sollten einmal Keru und ich einziehen«, erklärte Xeah, als der Skria die Türen schloss. »Noch nicht sehr gemütlich, oder? Eigentlich habe ich keine Schwierigkeiten mit engen Räumen. Nur die Wände sind sehr dünn. Und es gibt einen gewissen Skria auf diesem Schiff, der anscheinend nachts an Baumstämmen sägt.« Sie zwinkerte Endriel und Nelen zu.
»Ich schnarche nicht«, brummte Keru.
»So viele Quartiere für ein Kurierschiff?« Endriel drehte sich zu dem Skria um. »Wie groß war die eigentliche Besatzung?«
»Nur drei Mann. Außerdem gab es eine Unterbringung für Gefangene. Der Rest war Frachtraum für Waffen und Ausrüstung.«
»Aber ihr habt eine Art fliegendes, kleines Haus daraus gemacht?«
»Das war der Plan.« Keru zeigte seine perfekten Raubzähne. Das Lächeln traf Endriel völlig unerwartet. Sie zeigte auf die Wendeltreppe. »Da unten geht es zum Maschinenraum, richtig?«
Ihre Schritte klapperten auf Metallstufen, als sie die Wendeltreppe hinab gingen. Endriel half Xeah beim Abstieg.
Drei Lichtkugeln schalteten sich über ihren Köpfen ein, als sie das Untere Deck betraten. Es war bedeutend größer als die anderen Räume, mehr als fünf Meter lang und vier breit. Doch der wertvolle Platz wurde von sechs wuchtigen Holzfässern eingenommen, drei auf beiden Seiten, jedes so groß wie Keru. Sie waren durch ein Wirrwarr von Röhren verbunden, die in der Decke verschwanden.
In der Mitte blieb nur ein schmaler Gang frei. Putzlappen und Werkzeug lagen auf dem Holzboden herum. Es roch nach Maschinenöl und Feuchtigkeit und ein bisschen nach Skria. Keru schien viel Zeit hier zu verbringen.
Nelen hing vor den Augen der anderen in der Luft und zeigte auf die Fässer. »Sind das die Motoren? Die hatte ich mir aber beeindruckender vorgestellt.«
»Das sind Wassertanks«, knurrte Keru. »Genug, um drei Wochen lang zu überleben.«
»Oder regelmäßig zu baden«, fügte Xeah hinzu.
Endriel lächelte. »Diese Rohre«, murmelte sie. »Soll das heißen, es gibt hier fließendes Wasser?«
Keru nickte. »Im Oberdeck befinden sich ein Waschraum und eine Toilette. Allerdings ist diese etwas bequemer als das Modell der Friedenswächter davor.«
Endriel musterte ihn. War das etwa ein Witz? »Und wo geht es da hin?« Sie deutete auf eine Tür hinter ihr. Der Raum dahinter musste dicht am Bug liegen und konnte nicht sehr groß sein.
»Dort befinden sich Vorratsraum und Kombüse«, brummte Keru.
»Eine Kombüse?«, wiederholte Nelen verblüfft.
»Natürlich«, erwiderte Xeah. Die Draxyll hockte auf dem Boden und stützte sich auf ihren Schwanz. Ihre linke Hand ruhte auf dem Treppengeländer. »Schließlich wussten wir nicht, wohin uns die Suche nach Endriel verschlagen würde. Vielleicht irgendwohin weit entfernt vom nächsten Nexus oder einer Siedlung. Yanek wollte auf alles vorbereitet sein.«
»Typisch.« Ein kaum merkliches Lächeln erschien auf Endriels Lippen. »Er hasst nichts so sehr, wie Überraschungen.« Ihr fiel nicht auf, dass sie von ihrem Vater in der Gegenwartsform sprach.
Keru hatte sich mittlerweile ans Raumende geschlichen, vorbei an den Wassertanks, zu einer weiteren Tür heckwärts. »Du wolltest doch den Maschinenraum sehen«, brummte er, Endriel zugewandt.
»Kommst du mit, Xeah?«, fragte sie. Doch die Heilerin winkte ab.
»Lass mich nur ...« Ein Gähnen unterbrach sie, wobei sie ihren Schnabel so weit aufriss, dass man die flachen Pflanzenfresserzähne und die lange Zunge sehen konnte. »Lass mich nur ein wenig ausruhen. Ich kenne dieses Schiff mittlerweile sehr gut.«
»Aha!«, rief Nelen. »Das sieht schon eher nach Sha Yang-Motoren aus!«
Der eigentliche Maschinenraum bot kaum Platz für sie drei, da ein Großteil von Metallkonsolen in Anspruch genommen wurde. Lichter und Skalen blinkten überall, Röhren krümmten sich an den Wänden.
In der mittleren Konsole war eine Glaskugel eingelassen, so groß wie ein Schädel. Ein blauer Kristallsplitter schwebte in ihrem Inneren und drehte sich ständig um sich selbst, wie eine durchgedrehte Kompassnadel, während er in einem geheimnisvollen Licht strahlte.
Endriels Lippen bewegten sich in stummer Faszination.
»Das Herz des Schiffes«, erklärte Keru. »Dieser Kristall zieht Energie direkt aus dem Äther. Genug, um die Korona bis zum Ende der Ewigkeit am Leben zu erhalten. Er läuft seit mehr als
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