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Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Sein Mantel mochte vielleicht einmal ein paar Gonn wert gewesen sein, jetzt war er zerlumpt, dreckig und wertlos.
    »Alles in Ordnung?« Die helle Stimme des Mädchens klang ungeduldig. Sie und die anderen beiden starrten ihn an.
    »Ich ...« Kai war nicht fähig, sofort zu antworten. Er registrierte, dass er halb aufgerichtet auf einem alten Teppich lag, eine fadenscheinige Decke über den Beinen. Sein Oberkörper war nackt und sein Kopf lehnte gegen harten Stein. An den gewölbten Wänden links und rechts hingen Stofffetzen als armseliger Schmuck. »Wer seid ihr?«
    »Die Schwarzen Ratten«, sagte das Mädchen stolz. »Ich bin Orryn, das ist Grao«, sie deutete auf die fast zwei Köpfe größere Skria, »und der hässliche Vogel da oben ist Ri-Yur.«
    »Hey«, protestierte der Draxyll träge.
    Kai spähte an den dreien vorbei. Die Lichtkugel beleuchtete die vagen Umrisse eines steinernen Tunnels hinter ihnen, jedoch nur ein paar Meter davon, der Rest verlor sich in Schwärze. Wasser rauschte, nicht weit entfernt. Von irgendwoher drang das Surren von Maschinen. »Wo sind wir?«, keuchte er.
    »Untergrund«, schnurrte die Skria.
    »Die Abwasserkanäle von Teriam«, präzisierte der Draxyll.
    Teriam! Wie Würmer krochen die Erinnerungen aus Kais Gedächtnis empor: Seine Ankunft in der Schwebenden Stadt, der Kampf mit dem Kultisten. Das purpurne Reptil hatte ihm ein paar üble Schnittwunden beigebracht, trotzdem hatte es nur mit ihm gespielt. Kai hatte seinen Tod schon akzeptiert, als plötzlich Rettung aufgetaucht war.
    Langsam wurden die Erinnerungen klarer: Während die junge Frau und ihre Yadi-Gefährtin sich um den Kultisten gekümmert hatten, war er über eine Mauer geflohen und ein paar Schritte weit getorkelt, wobei er versucht hatte, seine Spuren halbwegs zu verwischen.
    Ein paar Straßen weiter war er in den Untergrund abgetaucht. Dort, in einem dunklen, stinkenden Tunnel wie diesem, war er zusammengebrochen. Ja, jetzt erinnerte er sich. Vorher hatte er drei junge Stimmen gehört, nur eine davon menschlich. Jetzt haben sie dich , war sein letzter Gedanke gewesen, bevor er das Bewusstsein verloren hatte.
    »Ich hoffe, dir gefällt unser bescheidenes Anwesen.« Das Mädchen Orryn lächelte.
    Kai sah sich um. »Ihr ... ihr lebt hier unten?«
    »Wenn wir nicht gerade auf Beutezug sind, ja«, antwortete der Draxyll auf der Holzkiste, Ri-Yur. »Ich weiß was du denkst. Und du hast Recht: Es sieht aus wie ein stinkendes Rattenloch, aber es ist unser stinkendes Rattenloch. Hier haben wir Schutz vor den Weißmänteln und anderen Schnüfflern.«
    Straßenkinder , erkannte Kai. Das hatte er als Letztes erwartet. Er hatte geglaubt, entweder in den Klauen des Kults aufzuwachen, in einer Kraftfeldzelle der Friedenswächter. Oder tot zu sein. »Habt ihr mich hierher gebracht?«
    Orryn nickte. Ihr rotblondes Haar war zu einem festen Zopf geflochten und schmutzig, wie alles hier. »Wir haben dich ein paar Tunnel weiter Richtung Zentrum gefunden.« Ihr Grinsen zeigte gelbe Zähne. »Du hast geblutet wie ein Schwein.«
    »Hast ganz schön was aufs Maul bekommen, was?« Ri-Yurs schwarze Augen blinzelten müde. »Du hast fast einen halben Tag lang gepennt. Wir dachten schon, du stehst gar nicht mehr auf.«
    »Einen halben Tag?« Kai war viel zu erschöpft, um entsetzt zu sein. Er strich sich übers Kinn, wo die ersten Bartstoppeln sprossen.
    »Es ist schon nach Mitternacht«, sagte die Skria. Wie war ihr Name? Grao? »Ein neuer Tag hat begonnen. Die Sonne wird bald aufgehen.«
    »Warum?«, fragte Kai.
    Sie starrte ihn verständnislos an. »Vielleicht weil sie vorher untergegangen ist, Hohlkopf?«
    »Nein, ich meine, warum habt ihr das getan? Warum habt ihr mir geholfen?«
    Grüne Katzenaugen musterten ihn. »Du hast Ärger mit den Weißmänteln.«
    »Jeder Feind der Weißmäntel ist unser Freund«, fügte Ri-Yur hinzu.
    Wenn es doch nur immer so einfach wäre , dachte Kai. »Danke.«
    Plötzlich zuckte er zusammen und griff sich an den rechten Oberarm. Er stellte fest, dass ihm jemand seinen Bauch und seinen Arm verbunden hatte. Dumpfer Schmerz klopfte unter den Bandagen.
    »Du hast ein paar Schnitte«, sagte Orryn. »Die meisten sind harmlos, nur die an deinem Arm musste ich nähen. Keine Sorge, es waren nur ein paar Stiche.«
    Kai starrte verwirrt auf ihre winzigen Hände, die die Lichtkugel umklammerten. Die Augen des Mädchens blitzten stolz in ihrem hellen Schein. »Wie ... ich meine, woher hattet ihr das Verbandsmaterial?«

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