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Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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unterkriegen!« Damit löste er sich aus der Umarmung und ging. Er winkte ihr zum Abschied zu, ein kleiner kahlköpfiger Mann mit dem Lächeln eines Jungen.
    Endriel erwachte und fand sich in den warmen Laken ihres Betts wieder. Gelbes Sonnenlicht drang durch die Vorhänge und ließ die Wolkenbilder an den Wänden leuchten. Draußen sangen Amseln in den Kastanien.
    Nelen schlief friedlich auf dem Schreibtisch, die Flügel gefaltet und den Kopf auf die Hände gelegt, eingekuschelt in ein Kissen, in dem sie fast versank. Ihre schwarzen Seidenbänder lagen daneben wie winzige Schlangen. Das Sonnenlicht schien sie nicht zu stören.
    Endriel sank zurück in ihr Kissen. Lange Zeit lag sie einfach da, lauschte dem Gesang der Vögel und betrachtete das Drachenschiffmobile über sich. Yanek hatte es ihr zu ihrem sechsten Geburtstag geschenkt.
    Yanek ...
    Natürlich war dieser letzte Abschied nur ein Traum gewesen, ein Produkt ihrer lebhaften Phantasie. Trotzdem lag ein bittersüßes Lächeln auf ihren Lippen und eine seltsame Ruhe erfüllte sie, als sie daran dachte, wie sie mit ihrem Vater durch die Grasmeere gewandert war. Wie er sie in den Arm genommen hatte. Auch wenn die Bilder schon vor ihrem inneren Auge verblassten, blieb das Gefühl der Verbundenheit, das sie für ihn empfunden hatte. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten.
    Nur ein Traum, ja, aber ein schöner.
    Während sie so dalag, ließ sie das Chaos des gestrigen Tages noch einmal Revue passieren: Chasus Verrat war mittlerweile halb vergessen. Natürlich hatte sie noch vor, es dem Mistkerl heimzuzahlen, aber im Moment war das zweitrangig.
    Sie dachte an Telios’ Besuch in ihrer Zelle. Wusste er schon von Yaneks Tod? Ich muss mit dir sprechen, Andar. So bald es geht.
    Der Gedanke an den Admiral führte sie weiter zu Keru und Xeah, dem Krieger und der Heilerin; zu ihrem letzten Gespräch gestern Nacht, auf der Brücke der Korona . » Was werdet ihr tun, jetzt wo Yanek nicht mehr hier ist?«
    Es war ihr vollkommen ernst mit dem Angebot, ihnen das Haus zu überlassen, das ohne Yanek so leer wirkte. Sie wusste keinen anderen Weg, den beiden für alles, was sie für ihren Vater getan hatten, zu danken.
    Und ich? Wohin werde ich gehen?
    Auch wenn sie die letzten drei Jahre nichts anderes getan hatte, betrachtete sie sich nicht als die geborene Diebin. Das Stehlen von Artefakten war nur ein Mittel zum Zweck, um das zu finanzieren, was Nelen so treffend ihren extravaganten Lebensstil nannte. Natürlich war da auch der Nervenkitzel, der Geschmack der Gefahr, den sie so liebte. Außerdem tat der Diebstahl von Sha Yang-Spielzeugen niemandem weh.
    Aber konnte es bis in alle Ewigkeit so weitergehen? Das Risiko, eines Tages geschnappt zu werden, war groß. Und Endriel Naguun würde lieber sterben, als ihr kostbares Leben in einer Kraftfeldzelle auszuhauchen, wie eine Ratte in der Falle. Sie schauderte bei dem Gedanken, als alte Vettel zusammen mit dem wirklichen Abschaum zu verenden. Nein danke!
    Und Nelen? Endriel betrachtete sich als ihre große Schwester. Sie gehörten zusammen. Das Band, das sie zusammenschweißte, durfte niemals reißen, das würde sie nicht zulassen.
    Endriel beobachtete ihre Freundin: wie sich ihr winziger Brustkorb und die Flügel hoben und senkten, während sie friedlich vor sich hinschlummerte. Endriel lächelte liebevoll.
    Was hätte sie ohne Nelen gemacht, in der Zeit, als sie gerade von zu Hause weggelaufen war? Nelen war die Stimme der Vernunft, wenn Endriel ihre eigene mal wieder überhörte. Wo immer Endriel hinging: Sie wollte, dass Nelen bei ihr blieb.
    Die Korona gehörte jetzt ihr, genau wie das Haus und ungefähr achttausend Gonn aus Yaneks Erbe. Was sollte sie damit anfangen? Einmal mehr auf Reisen gehen, bis sie das Geld verjubelt hatte, das Schiff verkaufen musste und gezwungen war, wieder auf Beutezug zu gehen, für irgendeinen selbsternannten Geschäftsmann, der sie als Laufburschen missbrauchte? Bis sie eines Tages den entscheidenden Fehler machte, der sie ihre Freiheit kostete? War es das, was sie wollte?
    Wieder fielen ihr Keru und Xeah ein.
    Verdammt, sie war ihnen etwas schuldig. Sie konnte nicht einfach, nur um ihr Gewissen zu beruhigen, den beiden das Haus überlassen und sich dann mit der Korona auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub machen. Würde sie Keru damit das Schiff nicht stehlen? Klar, er nahm ihre Besitzrechte sehr ernst, trotzdem hatte er es repariert, gehegt und gepflegt. Endriel erinnerte sich an das Leuchten in seinem

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