Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
Auge, als er sie durch die Decks geführt hatte. Er hatte ein größeres Anrecht auf die Korona als sie.
Und Xeah? Ihr Wunsch einer letzten Reise blieb unerfüllt. Nun konnte sie nur auf ein paar stille Tage im Kloster hoffen.
Vielleicht sollte ich die beiden einladen . Vielleicht sollten wir zusammen an Bord gehen und einfach drauf los fliegen. Nur unseren Herzen folgen. Egal wohin. Nur weit weg von hier.
Aber wie lange würden sie das durchhalten? Das Geld würde nicht ewig reichen. Wo sollten sie neues herbekommen?
Wieder blickte sie zu dem Mobile auf und betrachtete die Drachenschiffe aus buntem Papier. Eines davon erinnerte sie an die Kolibri , den Frachter, der sie gestern dem Museumsschiff entgegen geflogen hatte.
Und plötzlich war da die Antwort, klar und funkelnd wie ein Kristall in der Sonne.
Das ist es!
Elektrisiert riss Endriel die Decke fort und sprang aus dem Bett, nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet. Das ist die Lösung! Sie strich sich das wirre Haar hinter die Ohren und suchte nach dem bauchfreien Hemd von gestern. Sie fand es zusammen mit der schwarzen Hose über der Stuhllehne. Verdammt, warum bin ich nicht früher darauf gekommen?
Sie schlüpfte in die Hose, schnappte sich das Hemd und knöpfte es in Windeseile zu. War es wirklich so einfach? Sie hielt inne und ließ sich ihren Geistesblitz noch einmal durch den Kopf gehen. Es konnte tatsächlich funktionieren! Aber sie konnte es unmöglich allein durchziehen ...
»Nelen! Hey, wach auf!«
Sie stupste vorsichtig die Fledermausflügel ihrer Freundin an. Nelen schlug die winzigen Augen auf, ihr Gähnen entblößte spitze Eckzähne. »Was ist denn jetzt schon wieder?«
»Ich habe eine Idee!«
»Und ich dachte schon, es wäre was Wichtiges ...« Nelen schloss die Augen wieder und drehte sich auf die andere Seite.
Endriel blieb hartnäckig, »Zieh dich an und komm mit nach unten! Ich hab was zu verkünden und keine Lust, es zweimal zu sagen!«
» Ngnnn «, knurrte Nelen, und zuckte widerspenstig mit den Flügeln. Als sie sah, dass es zwecklos war, kämpfte sie sich auf und streckte die müden Glieder. Das Haar hing ihr in die violetten Augen. Sie hüpfte von dem Kissen, griff nach den Seidenbändern und wickelte sie um Körper und Füße. Mit einem finsteren Blick zu Endriel sagte sie: »Ich hab herrlich geschlafen – ich hoffe, deine Idee ist gut!«
»Die beste!« Endriels Augen funkelten begeistert. »Ich will ja nicht drängeln, aber kannst du dich nicht ein bisschen beeilen?«
»Nein!«
Endriel rannte aus ihrem Zimmer und polterte die Treppe hinab. Nelen flatterte ihr gähnend hinterher.
Vogelgezwitscher erfüllte das Haus; das Sonnenlicht verlieh den holzverkleideten Wänden einen goldenen Schimmer.
»Willst du mir nicht endlich verraten, was du vorhast?«, fragte Nelen.
»Klar«, gab Endriel zurück, ohne sich umzudrehen. »Aber erst, wenn wir alle zusammen sind!«
Xeah war bereits wach. Sie stand in der Küche und nahm einen pfeifenden Wasserkessel vom Herd. Sie trug die gleiche weiße Robe wie gestern. Als Endriel und Nelen eintraten, drehte sie ihren beeindruckenden Schädel zur Tür.
»Guten Morgen«, sagte sie, gewohnt träge. »Nanu, schon so früh wach?« Sie schlurfte an Endriel vorbei zum Vorratsschrank. »Yanek meinte, nicht einmal ein wildgewordener Skria könnte dich wecken.« Ein Lächeln erschien auf Xeahs Schnabel. Sie kramte eine Dose Teeblätter hervor und hielt sie unter ihre Nüstern. »Mmmh. Jasmin.«
Endriel fand es unbestreitbar komisch: Während sie wie vom Blitz getroffen herumraste, schien Xeah alle Zeit des Universums für sich gepachtet zu haben. »Apropos Skria: Xeah, wo ist Keru? Ist er schon wach?« Sie sah sich unsicher um. Es konnte lebensgefährlich sein, einen Skria aus dem Schlaf zu reißen, aber sie war bereit, es zu riskieren.
»Er ist draußen im Garten.« Die Zeit, die die Draxyll für ein Blinzeln benötigte, hätte für Endriel gereicht, sich die Schuhe zuzubinden. »Warum fragst du?«
»Ich erklär’s dir später!« Endriel rannte aus der Küche.
Wieder blinzelte Xeah und sah Nelen ratlos an.
Die Yadi zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung, was in sie gefahren ist!«, sagte sie und zischte ebenfalls nach draußen. Auf dem Korridor holte sie ihre Freundin schnell ein. »Was ist bloß los mit dir?«
Endriel hob den Zeigefinger. »Das wirst du gleich erfahren!«
Nelens Schultern sanken herab. »Wieso habe ich nur das Gefühl, dass es mir nicht gefallen wird?«
Endriel ließ
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