Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
Vom Netzwerk:
gehört. Es hieß, die Leute stünden in kilometerlangen Schlangen vor den Portalen. Geschäftsleute hatten mehrfache Klagen an den Gouverneur gerichtet, weil die lange Wartezeit sie bares Geld kostete.
    Er hatte nicht viel Zeit. Auch sturzbesoffen würde sein Vater irgendwann sein Verschwinden bemerken. Und er würde nach ihm suchen. Nicht, weil er sich Sorgen machte, dass seinem Sohn etwas zugestoßen sein könnte, oh nein. Nur um ihn davon abzuhalten, zu den Friedenswächtern zu gehen.
    Also keine Portale. Auch gut. Per Nexus zu reisen war sowieso nur etwas für Weichlinge. Und Mikolas Gorlin war kein Weichling. Nicht mehr.
    Miko blieb augenblicklich stehen, machte auf dem Absatz kehrt, kollidierte fast mit einem runzligen Draxyll und lief zurück in Richtung Ringhafen, wobei er sich mit entschlossener Miene durch den Strom aus Leibern kämpfte.
    Ich werde diese Stadt verlassen , sagte er sich. Koste es, was es wolle. Ich werde ein Schiff finden, das mich mitnimmt. Und ich werde mich nicht fortschicken lassen. Ich werde ihnen beweisen, was ich alles kann!
    Es gab keine Freunde, die er zurücklassen musste. Er war jetzt siebzehneinhalb Jahre alt und damit vor dem Gesetz mündig. Im Herbst wäre er so oder so von der Schulpflicht befreit worden und hätte sich eine Lehre suchen müssen. Dann wäre er ohnehin von Zuhause fortgegangen. Wieso das Ganze nicht um ein paar Monate beschleunigen?
    Miko war froh, dass sich der Fußgängerstrom immer mehr lichtete, je näher er dem Rand der Schwebenden Stadt kam. Bald konnte er die säuberlich aufgereihten Lagerhäuser erkennen, welche die Grenze des Ringhafens bildeten. Arbeiter waren an Lastkränen oder Flaschenzügen beschäftigt, schwer beladene Landbarken fuhren an Miko vorbei, wobei ihm die Fahrer zubrüllten, er solle nicht im Weg stehen. Aber Miko hörte sie gar nicht. Er durchquerte die Lagerhausreihen und trat auf die breite Hafenstraße.
    Dort sah er sie. Ihr Anblick ließ ihn sogar sein Seitenstechen vergessen:
    Drachenschiffe!
    Stolz ragten sie hinter den vergitterten Docks auf. Sonnenlicht brach sich auf dem Metall von Schub- und Steuerdüsen und schimmerte auf poliertem Holz und stählernen Rümpfen. Miko sah schmucklose Frachter mit breiten Bäuchen und seltsam winzigen Antrieben; riesige Luxuskreuzer, mit mindestens sieben Decks und farbenfroher Bemalung und große Friedenswächterschiffe in strahlendem Weiß, mit blitzenden Metalldrachen an den Bugspitzen. Dazwischen hatten kleinere Kurierschiffe angelegt, die wie die Stiefkinder der Riesen wirkten.
    Im Zentrum von Teriam konnte man leicht vergessen, dass man sich auf einer fliegenden Plattform befand, aber am Ringhafen wurde man jeden Augenblick daran erinnert: Hinter den Schiffen gab es keinen Horizont, sondern nur den unendlichen blauen Himmel.
    Das war es, das Tor zur Welt! Eines dieser Schiffe wartete nur darauf, ihn mitzunehmen, das spürte er!
    Wie immer kam die Enttäuschung ziemlich schnell:
    »Mach, dass du verschwindest, Junge!«
    »Hör auf, uns zu belästigen, bevor ich die Hafenaufsicht verständige!«
    »Du willst hier anheuern? Auf diesem Schiff? Sieht das hier aus wie ein Kinderhort?«
    »Hast du dich verlaufen, Affengesicht?«
    »Kannst du das Schild nicht lesen? Zutritt nur für Schiffspersonal!«
    »Ich kann ja mal den Käpt’n fragen. Hey, Käpt’n – brauchen wir einen verlausten kleinen Stinker auf unserem Schiff? Nein? So eine Überraschung! Tja, sieht so aus, als müsstest du dein Glück woanders probieren, mein junger Freund!«
    Stundenlang wanderte er von Schiff zu Schiff, nur um entweder ausgelacht oder davongejagt zu werden. Kaum jemand ließ ihn überhaupt zu Wort kommen. Oder man ließ ihn stehen wie einen Karren voller Mist – und ignoriert zu werden war für ihn noch demütigender als die ganzen Beleidigungen.
    So oder so, die Botschaft war kristallklar: Mikolas Gorlin unerwünscht .
    Von insgesamt dreihundertvierzig Docks im Ringhafen, hatte er mehr als fünfzig abgeklappert, ohne Erfolg. Und langsam drängte sich ihm der Eindruck auf, dass es bei den restlichen knapp zweihundertneunzig nicht anders sein würde.
    Den Tränen nahe, schlurfte Miko über die Hafenstraße, während die Sprüche der Piloten widerhallten: Affengesicht ... kleiner Stinker ...
    Vielleicht hatten sie ja Recht. So viele Lebewesen konnten sich nicht irren! Miko wischte sich die laufende Nase und nahm sich vor, erst zu weinen, wenn er in irgendeiner dunklen Ecke verschwunden war, wo ihn niemand

Weitere Kostenlose Bücher