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Die Ketzerbibel

Die Ketzerbibel

Titel: Die Ketzerbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Klee
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erfahren.› Aber sie hielt ihren Frieden.
    Kurz vor Roquebrussanne kamen sie durch einen Zedernwald und trafen Holzfäller.
    «Was tut ihr mit den großen Stämmen?», fragte Danielle.
    «Wir verkaufen sie nach Toulon. Dort werden sie für die großen Schiffe gebraucht.»
    «Dann seid ihr Leute gut betucht», sagte Barbara.
    «Wo denkt ihr hin. Das Holz gehört unserem Seigneur, und für den Einschlag bezahlt er uns auch nichts», sagten die Männer.
    Doch als sie in dem Dorf anlangten, sahen sie überall Zeichen von Wohlstand. Die Häuser waren größer und besser gebaut als anderswo, und auf dem Dorfplatz stand eine schöne große Kirche. Maria stellte sich davor auf und begann gleich mit ihrer Predigt:
    «Ihr Leute, Jesus segne euch! Ich habe Neuigkeiten für euch, oh, solche Neuigkeiten! Befreit euch vom Joch der reichen Pfaffen. Befreit euch von eurem Eigentum, von euren Vorratskammern, von den Sorgen um den nächsten Tag. Ein neues Zeitalter ist angebrochen! Die babylonische Kirche wird hinweggefegt werden. Derjenige, der sich Papst nennt,hat sich als der Antichrist offenbart, dem kein Gläubiger mehr Gehorsam schuldet. Denn er hat Jesus und denen, die ihm nachfolgen, den Krieg angesagt. Wer die Fleischeskirche verteidigt, wird untergehen in Feuer und Blut, hört mir genau zu! Aber wir haben hier bei uns diejenige, die uns alle retten wird. So wie Maria Jesus gebar, so ist sie dazu bestimmt, den Heiligen Geist zu gebären, und dann wird ein gesegnetes Zeitalter anbrechen   …»
    Aber die Leute in diesem Dorf kamen nicht in Strömen, um ihr zuzuhören. Nur wenige standen und gafften. Andere liefen in ihre Häuser und verschlossen rasch die Türen hinter sich.
    Maria predigte umso lauter: «Ihr misstraut uns und denkt, wir spiegeln euch hier etwas vor. Wie könnte eine dahergelaufene Bettelbegine das neue Zeitalter bringen? Aber ich sage euch: Als der Herr Jesus in Palästina umherging, da haben die Menschen auch nichts anderes gedacht: Ein Bettler, ein Habenichts und ein Aufrührer dazu   …»
    Danielle zog Maria am Ärmel. «Maria, etwas stimmt hier nicht! Lass uns gehen!» Auch Barbara sah sich ängstlich um, eingeschüchtert von der ungewöhnlichen Reaktion. Nicht einmal der Priester ließ sich blicken, um gegen sie zu wettern oder sie vom Kirchplatz zu vertreiben. Danielle machte zwei, drei rasche Schritte von der Kirche fort, doch da war es schon zu spät.
    «Fasst sie!» Von beiden Seiten kamen Bewaffnete die Dorfstraße herangeritten. Sie kreisten die vier Frauen ein und trieben sie mit dem Rücken zur Kirchentür. Danielle wich zurück. Eine Lanzenspitze berührte ihre Kehle. Sie wagte es nicht, sich zu rühren. Aber Maria ließ sich nicht beirren. Mit wildem Blick wich sie zurück und griff nach der Waffe, die auf Prous gerichtet war. Prous, klein und flink, tauchte unter einem der Pferdebäuche weg und rannte.
    «Rettet sie! Beschützt sie! Sie ist eure Hoffnung! Lauf, Prous! Lauf!», schrie Maria, bevor die Lanze sie durchbohrte.
    «Mörder! Ihr habt sie einfach umgebracht! Ihr Mörder! Ihr Teufel!», schrie Barbara.
    Die Dörfler erwachten aus ihrer Erstarrung. Einige bückten sich, und ein Regen von Kot und Steinen hagelte auf die Soldaten. Die Pferde scheuten. Prous rannte im Zickzack wie ein Hase. Frauen stellten sich den Söldnern in den Weg, die die Begine verfolgten. Immer mehr drängten hinzu, Bauern und Holzfäller, mit Äxten, Dreschflegeln und Hirtenstöcken bewaffnet. Drei der Söldner hielten noch immer Danielle und Barbara fest, die anderen hatten ihre Lanzen fallen lassen, da sie ihnen in dem Gedränge nichts nützten. Sie zogen ihre Kurzschwerter und hieben rechts und links in die Menge. Es dauerte nicht sehr lange, dann war es vorbei. Drei Bürger von Roquebrussanne waren tot, etliche von den Hufen der Pferde verletzt. Der Hauptmann der Söldner hielt sich den Arm, wo ihn der Zinken einer Mistgabel aufgeschlitzt hatte. Danielle kniete über Maria und versuchte, die Blutung mit ihrem zusammengeknüllten Schleier zu stillen, aber die Lanze hatte eine Hauptader zerrissen. Das Blut sprudelte und lief unter Marias Rücken zu einer dunklen Lache zusammen. Blut lief ihr aus Mund und Nase.
    Sie versuchte etwas zu sagen. Danielle beugte sich über ihre Lippen.
    «Ist sie entkommen?»
    Danielle sah hoch und schaute um sich. «Ja, die kleine Teufelshure hat sich davongemacht», knurrte der Hauptmann wütend. «Aber wir werden sie schon wieder aufgabeln!»
    Maria lachte lautlos. Schaumiges

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