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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Kopf. »Ich bedaure, aber meine Aussteuer ist während des Überfalls verlorengegangen, und in der kurzen Zeit konnte ich mir nichts Neues anfertigen. Auch hat mein Vater nicht daran gedacht, Sachen für mich auf dem Markt zu kaufen. Er ist wohl der Meinung, mein Ehemann hätte bereits alles Notwendige besorgt.«
    Fugger zeigte nicht, was er davon hielt, sondern blieb weiterhin freundlich. »Ernst hat bis jetzt in meinem Haus gewohnt. Daher werde ich veranlassen, dass das Wichtigste, was ein junges Ehepaar benötigt, für Euch beschafft wird. Kommt nun, ich möchte Euch Seiner Eminenz, dem Kardinal Cajetanus, vorstellen.«
    Fugger führte Veva in ein anderes Gemach, das prächtiger ausgestattet war als sein Arbeitszimmer. Mehrere geistliche Herren um einen Tisch waren in ein lateinisch geführtes Gespräch vertieft. Daher achteten sie zunächst nicht auf die Eintretenden.
    Einer von ihnen, der als Einziger nicht mit einer Mönchskutte, sondern mit Albe und Kasel bekleidet war und sein Haupt mit einer bis in den Nacken reichenden Mütze bedeckt hatte, hob mit einem Mal die Hand, und die Gespräche verstummten. »Mein lieber Fugger, habt Ihr Nachricht, ob dieser rebellische Mönch endlich angekommen ist?«, fragte Cajetanus seinen Gastgeber.
    Jakob Fugger schüttelte bedauernd den Kopf. »Leider nein. Ich habe Ernst Rickinger losgeschickt, damit er nach Luther suchen soll. Dies hier«, er wies lächelnd auf Veva, »ist das Weib des jungen Rickinger. Sie hat bislang ihren leidenden Vater gepflegt und ist nun ihrem Mann nach Augsburg nachgereist.«
    Der Kardinal reichte Veva die Hand zum Kuss. »Ihr habt einen prachtvollen Gatten. Er ist gewitzt und immer zur Stelle, wenn man ihn braucht.«
    Diese Meinung werden nur wenige Geistliche in München teilen, fuhr es Veva durch den Kopf, während sie in einen tiefen Knicks versank.
    Jakob Fugger stand zufrieden daneben und führte sie dann wieder hinaus. Noch während die Tür sich hinter ihnen schloss, setzten die geistlichen Herren ihr Gespräch mit gleicher Intensität fort. Veva vernahm wieder den Namen Luther und sagte sich, dass es um jenen unsäglichen Mönch aus Wittenberg gehen musste, der die Kirche und die Autorität Seiner Heiligkeit, des Papstes, geschmäht hatte.

15.
    E rnst Rickinger war noch nicht weit gekommen, als ein Reiter zu ihm aufschloss. Er drehte sich um und erkannte Christoph Langenmantel. Der Domherr trug einen weiten Umhang und einen breitkrempigen Hut, mit dem er mehr einem Soldaten glich als einem Vertrauensmann der Kirche. Ein langes Schwert an der Seite verstärkte diesen Eindruck.
    »Wollt Ihr in den Krieg ziehen, Herr Langenmantel?«, fragte Ernst verdattert. Er selbst trug nur einen kurzen Dolch bei sich und eine Reitpeitsche.
    »Gott zum Gruß, Rickinger. Nein, in den Krieg will ich nicht. Dieses Ding hier dient nur dazu, Räuber abzuschrecken.«
    Ganz stimmte es nicht, das spürte Ernst. Langenmantel war durchaus bereit, die Waffe zu ziehen, und er glaubte jetzt auch zu wissen, gegen wen. »Habt Ihr etwa Angst, die Leute des Kardinals Cajetanus würden Doktor Luther unterwegs auflauern und gefangen nehmen?«
    »Diesen verderbten Pfaffen traue ich alles zu!« Langenmantel klopfte auf seine Waffe und trabte an. Ernst folgte ihm und hielt seinen Gaul neben dem des Domherrn.
    »Auch ich sorge mich um unseren wackeren sächsischen Mönch. Geleitbriefe sind rasch geschrieben und ebenso schnell verworfen. Es ist ja gerade mal ein Jahrhundert her, dass Doktor Johannes Hus sein Vertrauen in das Wort Kaiser Sigismund mit dem Tod auf dem Scheiterhaufen hat bezahlen müssen.«
    »Wollen wir nicht hoffen, dass Doktor Martin Luther das gleiche Schicksal droht. Eher haue ich ihn aus einer Schar von Pfaffenknechten heraus.« Langenmantel klang so entschlossen, dass Ernst bedauerte, sich nicht ebenfalls besser bewaffnet zu haben.
    Da sie sich angeregt unterhielten, verging die Zeit rasch. Nach einer Weile kamen ihnen zwei Reiter entgegen. Sie begleiteten
     ein Ochsengespann, dessen Wagen mit Getreidegarben beladen war. Auf diesen lag ein Mann in einer schlichten braunen Kutte.
     Die beiden Reiter waren nicht bewaffnet, ihrer Tracht nach zu urteilen waren es Gelehrte.
    Einer von ihnen erkannte Langenmantel und atmete auf. »Gott zum Gruß, edler Herr. Wir sind froh, Euch zu treffen. Damit kann Augsburg nicht mehr weit sein.«
    »Auch Euch Gottes Gruß! Was Augsburg betrifft, so werdet Ihr es in drei Stunden, vielleicht auch in dreieinhalb erreichen.« Mehr

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