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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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flehte.
    Während er die Macht genoss, die er über dieses Weib errungen hatte, wob er in Gedanken an einem Gespinst, in dem sich Rosi und Ernst Rickinger verfangen sollten. Dabei dachte er auch an Veva, die zu besitzen ihn mehr reizte als alles andere, und sagte sich, dass die Leibert-Tochter sich noch mehr vor ihm würde demütigen lassen müssen als die Frau vor ihm, um ihren Mann zu retten. Dies würde nicht nur seine Rache an Ernst Rickinger sein, sondern auch die an Veva, deren Schönheit ihn reizte, seit sie zur Jungfrau herangewachsen war, und die seine Annäherungsversuche bisher stets zurückgewiesen hatte.

15.
    D a Kreszenz Rosi noch einige Tropfen der aus Mohnsamen und anderen Pflanzen destillierten Essenz eingeflößt hatte, schlief diese bis zum nächsten Morgen tief und fest. Das Erwachen war jedoch grauenvoll. Ihr ganzer Unterleib schmerzte, und in ihrem Kopf wummerte es, als schlage darin eine Rotte Teufel die Trommel. Schon bei der kleinsten Bewegung spürte sie auch die Folgen der Schläge, die sie erhalten hatte, und noch etwas länger dauerte es, bis sie sich an das erinnerte, was am Vortag geschehen war.
    Zuerst glaubte sie an einen üblen Traum, doch als sie an sich herabblickte und die Striemen sah, die den ganzen Körper bedeckten, schossen ihr die Tränen aus den Augen. Sie musste auch an das kleine Wesen denken, das in ihr gewachsen war und nicht hatte leben dürfen, und verspürte einen Hass auf Frau Anna, der sie erschreckte. Sie konnte nicht länger in diesem Haus bleiben, sonst würde sie die Meisterin umbringen. Mühsam kämpfte sie sich hoch, schlüpfte in Hemd und Kleid und hob dann den Strohsack an. Zwischen den Brettern, auf denen er lag, hatte sie das Beutelchen mit ihrem gesparten Geld versteckt.
    Sie zog es heraus und hängte es sich mit einer Schnur um den Hals. Danach verließ sie die Kammer mit dem festen Vorsatz, sie nie wieder zu betreten. Eine der beiden anderen Mägde wurde auf sie aufmerksam und steckte den Kopf zur Küchentür heraus. »Du bist ja schon wieder auf, Rosi!«
    »Ich gehe! Unsere Jungfrau im Himmel wird mir beistehen, damit ich eine bessere Herrschaft finde als diese Hexe.« Rosis Stimme klang gepresst und rauh, doch sie wollte lieber vor Durst umkommen, als in diesem Haus noch einen Trunk zu sich zu nehmen.
    »Du hast Fieber! Leg dich wieder hin. Die Kreszenz wird heute noch einmal nach dir schauen.«
    Rosi schüttelte den Kopf. »In diesem Haus ist kein Bleiben mehr für mich. Ich hätte es längst verlassen müssen. Leb wohl!« Damit wandte sie sich zur Tür und stand plötzlich Hias und einem weiteren Stadtknecht gegenüber. Beide sahen nicht so aus, als wären sie glücklich über den Auftrag, den sie erhalten hatten. »Es tut uns leid, Rosi, aber der Richter hat verfügt, dass du ins Loch kommen sollst. Wir können nichts dafür!«
    »Ich soll in den Kerker? Aber warum denn?«, fragte Rosi erschrocken.
    Hias senkte den Kopf. »Das hat man uns nicht gesagt. Wir müssen dich hinbringen! Geht es überhaupt? Es hat geheißen, du wärst nur knapp am Tod vorbeigeschrammt.«
    »Es muss wohl, wenn der Richter es so verfügt. Nur Durst habe ich zum Verrecken!« Rosi war es im Grunde gleichgültig, was mit ihr geschah, wenn sie nur endlich dieses Haus verlassen konnte.
    Die beiden Stadtknechte begriffen, wie schwach die Magd war, und fassten sie unter. »So geht es gewiss besser«, sagte Hias und warf seinem Begleiter einen fragenden Blick zu. »Wie ist es, hast du auch so einen trockenen Hals wie ich?«
    »Und wie! Außerdem ist der Weg zum Rathaus weit, und den schafft die Rosi nicht auf einmal. Da müssen wir unterwegs einkehren.«
    Die Nachbarn, die Rosis Verhaftung beobachteten, begannen zu murren. »Was soll das? Lasst doch das arme Mädel in Ruhe!«, rief ein Mann, und mehrere Frauen beschimpften die Stadtknechte.
    Hias zuckte jedoch nur mit den Achseln. »Befehl ist Befehl! Was sollen wir da machen? Der Richter wird schon wissen, warum er die Rosi einkerkern lässt.«
    Ein Bäckergeselle vertrat der Gruppe den Weg und funkelte die Stadtknechte zornig an. »Eine arme Dienstmagd wird in den Kerker geschleift. Aber denen da oben, die weitaus eher eine Strafe verdient hätten, tut keiner was. Ein Kreuz ist’s auf der Welt! Da hat der Luther schon recht, wenn er dreinhaut. Die Pfaffen blasen uns mit ihren Lügen die Ohren voll, und die hohen Herren kriechen ihnen in den Hintern, damit sie ja ins Himmelreich gelangen. Aber die kommen alle in die Hölle, sag

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