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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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letzten Feier auf dem Schrannenplatz mit ihm gesehen worden.«
    »Ich habe mit ihm getanzt und gescherzt. Schließlich ist er ein schmucker Bursche«, antwortete Rosi leise.
    »Du musst mehr mit ihm getan haben, als nur zu tanzen«, schnaubte der Richter. »Gestehe!«
    Hias hatte schon vorher auf Rosis schlechten Zustand hingewiesen und brachte nun einen weiteren Einwand. »Verzeiht, Euer Gestrengen, aber die Magd ist auf den Tod krank. Wenn sie nicht rasch versorgt wird, wird sie uns hier sterben, und das gibt kein gutes Bild! Seine Gnaden, der Herzog, wird dann ganz genau wissen wollen, was hier geschehen ist, und ich will nicht einer Magd wegen in Ungnade fallen.«
    Am liebsten hätte der Richter dem Knecht eins mit seinem Amtsstab übergezogen. Doch um Ernst Rickinger zu Fall zu bringen, benötigte er Rosi lebendig und nicht tot.
    Verärgert wandte er sich zu Hias um. »Ich werde das Weib zu einem späteren Zeitpunkt verhören. Hol jetzt die Hebamme, damit sie sich um die Gefangene kümmert. Dir aber, Rosi, sage ich eines: Du machst dein Los nicht leichter, wenn du nicht in dich gehst und bekennst, dass Ernst Rickinger der Vater deines Kindes war.« Damit wandte er sich ab und verließ die Zelle.
    Der wackere Stadtknecht wartete, bis er fort war, und zwinkerte Rosi zu. »Jetzt hast du ein paar Tage Ruhe vor ihm. Vielleicht entwickelt sich die Sache in der Zeit zu deinen Gunsten.«
    »Da müsste schon ein ganz großes Wunder geschehen.«
    »Wer weiß?« Damit versuchte Hias, sie zu trösten, und wurde mit einem dankbaren Lächeln belohnt.
    Als der Stadtknecht die Tür hinter sich geschlossen hatte, blieb Rosi im Halbdunkel liegen und spann sich in ihre trüben Gedanken ein. Die Schmerzen wurden wieder stärker, und während sie sich weinend auf der Strohschütte zusammenrollte, fragte sie sich, ob sie sich tatsächlich dem Zorn der Obrigkeit und der Verdammnis durch die Kirche aussetzen sollte, nur um Ernst Rickinger zu schützen. Gewiss, er war freundlich zu ihr gewesen und hatte sich als sanfter und ausdauernder Liebhaber erwiesen. Doch jetzt lag sie in diesem Loch und würde, wenn nicht ein Wunder geschah, bald die Daumenschrauben zu spüren bekommen. Wenn sie Ernst jedoch denunzierte und dieser wegen erwiesener Unzucht an den Schandpfahl kam und aus der Stadt verbannt wurde, würde der Spruch des Richters gnädiger ausfallen.
    Dann aber dachte sie an die Folgen für sich selbst. Der Richter würde sie ins Frauenhaus bringen lassen, und dort musste sie als Hure jedem Kerl zur Verfügung stehen, der ein paar Groschen auf den Tisch des Frauenmeisters legen konnte. Sie kannte einige Männer, die sich darüber freuen und sehr fleißig zu ihr laufen würden, um ihr zu zeigen, dass sie nun die Macht hatten, sie jederzeit und ohne Rücksicht nehmen zu können. Da war es wahrlich besser, wenn sie starb und von den Stadtknechten draußen auf dem Anger verscharrt wurde.
    Die Tür wurde geöffnet, und Kreszenz kam herein. Die Kräuterfrau schleppte einen ganzen Korb mit Verbandmaterial und Arzneien mit sich und stellte diesen ächzend ab. »Du machst ja Sachen!«
    »Ich habe doch überhaupt nichts getan«, antwortete die Kranke. »Man hat mich hierhergeschleppt, weil …« Sie kroch auf Kreszenz zu und sprach mit leiser Stimme weiter. »Der Richter will, dass ich Ernst Rickinger als Kindsvater angebe.«
    Die Kräuterfrau nickte. »Das soll wohl die Rache für den Streich gegen Remigius sein. Der Teufel soll dieses Gesindel holen! Aber jetzt kümmere ich mich erst einmal um dich. Du da«, sie wandte sich an den Stadtknecht, der sie begleitet hatte, »lässt uns jetzt allein. Das ist eine Sache, die nur uns Frauen etwas angeht.«
    Der Mann schluckte und verschwand so rasch, als wäre sie mit dem Knüppel hinter ihm her.
    »Den wären wir los«, erklärte Kreszenz zufrieden und forderte Rosi dann auf, den Unterleib zu entblößen. Während sie die Magd mit kundigen Händen untersuchte, murmelte sie unverständliche Worte vor sich hin. Danach wusch sie Rosis Scham mit einer Tinktur aus verschiedenen Kräutern aus, die Entzündungen vorbeugen sollte, und reichte ihr schließlich einen Tontopf. »Das ist Hühnersuppe. Iss erst mal! Danach sehe ich mir deine Striemen an. Sie scheinen gut zu verheilen. Aber du wirst noch einige Tage am ganzen Körper grün und blau sein.«
    »Es tut nicht mehr ganz so weh wie gestern. Auch hier«, Rosi deutete an sich nach unten, »wird es langsam besser.«
    »Der Jungfrau im Himmel sei Dank!

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