Die Ketzerbraut. Roman
»Der Duft macht mich hungrig!«
Sofort füllte Rosi zwei Näpfe mit der dicken Suppe, stellte sie auf den Tisch und legte die Wurst daneben. »Die ist für dich!«
Ihr Mann sah sie erstaunt an, zog dann sein Messer und teilte die Wurst. Das größere Stück schob er ihr zu. »Du hast es dir verdient.«
Weil ich ein wenig Essen geschenkt bekommen habe?, wollte Rosi fragen, spürte aber, dass sie ihn damit verletzen würde, und tauschte die beiden Wurststücke aus. »Du hast es dir auch verdient!«, sagte sie und begann das ihre mit Genuss zu essen.
»Hast du nicht etwas vergessen?«, fragte Hilarius streng und faltete die Hände zum Gebet.
»Verzeih!« Rosi legte die Wurst wieder hin, wusste aber nicht, ob sie das, was sie im Mund hatte, nun hinunterschlucken durfte.
Daher wartete sie, bis ihr Mann das Tischgebet gesprochen hatte, schluckte dann und sah scheu zu ihm hin. »Es wird nicht wieder vorkommen!«
»Man soll Gott für alles danken, mein Kind, vor allem aber für Nahrung und eine warme Kammer im Winter. Und nun iss!«
Obwohl sie Hunger hatte, griff Rosi eher zögerlich zu. Ihr Mann sah es und lächelte. »Lass es dir schmecken. Übrigens schmeckt die Suppe ausgezeichnet.«
»Danke!«, sagte Rosi verwundert. In Frau Annas Haushalt hatte niemals jemand das Essen gelobt. Die Männer hatten ihren Teil schweigend hinuntergewürgt, und die Frauen – bis auf die Herrin natürlich – hatten sich mit dem begnügen müssen, was übrig geblieben war. Hilarius hingegen zeigte sich ihr gegenüber immer freundlich, dabei musste er in einer Armut leben, die er nie zuvor gekannt hatte. Aber er forderte dafür keinen Lohn von ihr ein. Plötzlich schämte sie sich und spürte, wie es ihr nass über die Wangen rann.
»Du weinst. Bist du wieder krank?«, fragte Hilarius besorgt.
Rosi schüttelte den Kopf und wischte sich die Tränen mit einer resoluten Bewegung ab. »Nein, mir geht es gut. Ich hoffe nur für dich, dass sich unser Schicksal bald ändert. Vielleicht helfen die Rickingers uns wirklich.«
Sie ahnte nicht, dass diese Aussicht ihren Mann erschreckte, denn er verglich sich zu seinen Ungunsten mit Ernst und hatte Angst, dieser könnte erneut Gefallen an Rosi finden.
»Nun, vielleicht kommen wir auch sonst irgendwie zu Geld«, meinte er brummig.
Während er einen Becher Bier trank, spülte Rosi die Näpfe und den Topf und legte zwei weitere Holzscheite nach. »Mehr sollten wir heute nicht verfeuern, sondern bald zu Bett gehen, damit wir Brennmaterial sparen.«
»Gut!« Hilarius nahm seinen alten Mantel und eine Decke und wollte sich vor dem Herd niederlegen. Da fasste ihn Rosi am Arm. »Wird es dir nachts dort nicht zu kalt? Komm lieber zu mir ins Bett!« Sie sagte es aus einer Laune des Augenblicks heraus, doch als sie in seine leuchtenden Augen sah, bereute sie es nicht.
Nachdem sich beide zum Schlafengehen zurechtgemacht hatten, stellte Rosi die Unschlittkerze neben das Bett und schlüpfte als Erste unter die Decken. Hilarius folgte ihr, sichtlich bemüht, seine Leidenschaft im Zaum zu halten.
Das Bett war schmal, und so war es unausweichlich, dass ihre Leiber sich berührten. Rosi spürte seine Wärme, aber durch sein Hemd auch etwas Hartes, das gegen ihr Gesäß drückte, und fragte sich, weshalb sie sich ihm bis jetzt verweigert hatte. Immerhin war er ihr Ehemann und behandelte sie gut. Kurz entschlossen drehte sie sich auf den Rücken und zog ihr Hemd bis zum Bauch hoch.
»Wenn du mich nehmen willst, kann es jetzt sein«, flüsterte sie.
»Dich wollen? Bei Gott, nichts wäre mir lieber als das.« Hilarius schob sich auf sie, raffte sein hinderliches Hemd und begann, seinen Unterleib sanft an ihrem zu reiben.
Rosi erinnerte sich an jenen Abend, an dem er sich mit harten Stößen Befriedigung verschaffte hatte, und schloss ergeben die Augen. Doch zu ihrer Überraschung reagierte ihr Körper auf seine Nähe und drängte sich beinahe gegen ihren Willen an ihn. Sie spürte, wie sein Penis gegen ihre empfindlichste Stelle drückte und langsam in sie eindrang. Die Abscheu, die sie ganz kurz verspürte, schwand rasch, und sie ertappte sich dabei, wie sie mit ihren Händen unter sein Hemd griff, ihre Finger in seinen Nacken krallte und ihm zuflüsterte, er müsse nicht gar so vorsichtig sein.
»Ist alles gut bei dir?«, fragte er.
Rosi nickte lächelnd. »Ja, alles ist gut!«
4.
K urz vor Feierabend suchte Veva noch einmal ihr neues Heim auf, um zu sehen, wie weit die Handwerker gekommen waren.
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