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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sicher, dass es sich bei den Männern um gewerbsmäßige Schmuggler handelte, die leichte, aber wertvolle Ware an den Zollstellen vorbei zu ihrem Zielort transportierten.
    Da der Schnee sogar das Atmen erschwerte, ritten sie schweigend weiter. Es dauerte, bis eine Hütte auftauchte, die einen Steinwurf weit vom Weg entfernt auf einer freien, leicht abfallenden Fläche lag. Einer der Männer sprang ab, reichte die Zügel seines Gauls einem Kameraden und schob den Schnee, der sich vor der Tür der Hütte angesammelt hatte, mit seinem Schwert beiseite. Danach wandte er sich mit einer einladenden Handbewegung an Ernst.
    »Tritt ruhig ein. Jetzt ist es innen noch ein wenig kalt, doch wenn erst die Pferde darin stehen, wird es rasch wärmer werden. Wir können sogar ein Feuer machen und uns eine nahrhafte Suppe kochen.«
    »Ohne Wasser?«, fragte Ernst, da er keinen Brunnen und auch keinen Bach entdeckte.
    »Wir nehmen Schnee und schmelzen ihn. Das schmeckt besser als das Wasser in München. Dort können es ja nicht einmal die Gäule saufen.« Der Mann lachte wieder, als wäre das Leben nur ein einziger großer Scherz.
    Da Ernst nicht sofort reagierte, packte er ihn und zerrte ihn aus dem Sattel. »Je länger du zauderst, umso länger müssen wir frieren«, sagte er und stieß Ernst in die Hütte hinein.
    Dort war es zunächst so dunkel wie in einer Neumondnacht. Einer der Männer entfachte jedoch mit Stahl, Feuerstein und etwas Schießpulver eine Flamme, nährte sie mit trockenem Moos und Kiefernrinde und zündete daran eine Unschlittkerze an, die er aus einer alten Truhe an der Hüttenwand zog.
    Ernst sah sich um. Zwar befand sich im hinteren Teil des Gebäudes ein wenig Heu und Stroh, aber nicht genug für den Wintervorrat eines Bauern. Dafür standen mehrere primitive Hocker an einer Wand, und in der Mitte fasste ein Kreis aus großen Feldsteinen eine Feuerstelle ein. Offensichtlich war die Hütte ein Schmugglernest. Ernsts Eindruck verstärkte sich noch, als einer der Männer einen Kochkessel aus der Truhe holte und draußen mit Schnee füllte. Ein anderer entzündete ein fast rauchlos brennendes Feuer aus Tannenzapfen und Kiefernrinde und stellte einen Dreifuß darüber, an den der mit Schnee gefüllte Kessel gehängt wurde.
    Die Männer mussten mehrfach Schnee nachholen, bis sich genug Wasser im Kessel befand, um damit kochen zu können. Nun kamen getrocknete Erbsen und geräucherter Speck in den Kessel. Bald zog ein verführerischer Duft durch die Hütte, und Ernst fühlte sich mit den Umständen versöhnt.
    Als die Suppe fertig war, stellten die Schmuggler den Kessel in die Mitte und zogen ihre Löffel hervor. »Lasst es euch schmecken«, erklärte der Anführer und begann zu essen. Ernst, Sepp und die zwei anderen taten es ihm gleich und löffelten den Eintopf gemeinsam aus dem Kessel.
    Als dieser leer war, wandte sich der Hauptschmuggler wieder an Ernst. »Ein Schlückchen Branntwein gefällig?«
    Sepps Kopf ruckte hoch, und er sah seinen Herrn bittend an. »Das wäre bei dieser Kälte sicher nicht schlecht, meint Ihr nicht auch?«
    Kalt war es Ernst nicht mehr. Der Eintopf wärmte von innen heraus, und durch die Pferde waren die Temperaturen in der Hütte erträglich geworden. Dennoch nickte er und nahm einen Lederbecher entgegen, den ihm einer der Schmuggler bis zum Rand füllte.
    »Worauf wollen wir trinken?«, fragte er.
    »Auf uns und darauf, dass wir unseren Auftrag gut erfüllen«, antwortete der Anführer und stieß vorsichtig mit ihm an, um ja nichts zu verschütten.
    »Auf eine baldige, glückliche Ankunft in Innsbruck«, antwortete Ernst und führte den Becher zum Mund.
    Während er das scharfe Zeug in kleinen Schlucken trank, schütteten die drei Schmuggler es in einem Zug hinunter und stellten ihre Becher ab. Im nächsten Moment war einer von ihnen aufgestanden und trat hinter Sepp, der beim Trinken den Kopf weit zurückgelegt hatte, zog seinen Dolch und schnitt ihm die Kehle durch.
    Ernst sprang entsetzt auf und wollte nach seinem Schwert greifen. Da stürzten sich die beiden anderen Kerle auf ihn und rissen ihn zu Boden. Noch während er verzweifelt kämpfte, um die Hände abzuschütteln, die ihn festhielten, schlug Sepps Mörder ihm den Knauf seines Dolchs gegen die Schläfe, und er versank in einer schier endlosen Dunkelheit.
    Der Anführer der Kerle blickte auf die reglos am Boden liegenden Männer und tippte Ernst mit der Fußspitze an. »Ich hoffe, du hast ihm nicht den Schädel

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