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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ihn ordentlich schröpfen.
    Haselegner sah das spöttische Grinsen des Raubritters und bereute zutiefst, sich mit ihm eingelassen zu haben. Doch nun war es nicht mehr zu ändern. »Ich nehme Eure Männer als Begleitschutz in meine Dienste«, sagte er. »Allerdings wird es noch einige Wochen dauern, bis meine Waren aus Italien kommen. Da solltet Ihr vorher noch einen anderen Auftrag übernehmen!«
    Gigging sah ihn interessiert an. »Hast du einen solchen Auftrag für mich?«
    »Nein, leider nicht. Aber wie wäre es mit Jakob Fugger aus Augsburg? Der ist reich genug, um sich zehn Begleitmannschaften Eurer Sorte leisten zu können.«
    »Dieser geadelte Pfeffersack verfügt über eigene Kriegsknechte und hat überall Vorspannpferde untergebracht. Der kann auf meine Dienste verzichten!« Giggings Stimme klang giftig, denn er hätte Fugger liebend gerne um ein paar Wagenladungen erleichtert. Dessen Handelszüge wurden jedoch zu gut geschützt, um sie gefahrlos überfallen zu können. Da war es besser, kleinere Kaufleute auszurauben, deren Geiz sie verführte, mehr auf Gottes Hilfe zu vertrauen als auf eine ausreichende Zahl an Waffenknechten.

19.
    G igging blieb bis Innsbruck an Haselegners Seite und sparte nicht mit Sticheleien. In dem Augenblick aber, in dem sie Ferdinand Antschellers Haus erreichten, verwandelte er sich in einen wackeren Ritter, der reichen Kaufherren für ein paar Gulden Schutz gegen Räuber bot. Er grüßte Ferdinand Antscheller freundlich und machte dessen nun einziger Tochter Josefa ein paar schlüpfrige Komplimente, über die sie trotz der zur Schau getragenen Trauer über ihre tote Schwester geschmeichelt kicherte.
    Haselegner blieb zunächst unbeachtet und reagierte recht barsch, als Antscheller ihn schließlich ansprach. Dann aber erinnerte er sich daran, dass er hier den trauernden Witwer spielen musste. »Ich hoffe, Schwiegervater, Ihr habt mein Weib mit allen Ehren begraben«, sagte er, um den schlechten Eindruck zu verwischen.
    Der Innsbrucker Kaufherr nickte. »Das habe ich. Ich werde gleich mit dir zum Friedhof gehen, damit du an ihrem Grab beten kannst. Ich habe übrigens auch zwanzig Seelenmessen auf deinen Namen bestellt und das Geld dafür ausgelegt.«
    »Das war sehr freundlich von Euch!« Haselegner nickte eifrig, knirschte aber innerlich mit den Zähnen. Mit dieser zusätzlichen Ausgabe hatte er nicht gerechnet. Aber wenn er die Summe nicht beglich, würde er sich in ein schlechtes Licht setzen. Daher presste er ein paar Tränen hervor und beklagte, sein geliebtes Weib so früh verloren zu haben.
    Gigging, der danebenstand, hielt sich die Hand vor den Mund, um sein Grinsen zu verbergen. Er wusste genau, auf welche Weise die junge Frau ums Leben gekommen war, und überlegte, ob er Haselegner nicht auch dafür um ein paar Gulden erleichtern konnte. Immerhin hatte der Kerl von seinem Schwiegervater eine ansehnliche Mitgift erhalten.
    Ebendiese war auch der Grund, der Antscheller bewogen hatte, einen Gang zum Kirchhof vorzuschlagen. Dort konnte er mit Haselegner unter vier Augen reden. Er überließ Gigging der Fürsorge seiner Tochter und forderte seinen Schwiegersohn auf, mit ihm zu kommen.
    Auf dem Weg zum Friedhof schwiegen sie. Erst als sie vor dem Grab der jungen Frau standen und ein paar Tropfen Weihwasser daraufträufelten, wandte Antscheller sich an seinen Schwiegersohn. »Es ist mir schwergefallen, mein Kind hier begraben zu müssen. Sie war noch so jung und – wie der Arzt mir sagte – mit einem Kind gesegnet. Wie gerne hätte ich es aufwachsen sehen.«
    Da Antscheller die Tränen in die Augen stiegen, übersah er die schnell wechselnden Gefühle, die sich auf dem Gesicht seines Schwiegersohns abzeichneten.
    Haselegner fühlte den Boden unter sich wanken. Johanna war schwanger gewesen! Also hatte er zusammen mit seiner Frau auch sein eigenes Kind umgebracht! Eine Zeitlang starrte er so entsetzt auf den Erdhügel, unter dem Johanna ruhte, als befürchte er, die Ermordete würde heraussteigen und ihn seiner Tat anklagen. Doch nichts geschah. Nur die ersten Frühlingsblumen, die auf einigen Gräbern gepflanzt waren, wiegten sich sanft im Wind. Dennoch trat Haselegner einen Schritt zurück und blickte zum Ausgang, als suche er einen Fluchtweg.
    Sein Schwiegervater zog ihn jedoch wieder näher zum Grab und legte ihm den rechten Arm um die Schulter. »Was der Herrgott in Seiner Allmacht beschlossen hat, dürfen wir Menschen nicht beklagen. Auch wenn ich um meine Tochter

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