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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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während der Schwab scharf die Luft einsog. »Da war doch was mit dem Thürl – ich wollte sagen, dem Doktor Portikus.«
    »Das ist richtig«, antwortete Veva. »Doch wen hält Jakob Fugger für den Mann, der die Tat vollbracht hat?«
    »Irgendeinen Ritter, Gickerl heißt er, glaube ich.«
    »Gigging«, korrigierte Veva. »Diesem Gigging bin ich eben begegnet. Aber das ist nicht alles. Er hat sich mit genau derselben Geste an den Kopf gefasst wie der Anführer der Räuber, die Bartl und mich damals überfallen haben. Diese Handbewegung ist mir schon in Augsburg an ihm aufgefallen. Aber jetzt habe ich mich zum ersten Mal deutlich an den Überfall erinnert.«
    Nach Vevas Erklärung herrschte erst einmal Schweigen. Dann wiegte der Schwab den Kopf. »Das würde ja bedeuten, dass sowohl Euer Bruder wie auch Euer Mann von demselben Schurken umgebracht worden ist!«
    Vevas nickte bedächtig.
    »Aber wie kann das sein? Bei Ernst hieß es doch, Portikus habe Gigging dazu gebracht, ihm aufzulauern und ihn umzubringen. Portikus hatte jedoch keinen Grund, Euren Bruder tot sehen zu wollen«, wandte Lina ein.
    »Ich weiß auch nicht, wie das zusammenhängt. Aber ich werde es herausfinden!« Veva klang entschlossen und kämpferisch.
    Der Schwab ballte in zorniger Erregung die Faust, als ihm plötzlich etwas einfiel. »Mir läuft seit Tagen etwas nach, von dem ich nicht weiß, ob ich es sagen soll oder nicht.«
    »Raus damit!«, herrschte Veva ihn an.
    Der Knecht wirkte beinahe verängstigt, als erwarte er, für seine Worte Prügel zu beziehen. »Ihr dürft mir aber nicht böse sein! Erinnert Ihr Euch noch, wie die Leichen Eures Mannes und des armen Sepp ins Haus gebracht worden sind? Der Herr war übelst zugerichtet und im Grunde nur noch an seiner Kleidung und seinem Ring zu erkennen – wobei ich mich frage, wieso die Räuber ihm den gelassen hatten. Sepp hingegen wies außer der tödlichen Wunde am Hals lediglich ein paar Schrammen auf. Das hätte mir damals schon auffallen müssen, denn auch das passte nicht zusammen. Vor allem aber hätte ich über etwas noch Seltsameres nachdenken müssen.«
    »Himmelherrgott, so rede doch!«, schimpfte Veva.
    »Mir ist der kleine Finger von Ernsts linker Hand komisch vorgekommen. Bei der Leiche war er so krumm, als wäre er einmal gebrochen gewesen und schief zusammengewachsen. Als Ernst jedoch von München aufgebrochen ist, war der Finger noch in Ordnung.«
    »Vielleicht ist er ihm bei dem Überfall gebrochen worden?«, mutmaßte Cilli.
    Der Schwab schüttelte den Kopf. »Das war kein frischer Bruch. Das hätte ich bemerkt!«
    »Jetzt, wo du es sagst, auch ich habe den Finger gesehen und mich gewundert«, meldete sich die alte Lina zu Wort. »Ich kannte Ernst von Kindheit an und kann sagen, dass er sich an der Stelle niemals verletzt hat. Und ich glaube ebenfalls nicht, dass dieser Bruch frisch war. Beschwören könnte ich es jedoch nicht.«
    »Ich auch nicht«, erklärte der Schwab. »Aber nennt mir einen Grund, weshalb die Räuber Ernsts Gesicht unkenntlich machen hätten sollen und das vom Sepp nicht.«
    »Jetzt sage endlich, worauf du hinauswillst!« Veva glaubte zu wissen, was ihr Knecht andeuten wollte, wagte aber nicht, es in Worte zu fassen.
    Der Schwab stand auf, stemmte sich mit beiden Händen auf den Tisch und ließ seinen Blick über die drei Frauen wandern. »Wenn ihr mich fragt, haben wir nicht Ernst Rickinger, sondern einen Fremden begraben.«
    »Du meinst, Ernst lebt noch?«, rief Lina mit erwachender Hoffnung aus.
    »Ob er noch lebt, kann ich nicht sagen. Nur eines scheint mir klar zu sein: Der Tote, den Haselegner gebracht hat, war nicht Ernst, sondern ein anderer, der seine Stelle einnehmen sollte.« Mit einem Mal war der Schwab sich dessen ganz sicher und wandte sich mit einem verlegenen Lächeln an Veva. »Wenn man den Mann ausgezogen hätte, würdet Ihr erkannt haben, dass es nicht Ernst Rickinger war.«
    »Dafür spräche auch, dass man Ernst seinen Ring nicht abgenommen hat. Welcher Räuber lässt Gold am Finger eines Toten?«, rief Cilli erregt aus.
    Veva nickte, hob dann aber unschlüssig die Hände. »Welchen Sinn sollte es für die Räuber gehabt haben, den Tod meines Mannes vorzutäuschen?«
    Der Schwab zog die Schultern hoch. »Das weiß ich nicht. Aber sie haben es getan!«
    »Dann wäre es möglich, dass Ernst noch lebt!« Lina faltete die Hände und bat die Heilige Jungfrau, ihren Herrn zu beschützen und zu seiner Frau zurückzuführen.
    Auch Veva betete

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